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Landkreis Würzburg
Landratsamt: Noch keine Entscheidung zu Erweiterungsplänen
Mit den Erweiterungsplänen für das Würzburger Landratsamt kommt plötzlich auch das Ochsenfurter Palatium wieder ins Spiel. Doch der Kreistag hat noch Diskussionsbedarf.
Nachdem das Landratsamt vor Jahren aus dem Ochsenfurter Palatium (rechts) ausgezogen ist, kann sich Landrat Eberth vorstellen, dort doch wieder eine Außenstelle anzusiedeln.
Foto: Gerhard Meißner | Nachdem das Landratsamt vor Jahren aus dem Ochsenfurter Palatium (rechts) ausgezogen ist, kann sich Landrat Eberth vorstellen, dort doch wieder eine Außenstelle anzusiedeln.
Gerhard Meißner
 und  Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:23 Uhr

Landrat Thomas Eberth will das Landratsamt in der Würzburger Zeppelinstraße erweitern und dafür Außenstellen, die der Landkreis angemietet hat, schließen. Der Kreisbauausschuss hat der Einleitung der Planung bereits zugestimmt. Allerdings möchte auch der Kreistag noch ein Wörtchen mitreden. Schließlich geht es um rund 30 Millionen Euro, die der Landkreis in das Domizil investieren müsste. Nach Eberths Plänen könnte aber auch die ehemalige Außenstelle des Landratsamts in Ochsenfurt fröhliche Urständ' feiern.

Dass die Kreisverwaltung aus allen Nähten platzt, ist kein Geheimnis. Zwischen 2009 und 2019 sei die Zahl der im Landratsamt beschäftigen Mitarbeiter von 408 auf über 580 angestiegen, rechnet Eberth vor. Verantwortlich dafür sei die Aufgabenmehrung, etwa durch die Betreuung von Asylbewerbern und Arbeitssuchenden. "Wer hätte etwa gedacht, dass wir einmal Betreiber von dezentralen Flüchtlingsunterkünften werden", sagt Thomas Eberth im Gespräch mit der Redaktion. Das Jobcenter hat man deshalb schon 2017 in ein angemietetes Bürogebäude in der Nürnberger Straße ausgelagert. Zehn Jahre läuft der Mietvertrag. Eberth möchte sich die Mietausgaben danach sparen.

Veterinäramt muss modernisiert werden

Auch das Veterinäramt in der Leistenstraße, zuständig für Tierschutz und Lebensmittelkontrolle, arbeitet auf fremdem Terrain. Das Gebäude hat der Freistaat dem Landkreis zwar mietfrei überlassen, für die dringend erforderliche Modernisierung, insbesondere bei der Datenvernetzung, müsste der Landkreis aber selbst aufkommen. Hinzu kommt der Ruf nach mehr Kontrolleuren im Dienst von Tierwohl und Verbraucherschutz.

Einen dreigeschossigen Bürobau und einen begrünten Innenhof sieht die Konzeptstudie für die Erweiterung des Landratsamts vor.
Foto: Menig & Partner Architekten | Einen dreigeschossigen Bürobau und einen begrünten Innenhof sieht die Konzeptstudie für die Erweiterung des Landratsamts vor.

Besonders akut ist der Platzmangel beim Gesundheitsamt, das im Zuge der Corona-Krise personell erheblich aufgestockt wurde. Um die neuen Mitarbeiter unterzubringen, hat man andere Büros in einen Container-Komplex im Garten ausgelagert. "Das ist keine Dauerlösung", sagt Eberth, zumal dem Amt vermutlich viele der Mitarbeiter auch nach Ende der Pandemie erhalten blieben. Und dann gibt es noch das Kommunalunternehmen des Landkreises, das derzeit am Seniorenzentrum am Hubland angesiedelt ist und ebenfalls nach einem neuen Verwaltungszentrum strebt.

"Ziel ist es, alle zurück ins Mutterhaus zu holen."
Thomas Eberth, Landrat

Im Juli hat der Kreisbauausschuss deshalb eine Konzeptstudie für eine Erweiterung in Auftrag gegeben, die gleichzeitig dem chronischen Mangel an Parkplätzen für Mitarbeiter und Kunden des Landratsamts abhelfen soll. Das Ergebnis der Studie stellte der Rottendorfer Architekt Peter Menig nun vor.

Neues Bürogebäude und Tiefgarage

Menig schlägt einen dreigeschossigen Bürobau vor, der das Landratsamtsgelände im Norden zur Zu-Rhein-Straße hin abschließt. Entlang der Straße soll später auch einmal die neue Straßenbahnlinie 6 verlaufen. Im Untergrund soll auf drei Ebenen einen Tiefgarage entstehen, die bis zu 336 Pkw fasst. Das wären etwas mehr als die Stellplatz-Satzung der Stadt Würzburg vorschreibt, so Menig.

Durch eine intelligente Bewirtschaftung könnten die Stellplätze außerhalb der Dienstzeiten teilweise auch den Anwohnern zur Verfügung gestellt werden. Im derzeit noch überwiegend versiegelten Innenhof des Landratsamt wäre dann Platz für eine parkähnliche Begrünung, die zugleich das Mikroklima günstig beeinflusst.

