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Bütthard
Mangel an Sonnenblumenöl: So wollen Biolandwirte aus Unterfranken der Knappheit begegnen
Bei der aktuellen Speiseöl-Knappheit werden die Forderungen nach mehr Unabhängigkeit laut. Bioland-Bauern aus ganz Unterfranken haben nun eine Antwort darauf.
Landwirte aus der Region wollen der Speiseöl-Knappheit mit einer neuen Liefergemeinschaft begegnen. Im Bild Biobauer Benedikt Endres aus Gützingen (Lkr. Würzburg) beim Befüllen einer Saatmaschine.
Foto: Thomas Obermeier | Landwirte aus der Region wollen der Speiseöl-Knappheit mit einer neuen Liefergemeinschaft begegnen. Im Bild Biobauer Benedikt Endres aus Gützingen (Lkr. Würzburg) beim Befüllen einer Saatmaschine.
Alicia Heid
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:04 Uhr

Kein Sonnenblumenöl mehr im Regal? Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine wird sichtbar, wie abhängig Deutschland auch bei einzelnen Lebensmitteln von Importen ist. Regionalisierung ist ein Weg, um dem Mangel entgegenzuwirken. Nicht erst seit Kriegsbeginn arbeitet die neu gegründete Liefergemeinschaft "Main-Bioland-Ölsaaten" an einer unterfränkischen Lösung.

Es sei ein glücklicher Umstand, dass die Erzeugergemeinschaft bereits im Winter mit der Planung und Umsetzung begonnen habe, erklärt Herbert Siedler, Bereichsleiter für Landwirtschaft im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg (AELF). "Aktuell gibt es gar kein Bio-Sonnenblumen-Saatgut zu kaufen."

Die Liefergemeinschaft setzt sich aus dem Bioland-Verband, der bayernweit agierenden Erzeugergemeinschaft "Vermarktungsgesellschaft Bio-Bauern" und dem Unternehmen VFI Oils for Life Deutschland zusammen. "So stellen wir den Kurzschluss vom Erzeuger, Verarbeiter zum Vermarkter her", erklärt Benedikt Endres vom Bioland-Hof Endres in Bütthard (Lkr. Würzburg). Diese feste und verlässliche Partnerschaft zwischen den Anbauern und der Lebensmittelwirtschaft sei besonders wichtig, betont er.

In der Weinbauregion Unterfranken fühlt sich die Sonnenblume wohl

"Die Sonnenblume bietet sich gerade für die Region Unterfranken an", erklärt Endres. Die Wetterbedingungen in der Weinregion und die Tatsache, dass die Sonnenblume ganz gut auch ohne Pflanzenschutzmittel klarkommt, seien optimal für den Ökolandbau. Dass der Anbau von Bio-Sonnenblumen trotzdem bisher in der Region auf einem niedrigen Niveau verharrte, liegt Siedler zufolge an den eher geringen Vermarktungschancen. Das soll sich nun ändern. "Mit der VFI haben wir einen Abnehmer, der den mehrjährigen Vertragsanbau und einen Rohstoffbezug aus Franken anstrebt", so Endres. Das biete Planungssicherheit für die Betriebe.

"Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, den heimischen Anbau von Bioland Ölsonnenblumen und -Sojabohnen auszudehnen und so hochwertige Bio-Öle für dem deutschen Bio-Markt zu produzieren", erklärt der Geschäftsführer der Vermarktungsgesellschaft Bio-Bauern, Andreas Hopf. Man hoffe durch die Vorstellung der Initiative, ein nachahmungswertes Beispiel zu bieten, um den Ökolandbau in Unterfranken weiter zu fördern, sagt der Vorsitzende des Bioland-Verbands Bayern und Geschäftsführer des Bioland Erzeugerrings Bayern Oliver Alletsee. Bisher gehören 42 Bioland-Betriebe in Unterfranken der Erzeugergemeinschaft an. Diese Zahl gelte es weiter auszubauen.

