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Würzburg
Nach Messerangriff: Würzburger Spendenverein kontert AfD-Vorwürfe
"Würzburg zeigt Herz" sammelt Spenden für die Opfer der Messerattacke und wird von der AfD angegriffen. Was der Verein zu den Anschuldigungen sagt und mit den Spenden tut.
Der Messerangriff in Würzburg hat eine Welle des Mitgefühls ausgelöst. Ein Verein sammelt Spenden.
Foto: Silvia Gralla | Der Messerangriff in Würzburg hat eine Welle des Mitgefühls ausgelöst. Ein Verein sammelt Spenden.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 09.02.2024 00:46 Uhr

Der Verein "Würzburg zeigt Herz", der Spenden für die Opfer des Messerangriffs sammelt, wehrt sich gegen Vorwürfe des AfD-Kreisverbands Würzburg. In einem Facebook-Posting wirft die AfD den Spendensammlern vor, Gelder nicht an die Opfer weiterzureichen. Judith Jörg, stellvertretende Vorsitzende des Vereins, entgegnet: "Das ist Quatsch, die Spenden gehen zu 100 Prozent an die Opfer und Hinterbliebenen."

Die Vorwürfe der AfD auf Facebook lauten beispielsweise so: "Wenn Sie Geld für die Opfer des Messerattentates überweisen, bekommen das nicht die Opfer." Stattdessen, so die Behauptung, würde mit den Spenden die Ausbildung von Traumatherapeuten finanziert. Man habe mit zwei Vorstandsmitgliedern des Vereins telefoniert, die sich geweigert hätten, zu bestätigen, dass die Spenden direkt an die Opfer fließen.

Judith Jörg: AfD Würzburg hat Vereinsvorsitzende überrumpelt

Gänzlich anders klingt die Schilderung von Judith Jörg, der dritten Bürgermeisterin der Stadt Würzburg. Der stellvertretenden Vereinsvorsitzenden zufolge hat in den vergangenen Tagen ein anonymer Anrufer die ehrenamtlichen Vorsitzenden des Vereins überrumpelt und versucht, ihnen diskreditierende Äußerungen in den Mund zu legen. Erst nach mehrmaliger Aufforderung habe der Anrufer sich als AfD-Mann zu erkennen gegeben, sagt Jörg. Sie selbst sei nicht kontaktiert worden.

1300 Einzelspenden sind Jörg zufolge bis vergangenen Freitag eingegangen, der genaue Betrag werde jetzt ermittelt. Er gehe in den niedrigen sechsstelligen Bereich. Die Spenden seien teils zweckgebunden und müssten aufwändig sortiert werden. Der Verein werde rechtlich beraten und bekomme Unterstützung von einem Steuerberater. Man wolle verhindern, dass die Opfer nach Erhalt der Spenden noch Steuern zahlen müssten. Sie sei "geschockt über die blanke Verunglimpfung", sagt Jörg. "Wir machen das ehrenamtlich in unserer Freizeit. Wir wollen doch nur helfen."

Großteil der Spenden geht direkt an Opfer, kleiner Teil für Traumatherapie

Tatsächlich solle ein kleiner Teil der Spenden schon bald in eine Traumatherapie der Opfer fließen, teilt Jörg mit. Mit einer schnellen therapeutischen Behandlung könnten insbesondere bei den minderjährigen Opfern langfristige Schäden abgemildert werden. Der Hauptteil der Spenden gehe unmittelbar an die Beteiligten, sobald man vollen Überblick über die Lage habe.

Der Verein selbst werde aus Pietätsgründen zunächst nicht an die Opfer herantreten, sagt Jörg. Man stehe in Kontakt mit den Opferbeauftragten der Polizei, die die Hilfe vermitteln. Sie rechne damit, dass die Opfer auf den Verein zugehen, sobald sie dazu in der Lage sind.

Auch der Landkreis Würzburg hat sich an "Würzburg zeigt Herz" gewandt und sammelt Spenden für das Mädchen, das bei dem Messerangriff seine alleinerziehende Mutter verloren hat. Das Jugendamt des Landkreises hat die Vormundschaft für die Elfjährige übernommen.

Um Stellungnahme gebeten, sagt Mario Cerdini, stellvertretender Vorsitzender des AfD-Kreisverbands: "Trotz mehrfacher Nachfrage meinerseits konnten die Vorsitzenden von 'Würzburg hat Herz' mir nicht bestätigen, wohin das Geld geht." Dies sei auch auf der Webseite des Vereins nicht ersichtlich, weshalb er beim Verein angerufen habe. Dabei habe er er sich namentlich vorgestellt. Belege für die auf Facebook geäußerte Behauptung, die Spendengelder kämen nicht bei den Opfern an, nannte Cerdini auf Nachfrage nicht.

