
Fahren statt Traktoren mit Spritzen zukünftig Roboter mit Greifarmen durch die Felder der Landwirte? Geht es nach Martin Maiß aus Schwebheim, dann ja. Der 42-Jährige arbeitet bei ZF im Sondermaschinenbau und stand mit seiner Roboter-Idee kürzlich im Finale beim Schweinfurter Zukunftsforum. Wie es mit seiner Idee weitergeht, kann er aber aktuell noch nicht sagen. Alleine könne er das Projekt jedenfalls nicht realisieren.
Worum es bei seiner Idee geht: "Durch Robotik und Digitalisierung Pflanzenschutzmittel zu ersetzen", sagt Maiß. Vorstellen könne man sich den Roboter wie einen kleinen Smart, nur nicht ganz so schwer. Er soll mit multispektralen Kameras ausgestattet werden, die Schädlinge und Unkraut erkennen. Diese Technik sei bereits bewährt. "Und die Kameras erkennen auch Hindernisse, etwa Steine oder Mulden in der Fahrspur, die der Roboter dann umfahren kann."
Roboter arbeitet während der Fahrt
Über einen auf den Untergrund projizierten Punkt können vier Kameras dann ein dreidimensionales Relief errechnen. Auch das sei Stand der Technik und finde bereits in der Industrie Anwendung. Damit könne der Roboter genau herausfinden, wo ein Schädling ist. "Da es zehn Messungen pro Sekunde gibt, ist es kein Problem, wenn sich der Schädling bewegt", sagt Maiß. Kritischer sei eher der Windeinfluss, wenn die Pflanze anfange, stark zu wackeln.

Wird die Idee umgesetzt, dann erhält der Roboter vier Photovoltaik-Module mit je 1,2 Kilowatt Leistung. Ein leicht bewölkter Himmel würde den Agrarroboter weiterlaufen lassen, bei dunklen Gewitterwolken werde es aber schwierig. Ein zusätzlicher Akku lasse ihn aber bei schlechtem Wetter vier Stunden weiterlaufen. "Nach meinen Vorstellungen arbeitet der Roboter während der Fahrt", sagt Maiß. Da er 1,2 Meter pro Sekunde fahre, schaffe er "konservativ gerechnet auf jeden Fall einen Hektar in zwei Stunden".
Maiß: "Pflanzenschutzmittel nur noch in Härtefällen"
Am Roboter wird nach Maiß Vorstellungen ein sensitiver Standard-Arm eines bekannten Herstellers angebracht, der bereits weit verbreitet sei und die gängigen Sicherheitsvorschriften erfüllt. Der Greifarm könne Schädlinge zerquetschen und Unkraut ausreißen. Arbeiten soll der Roboter komplett autonom. "Er bekommt einen Bereich zugeteilt, den er selbstständig abarbeitet", so Maiß. Und über Funk schicke er Berichte an den Landwirt, die zeigen, wie viel Hektar abgearbeitet wurden, wie stark der Schädlings- oder Unkrautbefall ist, aber auch, wie stark der Wachstumsfortschritt der Nutzpflanze ist. Mit letzterem lasse sich erkennen, an welchen Stellen mehr oder weniger gedüngt werden müsse.
Das sei ein netter Nebengewinn, denn so könnten rund zehn Prozent Dünger eingespart werden. Der Hauptvorteil liege aber auf dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, der Maiß zufolge "entweder gar nicht mehr oder nur noch in Härtefällen notwendig wäre". Härtefälle seien etwa Pilzbefall oder Schädlinge, die in der Pflanze leben. Nur um diese zu beseitigen, müssten Landwirte notfalls noch mit Pflanzenschutzspritzen über den Acker fahren.
Sollte der Roboter auf den Markt kommen, dann empfiehlt Maiß den Landwirten pro 30 bis 50 Hektar Fläche einen Roboter einzusetzen. Für Betriebe, die weniger als 30 Hektar besitzen, lohne sich der Agrarroboter nicht. Der Hauptzielmarkt seien aber Betriebe, die zwischen 50 und 200 Hektar Land bewirtschaften. Das sind immerhin 40 Prozent aller Betriebe in Deutschland.
Roboter lohnen sich für die Landwirte
Doch ist das ganze überhaupt wirtschaftlich? Ein Beispiel für einen Betrieb mit 100 Hektar: Der Roboter kostet im Schnitt 28 000 Euro jährlich. Ein Zuckerrübenbauer könnte aber rund 39 000 Euro bei Dünge- und Pflanzenschutzmitteln einsparen. Erdbeerbauern würden bei 100 Hektar sogar rund 85 000 Euro einsparen, hätten also am Ende des Jahres 57 000 Euro mehr übrig.
Es gebe zwar bereits diverse Produkte auf dem Markt, diese seien aber oft noch im Entwicklungsstadium oder hätten sich noch nicht durchgesetzt. Dabei werde oft auf einfache Technik gesetzt. "Eine Variante mit so umfangreicher Bilderkennung gibt es so bisher nicht", sagt Maiß. "Es ist technisch machbar, die Wirtschaftlichkeit ist gegeben, es ist gut für die Umwelt und relativ leicht umsetzbar", fasst Maiß zusammen. Einen einheitlichen Fachbegriff für Pflanzenschutzroboter gibt es bisher übrigens noch nicht. Es sei aber wahrscheinlich, dass sich "AG-Tech" oder "Elektrizid" durchsetzen werden.
Wenn ich einen Roboter je 50 Hektar einsetzen soll, dann geht die Rechnung in die Miesen
Kosten 2 x 28.000 € = 56.000 €
Einsparung 39.000 € ergibt ein Minus von 17.000 €
Wo sind die Vorreiter-Landwirte die anfangen?
Wenn es für kleinere Betriebe zu teuer wird könnten sich mehrere Landwirte zusammenschließen; so hat man das früher gemacht.
Oder über Maschinenring.
Also ja, der Roboter soll tatsächlich sich bewegende Schädlinge auf sich bewegenden Pflanzen entfernen.