"Dazu braucht es aber die staatliche Förderung", macht Alletsee deutlich. Besonders die Forschung an Alternativen zu Pestiziden und Herbiziden sei in den vergangenen Jahren vernachlässigt worden. Auch Endres erklärt, dass es in diesem Bereich noch an Forschung fehlt. Er selbst musste in den vergangenen Jahren Strategien entwickeln und ausprobieren, um Schädlinge und Unkraut ohne den Einsatz von chemischen Stoffen zu bekämpfen.

Beim Anbau von Bio-Sonnenblumen und dem Vermarkten von Öl wollen verschiedene Akteure künftig kooperieren. Im Bild (von links): Herbert Siedler, Andreas Hopf, Benedikt Endres, Hermann Endres, Dirk Vollertsen und Oliver Alletsee.
Foto: Thomas Obermeier | Beim Anbau von Bio-Sonnenblumen und dem Vermarkten von Öl wollen verschiedene Akteure künftig kooperieren. Im Bild (von links): Herbert Siedler, Andreas Hopf, Benedikt Endres, Hermann Endres, Dirk Vollertsen und ...

Insgesamt sollen auf 440 Hektar Fläche in Unterfranken Ölsonnenblumen angebaut werden. Aus diesen ließen sich laut VFI-Geschäftsführer Dirk Vollertsen etwa 400 Tonnen Bio-Sonnenblumenöl produzieren, wenn die Ernte wie geplant ausfiele. Diese Menge entspricht etwa 480.000 handelsüblichen Speiseöl-Flaschen.

Da es in Unterfranken keine Bio-Ölmühle gibt, muss die Erzeugergemeinschaft die Ernte zu einer Mühle in der Oberpfalz transportieren. "Wenn es eine Bio-Ölmühle in Unterfranken gäbe, sind wir sicher die ersten, die darüber nachdenken, dort zu produzieren", erklärt Vollertsen. Für eine rein biologische Produktion komme eine konventionelle Ölmühle nicht in Betracht.

 
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  • M. M.
    Komisch nur das es die Engpässe mit dem Öl nur in Deutschland gibt....🤔
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  • U. A.
    Also meine Rotwein und Cognac-Vorräte habe ich noch rechtzeitig aufgefüllt. Aus Solidarität mit unseren polnischen Nachbarn sogar eine Literflasche Büffelgras-Wodka gebunkert.
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  • U. A.
    Die sind uns eben mittlerweile voraus. Ich meine auch beit der Uhrzeit eine Stunde?

    Gehört aber nicht mehr so viel dazu.
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  • K. F.
    Wer ein Arbeitsleben lang Sonnenblumen im Anbauportfolio hatte, gelangte vor etwa 10 Jahren zur Erkenntnis -obgleich wir hier in Unterfranken eine optimale Sonnenscheinverweildauer für Sonnenblumen haben- dass diese nicht mehr zu vermarkten waren. - Urplötzlich wieder ein solcher Hype!? Verlogen, extrem verlogen!

    Die Sonnenblume ist eine Hybride auf dem Acker, ein solches Wissen müssen auch Biobauern an ihre Kunden transportieren. Sie neigt zum Aufspalten, aus jeder Blattachse möchte Sie einen Trieb hervorbringen können, eben das gilt es züchterisch zu verhindern.