Der Verein

"Würzburg zeigt Herz" wurde 2019 gegründet, um Kindern und Familien in Not schnell und unkompliziert zu helfen. Vorsitzende sind die Würzburger Stadträtin Christiane Kerner und die dritte Bürgermeisterin Judith Jörg. Nach der Messerattacke hatten die zuständigen Fachberatungsstellen im Sozialreferat der Stadt Würzburg den Verein um finanzielle Unterstützung gebeten. Mit den Spenden soll "unkompliziert Hilfe zur Traumabewältigung der Opfer und Hinterbliebenen" geleistet werden. 
Quelle: Würzburg zeigt Herz e.V.
 
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  • Walger14591609
    Schön, dass dieses Pack bislang in Würzburg keinen Fu#zeh auf die Erde bringt. Daher rühren derlei verzweifelte Aktionen. Trotzdem natürlich recht widerlich, wie das meiste, was angeblich 'besorgte' Bürger so absondern.
    Da ist weder Besorgtheit noch Bürgerlichkeit ernst gemeint oder ernst zu nehmen.
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  • thomashemmerich@web.de
    Man mag von der AFD halten was man mag, an die Art und Weise wie versucht wurde an Infos zu kommen, kann man auch streiten (machen Journalisten aber oft auch nicht anders), aber es kann doch nicht sein, dass die Spendensammler sagen und von vornherein bestimmen, für was das Geld verwendet werden soll.

    Somit trotz aller Widrigkeiten ein Dank an die AFD dafür, dass dies bekannt wurde.

    Wenn schon Geld für die Opfer gesammelt wurde und wird, wenn im Vorfeld gesagt wird, dass Geld kommt zu 100 % bei den Opfern an, wieso wird dann bitte anders verfahren, als nach außen kommuniziert wird? Sorry, aber das geht mal gar nicht. Die Opfer sollen doch bitte selbst bestimmen, für was sie das Geld verwenden und wenn sie es für Traumatherpeuten verwenden wollen, bitte. Dann aber aus freien Willen heraus. Punkt.

    Allerdings bin ich der Meinung, dass hier der Staat gefordert. Es kann nicht sein, dass die Opfer und deren Angehörigen jetzt evtl auch noch sschauen müssen, wie sie Geld & Hilfe bekommen.
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  • flyarcus@gmx.de
    Opfer müssen zu 100% kostenlosen Zugang zu allen möglichen Hilfseinrichtungen inklusive eines Therapeuten haben und Spenden müssen zu 100% direkt auf das Konto des/der Opfer, alles andere ist eine Schande!
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  • jebusara@web.de
    Die Afd hat wieder einmal aufgedeckt was wohl bedeckt bleiben sollte. Alle Kritiker sollten den Artikel mehrfach lesen, irgendwann wird er dann hoffentlich verstanden. Die Spendengelder fließen nämlich tatsächlich in eine Traumatherapie. Wie schon von anderen Kommentatoren angemerkt wurde müssen die Opfer sehen wo sie Hilfe bekommen und wie sie diese finanzieren, der Täter hingegen bekommt alle Hilfe die er benötigt. Auf unsere Kosten! Das ist der wahre Skandal hierzulande.
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  • j.sattelberger2909@gmail.com
    @winnem: Vielleicht sollten Sie den Artikel mal genau lesen. "Ein kleiner Teil der Spenden geht an Traumatherapeuten". Wie kommen Sie zu der Behauptung das ganze Geld geht an Therapeuten? Haben Sie Belege für Ihre Behauptung? Wahnsinn wie die AFD-Fanboys alles glauben was diesen unsäglichen Populisten auf Facebook verbreiten...
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Man kann es aber auch anders formulieren:

