Steigende Patientenzahlen sind Zeichen einer stabilen Entwicklung an der Ochsenfurter Main-Klinik. Mit einer Erhöhung der Planbettenzahl von 130 auf 140 hat zum Jahreswechsel auch das Gesundheitsministerium auf den positiven Trend reagiert. Die Geschäftsführung sieht darin ein gutes Omen im Hinblick auf die bevorstehende Generalsanierung. Ab 2018 soll das Haus umfassend modernisiert und erweitert werden.
„Für uns ist das ein Indiz, dass uns das Ministerium als systemrelevant ansieht“, sagt Alexander Schraml, der Vorstand des Landkreis-Kommunalunternehmens (KU), dem die Main-Klinik angegliedert ist. Das war nicht immer so. Kleine Krankenhäuser in ländlichen Regionen gelten gemeinhin als unwirtschaftlich und kaum überlebensfähig. Ein Beispiel dafür ist das Kreiskrankenhaus in Uffenheim, das vor wenigen Jahren privatisiert und in eine psychosomatische Fachklinik umgewandelt wurde.
Ochsenfurt hat von der Schließung profitiert, sagt Geschäftsführer Christian Schell. Statt in die eigenen Kliniken in Bad Windsheim und Neustadt/Aisch zieht es viele Patienten aus dem mittelfränkischen Grenzland nach Ochsenfurt. Mit 6445 Patienten hat die Auslastung 2015 einen Rekord erreicht. In der Abteilung für Innere Medizin wurden erstmals mehr als 3000 Patienten behandelt. Die Fallzahlen belegen, dass die Klinik immer stärker auf die eigene Leistungsfähigkeit setzt. Die Behandlungszahlen von Beleg- und Honorarärzten hingegen sind rückläufig.
Positiv habe sich die Gründung einer urologischen Hauptabteilung im April 2015 auf die Klinik ausgewirkt. Die Abteilung wird von vier niedergelassenen Urologen geleitet, die bisher als Belegärzte an der Klinik tätig waren. Als wichtigen Stabilitätsanker für die Klinik sieht KU-Vorstand Schraml die vor fünf Jahren gegründete „Praxis am Greinberg“. In dem medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) behandeln Chirurgen und Internisten parallel zu ihrer Kliniktätigkeit Patienten ambulant. Trotz anfänglicher Vorbehalte vor allem von der niedergelassenen Ärzteschaft habe sich das MVZ inzwischen etabliert und stärke das medizinische Leistungsangebot im südlichen Landkreis Würzburg.
Seit zwei Jahren dient das MVZ an Wochenenden als Bereitschaftspraxis für den kassenärztlichen Notfalldienst. Die Kooperation mit den niedergelassenen Ärzten sei dadurch zusätzlich gestärkt worden. Außerdem profitiere die Klinik von den Einweisungen durch das MVZ und der Bereitschaftspraxis.
Um die Verbesserung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum geht es auch beim Ausbildungsverbund für Hausärzte, den die Main-Klinik mit der kassenärztlichen Vereinigung geschlossen hat. Im Rahmen dieses Verbundes können junge Mediziner ihre Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin an der Main-Klinik absolvieren.
Das breit gefächerte Leistungsspektrum im Bereich der Grundversorgung biete dafür beste Voraussetzungen, so der medizinische Leiter der Klinik, Joachim Stenzel. Gleichzeitig sei die Chance groß, dass sich die Ärzte nach ihrer Ausbildung in der Region niederlassen.
Außerdem bildet die Klinik seit 2014 erstmals seit Schließung der Schwesternschule wieder eigenes Pflegepersonal aus. Sechs Pflegekräfte pro Jahrgang werden auf ihren Beruf vorbereitet. Kooperationspartner ist die Krankenpflegeschule in Scheinfeld.
Medizinisch sieht es also gut aus an der Main-Klinik. Finanziell gesehen bleibt das Krankenhaus trotzdem ein Zuschussbetrieb. Nach einem Defizit von rund einer Million Euro im Jahr 2015 weist der Wirtschaftsplan im laufenden Jahr einen Fehlbetrag von 728 000 Euro aus, den der Landkreis Würzburg zuschießen muss. KU-Vorstand Alexander Schraml sieht darin auch das Ergebnis einer verfehlten Krankenhausfinanzierung. Zinsen und Abschreibungen auf Investitionen werden darin nicht berücksichtigt.
„Ohne diese Belastungen hätten wir ein ausgeglichenes Ergebnis“, sagt Schraml. Und auch Geschäftsführer Christian Schell beklagt, dass Investitionen in neue medizinische Verfahren und Geräte nur unzureichend gewürdigt werden: „Die staatliche Förderung ist den medizinischen Fortschritt nicht mitgegangen.“
Nachdem im vergangenen Jahr erst ein neuer Anbau an die Intensivstation in Betrieb genommen wurde, steht der Main-Klinik 2018 bereits die nächste Großinvestition bevor. Anlass dafür waren unzureichende Sicherheitsstandards im Wasserleitungsnetz. Den Austausch der Versorgungsleitungen wollte die Klinik zunächst nutzen, um die Pflegeabteilungen zu modernisieren.
Inzwischen sei man zu dem Schluss gekommen, an den westlichen Pflegetrakt ein weiteres Gebäudeteil anzubauen. Die Kosten dafür liegen voraussichtlich weit jenseits der 20-Millionen-Euro-Grenze, die Belastung für den Landkreis wird mit 13 bis 14 Millionen Euro angegeben.
Bis zur Sommerpause sollen die Pläne fertig sein. 2017 will der Krankenhausausschuss am Gesundheitsministerium über die Förderung entscheiden. Frühestens 2018 kann der Bau beginnen.
Am Ende soll es in der Klinik nur noch rollstuhlgerechte Ein- und Zweibett-Zimmer und deutlich verbesserte Hygienestandards, etwa für die Behandlung hoch infektiöser Patienten, geben.
Gerade vor diesem Hintergrund wertet Geschäftsführer Christian Schell die Erhöhung der Planbettenzahl von 130 auf 140 als positives Signal. Nach der Anzahl der Planbetten richtet sich nämlich auch die Höhe staatlicher Zuschüsse. Es ist eine rechnerische Größe, tatsächlich werden in der Main-Klinik bis zu 150 Patienten stationär behandelt.