Staubtrockene Erde, verdorrtes Gras, sinkende Grundwasserpegel und ausgetrocknete Bäche – all das droht den Menschen in Unterfranken auch in diesem Sommer wieder. Der Hausbesitzer Martin Landwehr aus Giebelstadt (Lkr. Würzburg) hat für sich und seine Familie einen Weg gefunden, mit Trockenzeiten umzugehen. Bereits vor 20 Jahren hat er sich eine Zisterne auf seinem Grundstück bauen lassen. Und die hat sich mittlerweile richtig gelohnt.
Das Haus von Familie Landwehr im Giebelstadter Ortsteil Eßfeld fällt sofort auf: Ein Blockhaus aus Holz, auf dem Dach befindet sich eine Solaranlage. Im großen Garten hinter dem Haus ist jede Menge Obst und Gemüse angebaut, in einem eingezäunten Gartenstück pickt und scharrt eine Schar Hühner. Doch das eigentlich Außergewöhnliche befindet sich unter dem Haus, in viereinhalb Meter Tiefe: eine Zisterne mit 18 Kubikmeter Fassungsvermögen.
Klospülung und Waschmaschine erhalten Wasser aus Zisterne
Das darin gesammelte Regenwasser wird zum Gießen des Gartens verwendet. Aber auch für die Klospülung und die Waschmaschine wird das Wasser aus der Zisterne genutzt. Das funktioniert, weil das Haus mit einem doppeltem Rohrsystem ausgestattet wurde. In Dusche und Bad wird dagegen Leitungswasser verwendet. Für die Lebensdauer der Waschmaschine sei das Regenwasser besser als das kalkhaltige Leitungswasser, sagt Landwehr. Und: "Man braucht auch weniger Waschmittel."
Durch das Wasser in der Zisterne fühlt sich Familie Landwehr auch für trockene Zeiten gewappnet: "Unser Drei-Personen-Haushalt hat ohne Regenwasser etwa 90 Kubikmeter Trinkwasser im Jahr verbraucht. Mit Nutzung des Regenwassers brauchen wir nur zirka 35 Kubikmeter", berichtet Martin Landwehr.
Erst zehn Jahre nach ihrem Bau war die Zisterne zum ersten Mal leer
Die Zisterne hat Martin Landwehr vor 20 Jahren einbauen lassen. "Erst zehn Jahre nach ihrem Bau war die Zisterne zum ersten Mal leer", sagt der 72-Jährige. Zu einem zweiten Mal kam es wiederum sieben Jahre später. Im trocken-heißen Sommer 2022 reichte das Regenwasser immerhin bis in den August. "Wir brauchen viel Wasser für den Garten und unser Gemüse und Obst", erklärt Landwehr.
Doch was hat die Landwehrs vor 20 Jahren, als sie ihr Holzhaus bauten, dazu bewegt, auch eine Zisterne dieser Größenordnung zu planen? Eine durchschnittliche Zisterne hat ein Fassungsvermögen von fünf bis zehn Kubikmeter, schätzt Martin Landwehr. Die in seinem Garten fasst 18 Kubikmeter. "Ich wollte einen unterirdischen Keller im Garten haben", erzählt Landwehr. Sein halbes Haus sei unterkellert. Statt zwei oder drei Meter tief, sei der Keller aber versehentlich viereinhalb Meter tief geworden – und damit seien herkömmliche Zisternenfässer, die maximal zwei Meter hoch sind, ausgeschieden. Um die gesamte Höhe des Kellers nutzen zu können, wurde stattdessen ein Teil des Kellerraumes mit wasserfestem Beton verkleidet und so zu einer Zisterne umgestaltet, berichtet der 72-Jährige.
Tipps für alle, die sich auch eine Zisterne einbauen lassen wollen
Für die Nutzung und Pflege einer Zisterne hat Martin Landwehr einige Tipps: "Es darf keine Sonne ins Wasser scheinen, da sich sonst leicht Algen bilden – Kunststofffässer sollten also im Dunklen stehen." Ein guter Filter könne verhindern, dass sich zu viel Dreck im Wasser ansammelt. Eventueller Schmutz schwimme auf dem Wasser und sinke später auf den Boden. Daher entnimmt Landwehr das Wasser aus der Zisterne über einen Einlauf, der sich etwa 30 Zentimeter unter der Wasseroberfläche befindet – und somit klares Wasser führt. "Nur bei Starkregen wird das Wasser etwas aufgewühlt", sagt Landwehr.
