Inzwischen ist bei der Generalsanierung der Main-Klinik von bis zu 70 Millionen Euro die Rede. Und das, obwohl es am Anfang nur im die Erneuerung des Trinkwasser-Netzes ging.
Der Stein kam 2014 mit einer Auflage des Gesundheitsamts ins Rollen. Das Amt will, dass die Trinkwasser- von der Löschwasserversorgung getrennt wird, weil die Standzeit des Wassers in den groß dimensionierten Rohren zu lang ist und sich dort gefährliche Keime ausbreiten könnten.
Den Einbau neuer Wasserrohre wollte man damals mit kleineren Veränderung im Zuschnitt der Patientenzimmer und einer Verbesserung der Hygienestandards verbinden. Und weil seit der letzten Sanierung des Pflegetrakts inzwischen 25 Jahre vergangen sind, sollte die Bauzeit auch für die üblichen Instandsetzungsarbeiten und Schönheitsreparaturen genutzt werden.
Mit einer Kostenschätzung über 21,4 Millionen Euro ging die Geschäftsführung der Main-Klinik damals in die erste Abstimmungsrunde mit der Regierung von Unterfranken und dem bayerischen Gesundheitsministerium. Unter der Maßgabe, dass der Eigenanteil des Landkreise nicht höher als 14 Millionen Euro ausfallen dürfe, stimmte der Kreistag im Sommer 2015 dem Vorhaben mit großer Mehrheit zu.
Grundsätzlich gibt es für die reine Instandhaltung keine Zuschüsse aus dem Fördertopf der Krankenhausfinanzierung. Deshalb liegt die Kunst darin, die Sanierung so zu planen, dass möglichst viele Maßnahmen als Neubau anerkannt werden. Seitdem hat sich daraus ein reger Austausch zwischen der Main-Klinik, dem Kommunalunternehmen des Landkreises, dem die Klinik untersteht, und dem bayerischen Gesundheitsministerium entwickelt. Mit dem Ergebnis, dass von ursprünglich geschätzten 21,4 Millionen Euro längst nicht mehr die Rede ist.
Im Lauf der Planungen habe sich gezeigt, dass vor allem die medizinischen Funktionsbereiche der Klinik nicht mehr den tatsächlichen Abläufen entsprechen, sagt Geschäftsführer Christian Schell. So waren es früher vornehmlich stationär behandelte Patienten, die die technischen Einrichtungen wie Röntgenabteilung, Operationssaal, Ultraschall oder Magen-Darm-Endoskopie nutzten.
Damit aus dem heutigen Nebeneinander von stationärer und ambulanter Versorgung kein Durcheinander wird, müssen Abläufe und bauliche Situation neu geordnet werden. Das sei auch eine Forderung des Gesundheitsministeriums, die keine Fördermittel in eine Sanierung stecken wolle, wenn die am Ende doch Stückwerk bleibt.
Diese Vorgabe führte im vergangenen Sommer zu dem Schluss, alle medizintechnische Einrichtungen und Behandlungszimmer in einem abgeschlossenen Funktionsbereich zusammenzufassen und die Patientenzimmer, die dadurch wegfallen, in einem neuen Bettentrakt unterzubringen. Wenngleich es für die Gesamtkosten noch keine belastbare Berechnung gab, näherten sich grobe Schätzungen bereits der 50-Millionen-Euro-Marke.
Die neuerliche Abstimmung der Pläne mit dem Gesundheitsministerium setzt jetzt noch eins drauf. Weil nach einer Lebendauer von 25 Jahren auch die Lüftungsanlage ausgetauscht werden muss, und dazu im Operationsbereich umfangreiche Arbeiten nötig sind, soll dieser Teil der Klinik ebenfalls in die Sanierung einbezogen werden. Beispielsweise durch den Anbau eines Sterilflurs, wie er bei Klinik-Neubauten inzwischen zum Standard gehört.
Alexander Schraml, Geschäftsführer der Main-Klinik und zugleich Vorstand des Landkreis-Kommunalunternehmens vergleicht die Gespräche im Ministerium mit einem „Ping-Pong-Spiel“. Mit jeder Abstimmungsrunde stiegen der Sanierungsumfang und damit die Kosten. „Wir gehen von mindestens 50 Millionen aus“, sagt Schraml inzwischen, weist aber darauf hin, dass bisher noch keine belastbare Berechnung vorliege, weil sich sich Pläne ständig verändert haben.
Im Kreisausschuss, der sich vor wenigen Tagen hinter verschlossenen Türen mit dem Thema befasste, kursieren bereits Beträge um die 70 Millionen Euro, angelehnt an durchschnittliche Vergleichszahlen. Dass die staatliche Förderung so üppig ausfällt, um den Eigenanteil des Landkreises bei den ursprünglich angepeilten 14 Millionen Euro zu halten, ist vor diesem Hintergrund mehr als unwahrscheinlich.
Obwohl sich die Mehrheit der Kreisräte weiterhin hinter die Klinik stellt – die Fraktionen von CSU und SPD haben dies in Pressemitteilungen unterstrichen – ist ein zunehmendes Grummeln, vor allem unter den Bürgermeistern aus dem Norden des Landkreises, nicht zu überhören. Schließlich sind es ihre Gemeinden, die über die Kreisumlage zur Finanzierung der Klinik beitragen müssen, obwohl ihre Bürger kaum von der medizinischen Versorgung im Süden des Landkreises profitieren.
Bis zur Jahresmitte sollen die Umbau- und Sanierungspläne samt Kostenschätzung soweit gediehen sein, dass der Förderantrag ans Ministerium geschickt werden kann, sagt Geschäftsführer Alexander Schraml. Vorher wird sich der Kreistag erneut mit dem Thema befassen müssen, und bis dahin muss die Finanzierung geklärt sein, wie Landrat Eberhard Nuß im Gespräch mit der Redaktion betont.
Statt die Generalsanierung über wenige Jahre hinweg aus dem Kreishaushalt zu bezahlen, könnte sie auch von der Klinik-GmbH selbst langfristig über Kredite und Abschreibungen finanziert werden. Die Lage auf den Zinsmärkten sei schließlich überaus günstig, sagt der Chef der Kreisverwaltung, Dieter Krug. Das würde aber auch bedeuten, dass sich das Defizit der Main-Klinik, das der Landkreis Jahr für Jahr ausgleichen muss, deutlich erhöht.
Nach dem gegenwärtigen Zeitplan wird sich der Krankenhaus-Planungsausschuss am Gesundheitsministerium im Mai 2018 mit dem Vorhaben beschäftigen. Insgesamt ist für die Generalsanierung eine Bauzeit von fünf Jahren geplant.
Und wenn eines Tages ein neues Krankenhaus benötigt wird, dann sei das so, aber doch nicht wegen ein paar Löschwasserrohren.