Insgesamt 100 Büroräume oder 174 Arbeitsplätze ließen sich in dem Erweiterungsbau unterbringen, rechnet Architekt Menig vor. Es gehe ihm aber nicht nur um das reine Platzangebot, sondern auch um die bessere und funktionsgerechte Vernetzung der unterschiedlichen Amtsbereiche, sagt Landrat Eberth.

Ochsenfurter Palatium wieder als Außenstelle nutzen?

An diesem Punkt bringt er gegenüber der Redaktion die ehemalige Außenstelle in Ochsenfurt ins Gespräch. Auch das sogenannte Palatium in der Kellereistraße gehört dem Freistaat und wurde dem Landkreis mietfrei überlassen. Vor dem Hintergrund einer anstehenden Sanierung in Millionenhöhe gab der Landkreis das Palatium auf und mietete sich stattdessen 2016 mit einer stark abgespeckten Außenstelle im benachbarten ehemaligen Amtsgericht ein.

"Warum denken wir nicht über einen Neubau am Rande der Stadt nach."
Hans Fiederling, Fraktionssprecher UWG/FW

Die Immobilienverwaltung des Freistaats plant, den früheren Amtssitz des Würzburger Domkapitels, dessen Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht, an einen privaten Investor zu verkaufen, falls sich kein Interessent aus der öffentlichen Hand findet. Seitens der Stadt Ochsenfurt überlegt man derzeit, während der geplanten Generalsanierung des Rathauses die Verwaltung ins Palatium auszulagern. Landrat Thomas Eberth kann sich vorstellen, danach wieder Fachbereiche des Landratsamts dort anzusiedeln, etwa Mitarbeiter des Veterinäramts oder des Jugendamts, deren Tätigkeitsschwerpunkt im südlichen Landkreis liegt. 

War die Schließung der Außenstelle unter Eberths Vorgänger Eberhard Nuß also voreilig? Der Landrat widerspricht. "Damals war die Entscheidung richtig", sagt er, "vor dem Hintergrund, welche Ausgaben seitdem auf den Landkreis zugekommen sind, muss man das aber heute unter einem neuen Licht betrachten." 

Skepsis in den Ausschüssen

Mehr Licht wünscht sich auch der Hauptausschuss des Kreistags, nachdem er in seiner jüngsten Sitzung über eine mögliche Finanzierung der Erweiterungspläne entscheiden sollte. Schon im Bauausschuss waren Fragen laut geworden - etwa seitens des ÖDP-Kreisrats Matthias Henneberger, ob es stattdessen nicht sinnvoll wäre, Bereiche wie das Gesundheitsamt an eigene Standorte auszulagern.

Aber auch die Möglichkeit, die Verwaltung des Landkreis-Kommunalunternehmens wieder an das Landratsamt in der Zeppelinstraße anzubinden, will CSU-Fraktionschef Björn Jungbauer nicht ausschließen. "Beides zusammen, also eine Erweiterung des Landratsamtes und der KU-Gebäude am Hubland werden wir nicht hinbekommen." Dazu Eberth: "Ziel ist es, alle zurück ins Mutterhaus zu holen." 

Einen ganz anderen Weg würde die UWG/FW-Fraktion gehen. "Warum denken wir nicht über einen Neubau am Rande der Stadt nach", fragte Fraktionsvorsitzender Hans Fiederling. Über diese Variante sei durchaus nachgedacht worden, erläuterte Eberth. Aber sie sei letztlich wieder verworfen worden, weil ein komplett neues Landratsamt mit schätzungsweise 3500 Euro für den Quadratmeter und die Sanierung der Main-Klinik schlichtweg nicht zu finanzieren sei.

Kreistag soll entscheiden

Peter Juks (UWG), zugleich Bürgermeister in Ochsenfurt, tut sich schwer damit, in Corona-Zeiten über eine Erweiterung des Landratsamtes nachzudenken. "In Ochsenfurt machen wir uns Gedanken darüber, große Projekte zu verschieben." Und Karen Heußner, Fraktionsvorsitzende von Büdnis90/Die Grünen möchte alle Kreistagsmitglieder bei der Entscheidung mitnehmen. "So viel Zeit müssen wir haben." 

Am 4. Dezember soll nun auch allen 70 Kreistagsmitgliedern die Planungen vorgestellt werden. Viel Zeit bis zu einer Entscheidung will Eberth den Kreisräten aber nicht geben. "Wir haben einen gewissen Druck auf den Kessel", sagt er. So soll nach dem Kreistag möglichst bald wieder der Hauptausschuss über eine Erweiterung des Landratsamtes diskutieren. 

 
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Kommentare
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  • Arcus
    Vielleicht denkt der Landrat mal über die verstärkte Nutzung von homeoffice nach. Nicht alle Beschäftigten im LRA stehen im ständigen Kundenkontakt. 50%homeoffice und 50% Präsenz sollte auch in der Verwaltung möglich sein.
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  • Klardenker
    Lieber Arcus, sie verkennen, dass in deutschen Amtsstuben der Büttel immer noch regiert: Der Abteilungsleiter, Stellenvorsteher will am Morgen kontrollieren ob alle pünktlich eintreffen und dann ihre Arbeit kontrollieren! Oder mal den Haufen, wie im LA Würzburg schon geschehen, mal kräftig durchmobben.
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