Wer das gesammelte Wasser auch für Toilette und Waschmaschine nutzen will, solle von Anfang an ein doppeltes Rohrsystem einplanen – "ein nachträglicher Einbau ist schwierig".
Für Martin Landwehr ist es unverständlich, dass nicht alle, die ein Hauses bauen, zum Einbau einer Zisterne verpflichtet werden: "Dann hätten wir hier bestimmt nicht so viele Probleme mit der Dürre, wie wir sie im Sommer 2022 ertragen mussten", ist er überzeugt. Zwar sei das mit Kosten verbunden – er hat vor 20 Jahren für seine Zisterne und das Zweirohrsystem rund 50.000 Euro bezahlt –, ein Zuschuss beziehungsweise die Förderung privater Zisternen könnte seiner Meinung nach für Privatleute aber ein Anreiz sein.
Manche Kommunen fördern den Bau von Zisternen
"Auf staatlicher Ebene gibt es keine Förderung von Zisternen", sagt Friedrich Altmann, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg. Zisternen würden grundsätzlich zum Hoheitsgebiet der Gemeinden gehören. Nur wenn jemand ein Grundstück von einer Gemeinde kaufe, könnte man den Käufer privatrechtlich dazu verpflichten, eine Zisterne zum Neubau zu bauen, erklärt Altmann. "In unserem Zuständigkeitsgebiet gibt es 200 Kommunen, und alle regeln das Thema unterschiedlich." Manche Gemeinden würden bereits den Bau von Zisternen fördern, andere wollen es künftig tun und wiederum andere machen nichts.
Von Seiten der Gemeinde Giebelstadt gibt es eine solche Förderung für den Bau von Zisternen bei Neubauten nicht, sagt Sandra Karches von der Kämmerei der Verwaltungsgemeinschaft Giebelstadt auf Anfrage.
Kosten von 10.000 bis 15.000 Euro für eine Zisterne von vier bis fünf Kubikmeter Größe
Friedrich Altmann vom Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg hält den Bau einer Zisterne nur in einem Neubau für sinnvoll, da der nachträgliche Einbau eines doppelten Leitungssystems sehr aufwändig sei. "Natürlich kann man mit einer Zisterne erheblich Wasser sparen", sagt Altmann. Im Hochsommer den Rasen nicht zu gießen und auf einen Swimmingpool im Garten zu verzichten, hält er allerdings für noch wirkungsvollere Maßnahmen.
"Der Bau einer Zisterne ist sicherlich wünschenswert – man muss allerdings den Willen haben, dafür Geld auszugeben." Altmann rechnet mit Kosten von 10.000 bis 15.000 Euro für eine Zisterne von vier bis fünf Kubikmeter Größe – unter anderem für das Graben das Loches, das Verlegen der Rohre, den Einbau eines doppelten Rohrsystems und einer Pumpe.
Auch Martin Landwehr weiß, dass eine Zisterne teuer ist: "Eine Zisterne in der Größenordnung von unserer macht sich erst nach etwa 50 Jahren bezahlt", sagt er. Er sieht das Ganze aber als eine Investition in die Umwelt. Außerdem möchte er "etwas für die Nachwelt tun", so der Vater von vier Kindern und Großvater von 13 Enkelkindern. "Der Grundwasserspiegel sinkt immer weiter – wir müssen so viel Wasser wie möglich auffangen."
1. Warum fragt man sooft nach der Rendite? Denkt doch an die Umwelt. Für vielGeld wird Bodensee-Wasser nach Unterfranken gepumpt! Macht das Sinn?
2. Bei Zisternenbau muß man halt genau wissen, wie sie liegen muß, dann kommt es nie zu stinkigem Wasser. Wichtig ist die Einlauf-Filterung.
3. Wenn man nicht das ganze Jahr Regenwasser-Nutzung betreibt, wird das Wasser immer das Stinken anfangen, deshalb mein Konzept.
4. Herrn Altmann rate ich, sich tiefer mit diesem Thema zu befassen und für Neubauten z.B. das doppelte Rohrsystem zur Pflicht machen, dann ist es von den Kosten her auch zu tragen.
