zurück
Würzburg/München
Meinung: Keine Ausnahmen! Wenn der Wassercent in Bayern kommt, dann bitte für wirklich alle Wassernutzer
Der Investitionsbedarf für eine sichere Wasserversorgung ist enorm. Unser Autor meint: Eine Extra-Abgabe auf den Wasserpreis in Bayern macht nur Sinn, wenn alle zahlen.
Bayerns Staatsregierung plant einen staatlichen Aufschlag auf den Wasserpreis, um die marode Wasser-Infrastruktur zu sanieren. Ob es Ausnahmen geben soll, ist aber noch nicht entschieden.
Foto: Arkadius Guzy, dpa | Bayerns Staatsregierung plant einen staatlichen Aufschlag auf den Wasserpreis, um die marode Wasser-Infrastruktur zu sanieren. Ob es Ausnahmen geben soll, ist aber noch nicht entschieden.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 01.06.2024 02:50 Uhr

Inflation, Strompreise, Energiekosten: Alles wird teurer. Da verwundert es nicht, dass der von der Staatsregierung angekündigte staatliche Aufschlag auf den Wasserpreis in Bayern von der Industrie über die Landwirtschaft bis hin zu den Kommunen auf viel Widerstand stößt. Und dass sich auch Bürgerinnen und Bürger fragen, warum sie nun auch noch für das Wasser pro Jahr ein paar Euro mehr bezahlen sollen.

Klar ist: Ein solcher "Wassercent" kann sehr wohl Sinn machen – wenn er richtig angegangen und eingesetzt wird. Denn der Investitionsbedarf für eine dauerhaft sichere Wasserversorgung geht in die Milliarden: Bayernweit müssen marode kommunale Trink- und Abwasseranlagen saniert werden. Im zunehmend trockenen Unterfranken braucht die Landwirtschaft teure Bewässerungssysteme. Und überall muss Wasserinfrastruktur in Landschaft und Städten neu geplant und umgebaut werden – weg von der schnellen Wasserableitung hin zum Regenwasser-Rückhalt. 

Gefährliche Defizite: Bei der Wasserversorgung ist viel zu wenig passiert

Die Probleme rund ums Wasser sind lange bekannt, ebenso die möglichen Lösungen. Doch passiert ist bislang viel zu wenig: CSU und Freie Wähler ignorieren im Landtag beharrlich die gefährlichen Defizite bei der Kontrolle des Wasserverbrauchs – trotz dauerhaft sinkender Grundwasserstände. "Runde Tische" beim Ministerpräsidenten brachten ebenso wenig Konkretes wie wortreiche Konzepte zur "Wasserzukunft 2050".

Warum ein "Wassercent" in Bayern daran etwas ändern könnte? Weil die geplante zweckgebundene Abgabe viel Geld in die Staatskasse spülen würde, das dann umgehend wieder in eine bessere Wasserinfrastruktur investiert werden kann und muss.

Für das Wasser müssen alle zahlen - gerade die, die vom Wasser profitieren

Das funktioniert aber nur, wenn wirklich alle Wassernutzer – und nicht nur die privaten Haushalte – die neue Abgabe bezahlen: also auch Industrie, auch Handwerk, auch Landwirtschaft. Schließlich profitieren nicht zuletzt die gewerblichen Nutzer von einer dauerhaft gesicherten, gerechten und leistungsfähigen Wasserversorgung. Deshalb: Wenn der Wassercent tatsächlich auch in Bayern kommt, dann bitte ohne Ausnahme für alle Wassernutzer.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Schweinfurt
Kitzingen
Bad Kissingen
Bad Neustadt
Henry Stern
CSU
Freie Wähler
Inflation
Landwirtschaft
Unterfranken
Wasserentnahme in Unterfranken
Wirtschaftsbranche Wassergewinnung und Wasserversorgung
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Armin Genser
    Der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft fordert den Wassercent für alle. Sowohl für die Verbraucher, die Landwirtschaft, das Handwerk, die Industrie und für die Energieversorger. Die Abgabe muss zweckgebunden verwendet werden.

    Eine Untersuchung durch das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und das Institut für Umwelt- und Planungsrecht in Leipzig kamen zu dem Ergebnis, dass es bei der Erhebung des Wassercents keine Ausnahmen geben dürfe.

    Es bleibt abzuwarten, ob unser Ankündiger, Herr Söder, das Gesetz noch bis zur Sommerpause ins Kabinett einbringt.
    Wahrscheinlich arbeitet er noch an den vielen Ausnahmen (z.B. Landwirtschaft - angekündigt in der Regierungserklärung, Sommer 2021).
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hubert Endres
    Herr Stern. Ein sehr guter Kommentar. Jedoch bin ich in einer Sache anderer Meinung. Das Grundwasser gehört allen und wer dies ( außer Kommunen und Städte ) aus dem Erdreich entnimmt und damit ein Gewerbe betreibt oder damit Profit erzielt, muss dafür auch zahlen. Jedoch solle ein Teil der Einnahmen nicht nur in den Grundwasserschutz usw. fließen, sondern den Städten und Kommunen für Investitionen in die Trinkwasserversorgung und Unterhaltung zugute kommen. Die Netze, Brunnen und sonstige Einrichtungen sind marode und müssen in der nahen Zukunft saniert werden. Aktuell wird dies über die Beiträge oder Gebühren vom Verbraucher beglichen. Hier müssen enorme staatliche Zuschüsse zusätzlich bereit gestellt werden, sonst ist dies nicht zu schaffen. Allein schon wegen der Trinkwasserqualität ist dies zwingend notwendig. Und der Wassercent führt dann vielleicht auch zum besseren Umgang mit diesem Lebensmittel. Vielen ist dies noch nicht bewusst, dass dies auch endlich sein kann.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Johannes Metzger
    Da kann man dem Autor nur zustimmen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hans-Martin Hoffmann
    Kann ich mir schon wieder vorstellen

    dass die Normalbürger/innen (mit Wasserzähler) noch mehr Steuern abdrücken dürfen, damit die Großentnehmer weiter (am besten noch mengenmäßig völlig unkontrolliert) kostenlos großentnehmen können, bis gar kein Wasser mehr aus der Leitung kommt und alle das auf Flaschen gezogene Wasser von den Großkonzernen kaufen "dürfen".

    Und dann jammern die armen Großkopferten sicher wieder darüber, wenn die Leute ein klein wenig unmutig werden und "Protest" wählen...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten