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Würzburg
Mehr als ein Haustier: Würzburger Jägerin gibt Einblicke in die Ausbildung und Welt der Jagdhunde
Seit jeher gehören Jagdhunde selbstverständlich zum Jagdwesen. Doch was macht einen guten Jagdhund aus und warum gibt es Uneinigkeiten bei den Erziehungsmethoden?
Die Jägerin Kerstin Mauckner-Kühnel und ihr Jagdhund Lenz vom Kellerwald beim Spaziergang in Mauckner-Kühnels Pirschbezirk in Kist. 
Foto: Patty Varasano | Die Jägerin Kerstin Mauckner-Kühnel und ihr Jagdhund Lenz vom Kellerwald beim Spaziergang in Mauckner-Kühnels Pirschbezirk in Kist. 
Eva Kröger
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:39 Uhr

Geduld, Willensstärke, Ruhe. Das sind klassische Charaktereigenschaften, die ein Jagdhund mitbringen sollte. Der fünfjährige Deutsch Drahthaar Rüde 'Lenz vom Kellerwald' konnte bereits beweisen, dass er diese Eigenschaften besitzt. Er ist ein ausgebildeter und geprüfter Jagdhund. Besitzerin von Lenz ist Kerstin Mauckner-Kühnel, Jägerin und Referentin für das Hundewesen bei der Kreisgruppe Würzburg des Bayerischen Jagdverbandes. Bei einem Waldspaziergang durch ihren Pirschbezirk in Kist erzählt sie, was einen guten Jagdhund ausmacht und worauf es bei der Ausbildung ankommt. 

Doch wofür wird ein Jagdhund überhaupt gebraucht? "Die Nase, das Gespür und das Gehör eines Hundes sind bei der Jagd nicht zu ersetzen. Ein Hund wittert, dass da etwas ist, lange bevor ich es kann. Auch für die Suche nach angeschossenem oder verletztem Wild werden die Hunde benötigt", erklärt Mauckner-Kühnel. Es gebe zwar Jäger ohne Hunde, es solle aber auf jeder Jagd mindestens ein Hund dabei sein. 

Der Weg eines Jagdhundes beginnt im Zuchtbetrieb. "Alle Welpen, die aus der jagdlichen Zucht kommen, sind automatisch Jagdhunde", so Mauckner-Kühnel. Es eignen sich jedoch nur bestimmte Rassen für den Job, darunter ist neben dem Deutsch Drahthaar beispielsweise auch der Labrador und der Golden Retriever. Nach dem Kauf eines Jagdhundes übernehmen meist die Besitzerinnen oder Besitzer selbst die Ausbildung. Nur in seltenen Fällen wird die Ausbildung von professionellen Ausbilderinnen und Ausbildern übernommen.

Die erste Stufe der Ausbildung ist der Gehorsam

Die Ausbildung lehrt verschiedene Fähigkeiten, die bei der Jagd wichtig sind. "Die erste Stufe der Ausbildung ist der Gehorsam. Ohne Gehorsam keine jagdliche Ausbildung. Das muss sein, zum Schutz des Hundes, der Umwelt und der Jäger", erklärt die Jägerin. Geprüft werden im weiteren Verlauf der Ausbildung unter anderem noch Leinenführigkeit, Apport und Nachsuche von angeschossenem Wild. Im Alter von ungefähr zwei bis drei Jahren hat ein Jagdhund in der Regel alle nötigen Prüfungen abgelegt. Besonders wichtig ist die Brauchbarkeitsprüfung. "Das ist die Prüfung, mit der Hunde als jagdlich brauchbar bestätigt werden", so Mauckner. 

"Ein sinnvolles Training bedient sich sowohl der Belohnung, als auch der Bestrafung", heißt es im Ratgeber 'Der Weg zum erfolgreichen Jagdhund' von Blawte und Fries. Dieses Prinzip wird in vielen Ratgebern beschrieben. Mauckner sagt aber: "Bestrafen würde ich meinen Hund gar nicht. Wenn er etwas nicht macht, bekommt er keine Belohnung. Mit der Stimme kann man auch gut arbeiten. Stimme und Futter sind die wichtigsten Erziehungsmittel." Auch die allgemeine Tendenz ginge in die Richtung, sagt sie. "Die Zeiten, in denen mit Aggression gearbeitet wurde, die sind vorbei." 

"Es wird ein System aufrechterhalten, das nicht mehr im Rahmen des Tierschutzes ist"

Anton Fichtlmeier, ebenfalls Jäger und bekannt für seine Kritik an traditionellen Jagdhundeausbildungsmethoden, sieht das anders: "Es wird nach wie vor ein veraltetes System aufrechterhalten, weitergegeben und zum Teil kritiklos übernommen, das heute nicht mehr im Rahmen des Tierschutzes ist." Er kritisiert unter anderem die Verwendung von Stachelhalsbändern und Elektroreizgeräten. Mauckner-Kühnel stimmt Fichtlmeier in vielen Punkten zu. Eine von Fichtlmeier kritisierte Praxis, die die Jägerin aber verteidigt, ist das Kürzen der Rute, also des Hundeschwanzes. "Im dicht bewachsenen Wald schlagen sich die Hunde sonst die Rute an den Bäumen auf. Oft so brutal, dass sie kaum noch gesund zu pflegen sind", argumentiert sie. Fichtlmeier sagt dazu: "Dieses Argument ist schon lange widerlegt. In vielen Ländern ist das Kupieren der Rute schon seit Jahren verboten. Es gibt keine aktuellen Informationen, dass in diesen Ländern auf Grund nicht kupierter Ruten plötzlich vermehrt Verletzungen aufgetreten wären."

Vor zwei Wochen wurde der Redaktion ein Video aus Estenfeld zugespielt, das zeigt, wie ein Jäger seinen Hund tritt. Mauckner-Kühnel sieht sich das Video an. In einer Szene fällt ein Schuss. Der Hund springt los und jault auf, als er vom Jäger an der Leine zurückgehalten wird. Mauckner-Kühnel meint, der Hund wolle vermutlich einem Hasen hinterher. Das Jaulen sei ein Ausdruck der Passion. Sie erklärt: "Schussfestigkeit ist ein Teil aller Prüfungen. Wenn ein Hund bei der Schussabgabe in die Leine springt, kann das für den Nachbarschützen lebensgefährlich werden, da ihn eine Kugel erwischen könnte." Die Jägerin würde keinen Hund mit zur Jagd nehmen, der nicht schussfest ist. Dass der Hund auch getreten wird, kann sie aufgrund der schlechten Videoqualität ohne Brille nicht erkennen. Sie selbst habe aber noch nie eine vergleichbare Situation mitbekommen, sagt sie. 

 
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