5. Sparen hin, sparen her, Kosten und Gebühren. Überlegt doch mal ganz natürlich, wie wichtig Wasser für das tägliche Leben ist. Darüber nachzudenken wäre viel wichtiger.
Die Versiegelungsgebühr hat mit dem Gartenwasser oder für die Zisterne gar nichts zu tun. Die ist dafür, wenn Grundstücke komplett zugepflastert sind und das Wasser nicht im Boden versickern kann, sondern direkt in den Kanal fließt. Sind in der klammen Stadt Lohr 0,9 EUR pro qm Grundstücksfläche, die ontop dazukommen zu Wasser- und Kanalgebühren. Aber das Regenwasser, das ins Klo läuft, wird ja direkt zum Abwasser und läuft durch den Kanal….wenn immer mehr Wasser eingespart wird, stinken die Kanäle, weil sie nicht ausreichend gespült werden…
Ob bei versiegelter Fläche tatsächlich alles in den Kanal läuft ist die Frage….
Eine Aussage man braucht für 1000qm so und so viel Kubikmeter Wasser ist deshalb so wieso nicht richtig, weil es einfach davon abhängt, was man im Garten an Pflanzen hat. Außerdem ist das teuerste beim Wasser die Abwassergebühr und die fällt halt Mal beim Anschluss an Klospülung an.
Ansonsten ist es illegal. Ich kenne keine Gemeinde, die das duldet, dass man das ohne zusätzlichen Zähleranschluss macht oder ohne eine Gebührenpauschale bis zu einer gewissen Kubikmeterzahl.
Pfufferspeicher bei Starkregen.
Letztendlich wird das aufgefangene Wasser ja auch nicht in dem Sinne gespart, sondern es wird lediglich das Fördern und Pumpen eingespart. Weil es ja gar nicht dem Grundwasser vorher zugeführt wurde.
Bitte nicht falsch verstehen, ich finde es auch richtig und fange auch Dachwasser für den Garen auf. Aber der so oft beschriebene tolle Umwelteffekt ist es eben nicht - nur der Umweg über das gefilterte Grundwasser wird vermieden. Eingespart wird Wasser nur, wenn weniger geduscht, weniger gewaschen, weniger im Garten verbraucht wird, kein Auto gewaschen etc etc
Wir haben 1997 bei der Generalsanierung eines Hauses aus 1923 auch eine Zisterne mit Grauwasserleitungen einbauen lassen.
Es gab bis heute keine Probleme mit der Nutzung und es war immer ein gutes Gefühl kein Trinkwasser fürs Waschen und die Toilette zu verschwenden.
Aber selbst mit 18 m3 wäre eine ganzjährige Bewässerung bei uns illusorisch. Die würden bei unseren 1000m2 keine 2 Monate reichen.
Wesentlich interessanter wäre es wenn die Gemeinden anfangen würden zwei Abwasser (Regen und Abwasser) und Frisch- und Nutzwasserleitungen zu legen um das Grundwasser zu schonen.
Ist halt dann nur für den Garten, für mehr rauchen die 4-5 Kubikmeter eh nicht.
Der Garten ist versorgt und man spart die Abwassergebühren bzw. den Gartenwasserzähler.
Brauchwassernutzung im Haus lohnt wohl eher bei größeren Familien oder in der Viehhaltung.
Brhördlich verpflichtet würde ich die Wasserspeicher fürs erste vei Neubauten von Freiflächen-Photovoltaik. Auf den Platten wird viel Wasser gesammelt und hat meist keine Chance vor Ort zu versickern. Da diese Anlagen ja inmitten von Ackerflächen gebaut werden, könnten andere (fleissige und verantwortungsvolle) Landwirte dieses Wasser nutzen.
Die Fläche unter PV-Freiflächenanlagen sind NIE versiegelt und Wasser kann ungehindert versickern.
Von dieser Lüge, dass Freiflächen Photovoltaik zu Bodenversiegelung und Austrocknung führt, sind Sie nicht weg zubekommen?
Schauen Sie sich doch nur einmal eine solche Fläche an, dann können Sie erkennen, dass da nichts versiegelt wird und im Gegensatz viel mehr Wasser versickern kann, weil durch die Verschattung weniger verdunstet.
Wobei man von November bis Ende Februar seinen Garten nicht wässert.