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Würzburg
Mahnmal für die Opfer von Hanau: Würzburger Architekt Braun in der Endauswahl
Zwei Künstler aus Mainfranken überzeugten bei der Vorauswahl: Wird der Entwurf von Matthias Braun in Hanau an den rassistischen Anschlag erinnern? Oder eine Idee aus Wertheim?
Der Würzburger Künstler Matthias Braun zeigt bei der öffentlichen Präsentation der Vorauswahl in Hanau sein Modell mit dem Titel 'Bruchstücke'. Ein Mahnmal soll künftig an die neun Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau erinnern.
Foto: Frank Rumpenhorst | Der Würzburger Künstler Matthias Braun zeigt bei der öffentlichen Präsentation der Vorauswahl in Hanau sein Modell mit dem Titel "Bruchstücke".
Alice Natter
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:10 Uhr

Noch im September soll die Vorentscheidung für das Mahnmal fallen, mit dem die Stadt Hanau künftig der neun Opfer des rassistischen Anschlags vor eineinhalb Jahren erinnern will - und zwei Entwürfe von mainfränkischen Künstlern sind dabei. Die Vorschläge des Würzburger Architekten Matthias Braun und des Wertheimer Gestalters Heiko Hünnerkopf haben es in die Endauswahl geschafft. An diesem Wochenende hat die hessische Stadt die fünf Entwürfe vorgestellt, über die jetzt entschieden wird. Sie eröffnete damit auch den öffentlichen Diskurs.

Alle fünf Vorschläge seien von hoher Qualität, sagte der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) bei der Vorstellung. In Bildern und einem Film sind die Modelle jetzt im Internet zu sehen, ab diesem Montag zudem in einer Ausstellung im Kulturforum am Hanauer Freiheitsplatz.

118 Vorschläge für das Mahnmal zum Gedenken an die rassistisch motivierte Tat

Am 19. Februar 2020 hatte ein 43-Jähriger in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen, bevor er mutmaßlich seine Mutter und schließlich sich selbst tötete. Die Tat löste bundesweit Entsetzen aus. Bei dem Gestaltungswettbewerb für das geplante Mahnmal waren insgesamt 118 Vorschläge eingereicht worden, ein Fachbeirat und eine Jury trafen die Vorauswahl.

Alle Entwürfe tragen die Namen der neun Getöteten 

Gemeinsam ist den fünf verbliebenen Vorschlägen, dass sie die Namen der Getöteten tragen: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtovic, Vili Viorel Paun, Fatih Saraçoglu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Die fünf Künstler setzen auf unterschiedliche Materialien - neben Stein auch Edelstahl, Spiegelelemente oder Glas. Die spiegelnden Eigenschaften sollen dem Hanauer Kultur-Fachbereichsleiter Martin Hoppe zufolge dafür sorgen, dass sich der Betrachter auch selbst sieht. Die Botschaft: Es hätte jeden treffen können, der am 19. Februar 2020 zur falschen Zeit am falschen Ort war.

Der Entwurf 'Bruchstücke' von Matthias Braun. 
Foto: Frank Rumpenhorst | Der Entwurf "Bruchstücke" von Matthias Braun. 

Das findet sich auch in Matthias Brauns Entwurf "Bruchstücke", der auseinandergerissene Spiegelflächen und Stahl verbindet. Der Würzburger Architekt hatte zuletzt das Mahnmal "DenkOrt Deportationen 1941 – 1944" geschaffen, dass im vergangenen Jahr am Würzburger Hauptbahnhof eröffnet wurde.  Dort erinnern symbolische Gepäckstücke aus allen unterfränkischen Gemeinden, in der während der NS-Zeit Jüdinnen und Juden wohnten, an die von Würzburg ausgehenden Deportationen: Koffer und Taschen aus unterschiedlichen Materialien wie Stein oder Metall.

Der Wertheimer Künstler Heino Hünnerkopf mit seinem Modell 'Einschnitt': Es ist in der Endauswahl für ein Mahnmal, das künftig an die neun Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau erinnern soll. 
Foto: Frank Rumpenhorst | Der Wertheimer Künstler Heino Hünnerkopf mit seinem Modell "Einschnitt": Es ist in der Endauswahl für ein Mahnmal, das künftig an die neun Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau erinnern soll. 

Heiko Hünnerkopf aus Wertheim (Main-Tauber-Kreis) hat seinem Vorschlag "Einschnitt" die Namen der Getöteten in gelasertem Edelstahl aufeinandergesetzt und in einem Halbrund angeordnet, in das der Betrachter eintreten kann. Susanne Lorenz aus Berlin setzt das Wort "WIR" aus neun Stelen zusammen, die auch Porträts der Opfer zeigen. Carla Mausch aus Nürtingen will in ihrem Projekt "Der Vielfalt." mit Hanauer Bürgern und den Hinterbliebenen Begriffe sammeln, die für Vielfalt stehen, und in neun Bronzeteile gießen. Auf Steinsäulen aufgesetzt, sollen sie dann im Stadtgebiet ihre Plätze finden. Und der Entwurf "9" des Trierers Stephan Quappe will farbige Verbundglasflächen zu einer Neun verbinden.

'Einschnitt' von Künstler Heino Hünnerkopf aus Wertheim.
Foto: Frank Rumpenhorst | "Einschnitt" von Künstler Heino Hünnerkopf aus Wertheim.

Der Stadt Hanau zufolge wollen Fachbeirat und Jury noch in diesem Monat den ersten Platz küren und eine Empfehlung aussprechen. Die endgültige Entscheidung obliegt danach dem Magistrat, den Ortsbeiräten und der Stadtverordnetenversammlung. Das Mahnmal soll zum zweiten Jahrestag des Anschlags am 19. Februar 2022 realisiert werden. 

In Würzburg gibt es schon ein Mahnmal für die Opfer von Hanau

In Würzburg gibt es seit diesem Juni bereits ein inoffizielles Mahnmal, das an die Opfer von Hanau erinnert: Weiß auf schwarz sind die Porträts der Opfer und ihre Namen am Treppenaufgang zur Konrad-Adenauer-Brücke zu sehen. Dahinter stehen der Bezirksverband Mainfranken der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), der Kulturverein des Würzburger Wagenplatzes, die Bipoc-Hochschulgruppe, Antifa Würzburg und weitere engagierte Einzelpersonen. 

Im Juli wurde das Denkmal zerstört, Namen und Gesichter wurden übermalt. Die Polizei übernahm die Ermittlungen. 

Mit Informationen von dpa

Der Entwurf mit dem Titel '9' des Künstlers Stephan Quappe Steffen aus Trier. 
Foto: Frank Rumpenhorst | Der Entwurf mit dem Titel "9" des Künstlers Stephan Quappe Steffen aus Trier. 
Der Entwurf mit dem Titel 'Der Vielfalt' der Künstlerin Carla Mausch aus Nürtingen. 
Foto: Frank Rumpenhorst | Der Entwurf mit dem Titel "Der Vielfalt" der Künstlerin Carla Mausch aus Nürtingen. 
Der Entwurf mit dem Titel 'Wir' der Künstlerin Susanne Lorenz aus Berlin.
Foto: Frank Rumpenhorst | Der Entwurf mit dem Titel "Wir" der Künstlerin Susanne Lorenz aus Berlin.
 
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    Standorte als Beispiel: Marktplatz, Freiheitsplatz, Am Westbahnhof, Am Hauptbahnhof, An der Stadthalle, in HU-Kesselstadt, in HU-Steinheim, Am Schloss, und mitten im Kreisverkehr am Kurt-Blaum-Platz.
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