
Birgit Droll, Tierheilpraktikerin und Hundeverhaltenstherapeutin mit eigener Hundeschule in Zellingen, hat beobachtet, dass sich viele Hundehalter vor der Anschaffung eines Tieres nicht damit auseinandergesetzt haben, was es bedeutet, einen Hund zu halten. Sie gibt Tipps für ein entspanntes Miteinander von Mensch und Tier im Alltag.
1. Auf das Tier einlassen

Wer sich einen Hund anschafft, muss sich auf den Hund einlassen und falls nötig, den eigenen Alltag anpassen. Notwendige Veränderungen dürfe man nicht unterschätzen, meint Droll. Wer also lieber auf der Couch liegt, anstatt aktiv zu sein, der solle sich besser keinen bewegungsfreudigen Hund anschaffen.
"Welcher Hund ist der richtige für mich und meine Familie?" Droll rät, sich im Vorfeld in der Hundeschule oder im Tierheim beraten zu lassen. Auch von dem Züchter, dessen Seriosität und den Haltungsbedingungen sollte man sich einen Eindruck verschaffen.
2. Sich Zeit für den Hund nehmen

Das erste Lebensjahr ist entscheidend für die Erziehung eines Hundes, weiß Droll aus jahrelanger Erfahrung. Deshalb sollte man sich viel Zeit nehmen. Je nach Rasse benötigt ein Hund Auslauf, für kleine Hunde sollte dafür mindestens zwei Stunden täglich Zeit sein - egal ob es regnet, stürmt oder schneit. Seinen Vierbeiner sollte man darüber hinaus nicht mehr als sechs Stunden am Stück alleine lassen.
"Hunde haben Emotionen. Sie können Trauer, Freude oder auch Eifersucht spüren", erklärt Droll. Es sei wichtig, sich mit dem Hund zu beschäftigen, um die Sprache des Tieres und dessen Emotionen zu verstehen.
3. Hunde bereits im Welpenalter gut sozialisieren

Schon junge Hunde sollten lernen, sich gegenüber Menschen und anderen Tieren richtig zu verhalten, etwa, dass sie neutral bleiben oder keine Angst haben müssen. Um einen Welpen zu sozialisieren, bringt man ihn mit anderen Lebewesen zusammen. So gewöhnen etwa tägliche Spaziergänge den Hund an neue Anblicke, Geräusche und Gerüche anderer Hunde oder Menschen.
4. Während der Hundepubertät immer konsequent sein

Auch Welpen kommen in die Pubertät, eine Entwicklungsphase, mit der viele Hundebesitzer nicht rechnen. Beginn und Dauer sind je nach Rasse unterschiedlich. Bis zu drei Jahren dauert es, bis das Gehirn ausgereift ist. Währenddessen wird der heranwachsende Welpe unabhängiger. Sein Instinkt zielt oft darauf ab, weniger zu reagieren, wenn er gerufen wird oder sich bei Spaziergängen weiter weg von Menschen zu bewegen.
Wichtig ist es, Ruhe zu bewahren. Mit Gedächtnistraining und viel positiver Verstärkung können Besitzer und Hund zu den Grundlagen der Hundeerziehung zurückkehren. Es darf nicht zur Gewohnheit werden, dass sich der Hund den gesetzten Regeln widersetzt.
5. Regeln und Rituale sorgen für Struktur im Leben von Mensch und Hund

Hunde haben das Bedürfnis nach Struktur und lieben Rituale. Durch fixe Abläufe können sie Situationen deutlich besser einschätzen; Angst und Stress wird ihnen genommen.
Anders als wir Menschen lebt ein Hund von Natur aus in einer Hierarchie. Ein Leittier führt das Rudel an, alle anderen Rudeltiere haben sich daran zu halten. Der Hundehalter muss stets die Oberhand behalten. Nur wenn sich der Mensch sicher wie ein Rudelführer verhält, wiegt sich ein Hund in Sicherheit und fasst Vertrauen.
Je konsequenter der Halter auf die Einhaltung der Regeln und Strukturen achtet, desto besser klappt das Zusammenleben der Mensch-Hund-Gemeinschaft. Hundebesitzer braucht Geduld, um diese Regeln einzuüben und sie stetig zu wiederholen.
6. Positive Verstärkungen lohnen sich

Positive Verstärkung ist ein sehr effektiver Weg, um Hunde zu trainieren. Bei dieser Erziehungsmethode erhält der Hund nach einem bestimmten Verhalten einen "Verstärker". Das kann zum Beispiel ein Leckerchen sein, aber auch Zuwendung. "Jegliches Verhalten, das sich für einen Hund lohnt, zeigt er immer wieder", erklärt Droll.
7. Grenzen und Verbote immer durchsetzen

Hundehalter müssen auch mal Verbote setzen und diese dem Hund gegenüber klar zu kommunizieren und durchzusetzen. Hierbei setzt Droll vor allem Körpersprache ein.
"Sind Hunde aggressiv, rate ich zum Maulkorb", so Droll. Das gebe sowohl dem Halter als auch anderen Menschen Sicherheit. Sie weiß, dass viele Hundebesitzer ein Problem damit haben. "Wer will schon, dass der eigene Hund gefährlich aussieht?" Doch Sicherheit gehe vor.
8. Überfürsorge kann aggressiv machen

"Vorsicht vor zu viel Fürsorge", warnt Droll. Auch Hundebesitzer könnten sich wie Helikopter-Eltern verhalten. Sie überwachen ihre kleinen Lieblinge, wollen sie beschützen. Sie lassen ihre Haustiere nur selten alleine zu Hause, ermutigen sie, ihnen nachzulaufen oder lassen sie ungern alleine spielen.
Wird ein Hund so sehr behütet und verhätschelt, könne er seine eigentlichen Bedürfnisse nicht mehr stillen. "Er wird unglücklich, unter Umständen sogar neurotisch, entwickelt Trennungsängste oder aggressives Verhalten", sagt die Expertin.