    Interessant wäre, ob jene euphorischen Verbraucher im Blühstadium auf dem Acker den Unterschied zwischen MEIN und DEIN akzeptieren!? Bei der Ernte fährt der Mähdrescher auf solchen Feldern zunächst einmal 1-2 Leerrunden, keine Sonnenblumenköpfe weit und breit in Sicht.
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  • M. B.
    Die Kardiologen freuen sich dass der Salat nicht mehr mit Sonnenblumenöl und stattdessen evtl. mit Olivenöl angemacht wird.
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  • K. D.
    Schön, dass Bio-Marken sich darum bemühen. Ich habe eher die Frage an solche Laden wie Aldi oder Netto: Gibt es keine Nachbarländer, wo man den Rohstoff günstiger kaufen kann, oder was? Ich meine, die ärmste Teile des Volks müssen trotzdem einen freien Zugang zur solchen Sache wie Sonnenblumenöl haben.
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  • B. S.
    In Dänemark stehen die Regale voll mit Sonnenblumenöl und sind im Angebot für 0,99 Cent.
    Bei uns in Deutschland gibt es fast keines mehr und kostet 4,99 €. Irgendetwas stimmt doch da nicht. Die Bürger werden nur vom Staat ausgenommen, wie eine Weihnachtgans.
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  • D. P.
    Die FDP nennt das: Der Markt reguliert sich selbst.

    In einigen Ländern - auch in Deutschland - gibt es das Phänomen der sogenannten Hamsterkäufe. Als der Krieg in der Ukraine begann und es erste Meldungen bzgl. Rohstoffmangel (speziell Getreide, Senfkörner, Sonnenblumenkerne) die Runde machten, begannen wieder die Hamsterkäufe. Nicht fehlende Rohstoffe sind das Problem, sondern dass die Lager schlicht leer gekauft wurden und die Produktionskapazitäten nicht ausreichen, um schnell für Nachschub zu sorgen. Der Staat hat damit absolut nichts zu tun. Es liegt am Verhalten der Verbraucher. Und der Handel hat einfach nicht damit gerechnet, dass plötzlich mehr als die haushaltsüblichen Mengen gekauft werden. Viel Nachfrage, hoher Preis. Weniger bunkern, wieder normaler Preis. So einfach funktioniert die Marktwirtschaft.
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  • H. S.
    Bitte fügen Sie bei Tatsachenbehauptungen ausreichend Quellenangaben an. Danke.
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  • D. E.
    Auch hier unterscheidet sich die Ampel von der alten Regierung

    https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Vorsorge/vorsorge_node.html
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  • E. S.
    Was haben denn die überwiegenden Kommentare hier mit dem Thema des Artikels zu tun?
    Auch wenn einige in sich ja richtig sind.
    Und das es staubt wenn man Äcker bearbeitet scheint ja völlig unvorstellbar zu sein.

    Der Anbau von Bio-Lebensmitteln ist prinzipiell richtig, selbstverständlich auch Sonnenblumen für Speiseöl.
    Das sollte vom Staat und EU gefördert werden, nicht die Kunstdünger und Spritzmittelproduktion.
    Die Förderung von Brachliegenden Felder könnte dann auch wegfallen da die Natur dann von ganz alleine ihren Platz hätte.

    Und Energiepflanzen - Nein!
    Die Landwirtschaft sollte zur Ernährung der Bevölkerung da sein.
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  • P. v.
    Bei einen hat Zucker echt schaden angerichtet!!!
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  • A. H.
    trotzdem leer? Das Hamstern wirds sein, was denn sonst......
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  • H. S.
    Ein guter Ansatz, der bei den derzeitigen und zukünftig zu erwartenden Preisen auch wirtschaftlich ist.
    Am Saatgut sollte es nicht scheitern, wenn kein Biosaatgut vorhanden ist darf man ja anderes nehmen.
    Ein Wermutstropfen für Verbraucher bleibt jedoch: Die Ölmühle Brökelmann in Hamm, eine von einem Dutzend Lieferanten des Einzelhandels, produziert jeden Tag 600.000 ltr Rapsöl, und trotzdem sind die Regal leer.
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  • H. G.
    Verstehe auch Aufregung wg. Sonnenblumenöl nicht. Rapsöl ist gesünder und es herrscht kein Mangel.
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  • G. B.
    Was ist denn mit dem Lack vom Fendt-Traktor passiert?
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  • D. P.
    Das ist ein Nutzfahrzeug.
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  • H. S.
    Schon mal was von Saharastaub gehört?
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  • H. S.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • G. B.
    War nicht so ernst gemeint zwinkern
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