Kaum ist die neue Intensivstation in Betrieb, da steht der Ochsenfurter Main-Klinik schon die nächste Großinvestition ins Haus. In seiner Sitzung am Montag soll der Kreistag einer Erneuerung der Trinkwasserleitung und der Modernisierung der Pflegetrakte im Umfang von 21,4 Millionen Euro zustimmen. Landrat Eberhard Nuß sieht in der Abstimmung eine Grundsatzentscheidung für den Verbleib der Klinik in der Hand des Landkreises.
In seiner Haushaltsrede in der vorangegangenen Kreistagssitzung hat Nuß ein klares Bekenntnis des Kreistags gefordert, ob er weiterhin zur Main-Klinik steht, oder einem Verkauf den Vorzug gibt. Für viele kam diese Aufforderung überraschend. Seit Anfang des letzten Jahrzehnts war ein Verkauf der Main-Klinik kein Thema mehr – zumindest nicht öffentlich. Hinter den Kulissen war die Frage nun aber wieder aufgetaucht, ob es nicht günstiger sei, die Klinik an einen privaten Betreiber zu veräußern, statt teuer zu sanieren.
Entsprechende Stimmen gab es dem Vernehmen aus allen Fraktionen. Als besonders kritisch gelten Teile der CSU. Vor allem Kreisräte aus dem nördlichen Landkreis argwöhnen demnach, dass der Landkreis in den zurückliegenden Jahren mehr als genug Geld nach Ochsenfurt gesteckt hat. Angefangen bei der Generalsanierung von Berufsschule und Realschule über den Bau einer Turnhalle mit einem aus schulischer Sicht überdimensioniertem Hallenbad bis zur Übernahme des überschuldeten städtischen Seniorenheims „Haus Franziskus“ durch das Landkreis Kommunalunternehmen.
Nach wie vor rote Zahlen
Und dann ist da auch noch die Main-Klinik, die nach wie vor rote Zahlen zu Lasten des Landkreises schreibt und gleichzeitig kräftig investieren will. In den vergangenen Jahren entstanden beispielsweise ein ambulantes Operationszentrum, ein neuer Verwaltungsbau, die erweiterte Intensivstation, und jetzt muss auch noch das Trinkwassernetz erneuert werden.
Freiwillig hat sich die Klinik-Geschäftsführung zu dem Schritt nicht entschlossen. Bei einer Risikoanalyse war aufgefallen, dass Trinkwasser- und Löschwasserversorgung über ein gemeinsames Leitungsnetz erfolgen. Dadurch müssen die Leitungen entsprechend groß sein. Der geringe Durchfluss im Normalbetrieb begünstigt aber das Wachstum von Keimen. Mit Keimfiltern an den Wasserhähnen hatte die Klinik auf den Mangel reagiert. Inzwischen will das Gesundheitsamt dieses Provisorium aber nicht länger hinnehmen und drängt auf eine bauliche Trennung von Trink- und Löschwasser.
Im Zuge der Bauarbeiten sollen auch die inzwischen bis zu 30 Jahre alten Bettentrakte modernisiert und der Zuschnitt einzelner Krankenzimmer angepasst werden. Außerdem ist eine Erweiterung der Patientenaufnahme geplant, um den steigenden Patientenzahlen Rechnung zu tragen. Von 1998 bis 2014 habe sich die Zahl der ambulanten Behandlungsfälle von 194 auf 4124 erhöht, sagt Klinik-Geschäftsführer Christian Schell – und die Patienten des medizinischen Versorgungszentrums seien dabei noch gar nicht mitgerechnet. Die Zahl der stationär behandelten Fälle stieg vom 5300 auf 6300.
Weil es sich bei einem großen Teil der geplanten Maßnahmen um Neuinvestitionen handelt, kann die Klinik mit Zuschüssen aus der staatlichen Krankenhaus-Finanzierung rechnen. Etwa ein Drittel der geschätzten 21 Millionen Euro seien von dort zu erwarten, so Alexander Schraml, Vorstand des Landkreis-Kommunalunternehmens. Bleibt ein Eigenanteil von 14 Millionen.
Mehr Patienten
Um vor der Grundsatzentscheidung des Kreistags über die geplante Sanierung und Modernisierung zu informieren, waren Vorstand Schraml und Geschäftsführer Schell in den vergangenen Tagen bei den einzelnen Fraktionen zu Gast. Dabei nahmen sie auch Stellung zur wirtschaftlichen Situation der Klinik. Die Patientenzahlen dort steigen weiter kontinuierlich, erst recht, seit mit Schließung des Krankenhauses in Uffenheim noch mehr Patienten aus dem mittelfränkischen Grenzland in Ochsenfurt behandelt werden.
Im normalen Geschäftsbetrieb schreibe die Klinik inzwischen schwarze Zahlen, so Schraml – „Wir arbeiten im reinen Klinikbetrieb leicht im Plus.“ Dass die Klinik trotzdem ein Defizit von rund 600 000 Euro im Jahr ausweist, sei ausschließlich auf Zinsen und Abschreibungen zurückzuführen.
Die Gespräche in den Kreistagsfraktionen seien durchweg positiv verlaufen, so Schraml – anders als die mahnenden Worte des Landrats hätten erwarten lassen. Und auch Landrat Eberhard Nuß ist zuversichtlich, dass der Kreistag mit großer Mehrheit hinter der Investitionsentscheidung steht und damit ein klares Bekenntnis für die Main-Klinik abgibt. Im März wäre diese Entscheidung womöglich anders ausgefallen, mutmaßt Nuß.
Die Sitzung des Kreistag beginnt am Montag, 27. Juli, um 9 Uhr im großen Sitzungssaal des Landratsamts.