    Die Apokalypse für Deutschland mit ihrem "erdfarbenen" Weltbild hat es wieder einmal geschafft, ihre Lemminge aus der Reserverve zu locken ...
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  • Zugut
    Sie und viele hier tun ja immer gerade so, als ob Sie einen ehernen Kampf gegen eine grosse Menge AFDler führten. Das führt zu Partisaneneifer, wo kaum Gegner sind. In Wü haben diese Leute doch einen megageringen Anteil. Ein paar verirrte Geister. Ihrer Attitude nach ists ein ganzes Heer, dem Sie sich verbal entgegenstemmen. Dabei geht vernüftiger Proporz, auch gesunder Menschenverstand genannt, unter. Alles ist Nazi, was nicht Antifantisch ist. Mir ist das zu billig und zu einfach. Sie üben verbalen Widerstand und sind in der ohnehin liberaken Stadtgesellschaft Würzburgs doch auch nur Mainstream. Das wahre Heldenhafte besteht aber in Taten der Mitmenschlichkeit. Also freute ich mich, Sie bei der Freiwilligen Feuerwehr zu begrüssen. Da fehlen Sie dringend.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Wehret den Anfängen ...
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  • Zugut
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Im übrigen übe ich schon ein anderes Ehrenamt aus, was viel spannender ist ...
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  • 4650246
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  • 4650246
    Kommunalpolitiker im Spessart auf der anderen Seite der Mitte?
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Sagen wir es mal so:

    Sie möchten mir nicht gegenüber sitzen ...
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  • TLW-tu_W
    "Tatsächlich solle ein kleiner Teil der Spenden schon bald in eine Traumatherapie der Opfer "

    Traumatherapie der OPFER.
    Ich weiß nicht, wie Sie nun auf die Idee kommen, das Geld würde für den Täter aufgewendet werden.
    Vermutlich haben Sie den Artikel nicht richtig gelesen.
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  • Oreus
    Wie arrogant, und doof. muss man denn sein um aus so einem traurigen Ereignis noch Kapital zu schlagen versucht!!!
    Die AfD hätte ja sagen können, dass das alles andere, als richtig war (das Mindeste, was man von einer legitimen Partei erwarten dürfte!), aber sie versucht daraus sogar noch mehr Kapital zu schlagen und die Menschen noch mehr gegeneinander aufzuhetzen...
    Dieses Verhalten ist ein Prunkstück in der Historie dieser unsäglichen Partei!
    Und ich kann mich nur wundern, wie viele Menschen diesem Geschwaddel die Treue hält, anstatt endlich mal zu sagen: Bis hierher, und nicht weiter!
    Die werden Deutschland niemals regieren! Nicht, solange ich lebe!
    Die werden bestenfalls immer nur die lästigen Wadenbeißer sein, die die Politik behindern. Mehr werden die aber niemals sein!
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  • suedbahnhof
    Die AfD in Würzburg ist schlichtweg ein erbärmlicher Haufen. Das fängt bei dem antisemitischen Video von damals am Sternbrunnen an, geht über Shakehands mit den NPD-Nazis letzte Woche und hört bei dem kruden Direktkandidaten, dessen Name einer Nennung nicht Wert ist, noch lange nicht auf.

    Aber die Würzburger wissen mit den Bräunlingen gut umzugehen, wie die Wahlergebnisse der letzten Jahre zeigen.
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  • Zugut
    Nanu? Wo ist meine Frage hin?
    Die Therapien des Täters zahlt der Steuerzahler zu 100 Prozent und die der Opfer nicht? Ich verstehe das nicht und würde mich über sachdienliche Antworten ehrlich freuen. Wozu hier die Zensur?
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  • flyarcus@gmx.de
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  • TLW-tu_W
    "Meinungsfreiheit ist eine tolle Sache. Und eine enorm wichtige Sache außerdem. Aber gerade im Internet wird dieses Wort oft falsch verstanden. Denn “Meinungsfreiheit” ist nicht gleichbedeutend mit “Ich darf alles sagen was ich will und wo ich will“. Wir leben glücklicherweise in einem Land, in das Recht auf freie Meinungsäußerung herrscht und niemand wegen seiner Meinung verfolgt werden darf. Aber auch wenn jeder ein Recht auf seine Meinung hat, folgt daraus nicht, dass man auch das Recht hat, diese Meinung überall kund zu tun. "

    https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2014/04/21/geloeschte-kommentare-sind-keine-zensur-was-ist-meinungsfreiheit/

    Es bleibt weiterhin dabei. Gelöschte Kommentare sind keine Zensur.
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  • tommy33
    „ Tatsächlich solle ein kleiner Teil der Spenden schon bald in eine Traumatherapie der Opfer fließen, teilt Jörg mit. Mit einer schnellen therapeutischen Behandlung könnten insbesondere bei den minderjährigen Opfern langfristige Schäden abgemildert werden.“

    Du wirst Opfer einer grässlichen Tat und eine Behandlung soll dann mit Spenden bezahlt werden? Gibts dafür nicht ne Krankenkasse, oder sollte hier nicht der Staat finanziell einspringen? Vielleicht ja noch aus der eigenen Kasse finanzieren? Schön dass der Staat jetzt den Täter zu 100% finanziert! Was kommt noch alles auf uns Bürger zu?
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