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Retzstadt/Würzburg
Gestresste Lamas im Retztal? Warum Straßenlärm in Unterfranken auch außerhalb von Städten ein Problem ist
Kerstin Sprott und ihre Lamas führen ein ruhiges Leben in Main-Spessart - eigentlich. Denn da ist der motorisierte Verkehr vor ihrer Tür. Wie der ADAC helfen will.
Kerstin Sprott (links) betreibt eine Lama Ranch außerhalb von Retzstadt im Landkreis Main-Spessart. Seit Jahren nervt sie der Verkehrslärm. Mit auf dem Bild: Helferin Claudia Wenzel und die Lamas Fifty Fifty und Samson.
Foto: Fabian Gebert | Kerstin Sprott (links) betreibt eine Lama Ranch außerhalb von Retzstadt im Landkreis Main-Spessart. Seit Jahren nervt sie der Verkehrslärm. Mit auf dem Bild: Helferin Claudia Wenzel und die Lamas Fifty Fifty und Samson.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:54 Uhr

Grüne Weinberge, üppige Wiesen, zwei Lamas. Wer in der Hofeinfahrt von Kerstin Sprott steht, denkt  an nichts Böses. Die 48-Jährige betreibt hier draußen im Retztal, vor den Toren Retzstadts im Landkreis Main-Spessart, mit ihrer Familie und Helferin Claudia Wenzel eine Lama Ranch. Ein  Landidyll – wäre da nicht die Kreisstraße von Retzbach nach Gramschatz, die direkt an Sprotts Hof vorbeiführt. Wegen ihrer Kurven ist die Strecke sehr beliebt bei Motorradfahrerinnen und Motorradfahrern, sagt Sprott.

Seit Jahren nervt sie, was sich am Wochenende regelmäßig vor ihrer Haustür abspielt. Rasende Autos, aufheulende Motorräder: "Der Lärm ist irre." Im Sommer arbeitet die Heilpraktikerin mit den Lamas und ihren Gästen zur Therapie draußen an der frischen Luft, veranstaltet Kindergeburtstage oder unternimmt Wanderungen, die Besucherinnen und Besuchern eine Auszeit von Stress und Trubel des Alltags bringen sollen. 

"Was da manchmal abgeht, vor allem am Sonntag", sagt die Hofbetreiberin, "wenn ich eine Gruppe zu Besuch habe und etwas erkläre, da hört mich kein Mensch mehr." Abenteuerlich werde es, wenn sie mit ihren Lamas die Straße überqueren müsse, um auf die Wiese gegenüber zu kommen.

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"Ich bin selbst fast 30 Jahre Motorrad gefahren, mein Lebenspartner ist sogar Mitglied in einem Motorradclub", sagt die 48-Jährige. "Mittlerweile habe ich keine Lust mehr, weil ich mich so aufrege über die." Seit Jahren wünsche sie sich ein Tempolimit. Geschehen sei jedoch nichts.

Tempolimit an der Kreisstraße: Landratsamt Main-Spessart sieht keine Notwendigkeit

Zuständig für die Straße ist der Landkreis Main-Spessart. Auf Nachfrage, warum auf der Straße kein Tempolimit gilt, erklärt das Landratsamt: Eine Beschränkung sei nur dann rechtlich durchsetzbar, wenn "aufgrund der besonderen örtlichen Verhältnisse eine Gefahrenlage besteht, die das allgemeine Verkehrsrisiko erheblich übersteigt", sagt Sprecherin Andrea Stiel.

In Sachen Lärm mute man zudem Anliegern an verkehrstechnisch wichtigen Kreisstraßen mehr zu, als denen, die in reinen "Wohnstraßen" leben, so Stiel. Gemessen an den bisherigen Werten und Berechnungen, gehe das Landratsamt an der Strecke nicht von einer unzumutbaren Lärmsituation aus.

Verkehrslärm hat laut ADAC zugenommen

Forderungen nach Tempolimits bis hin zu Fahrverboten von Motorrädern auf bestimmten Strecken hat es auch in anderen Teilen Unterfrankens schon gegeben. Gerade die ländlichen Regionen Nordbayerns lockten mit ihren schönen Landschaften und kurvigen Strecken an den Wochenenden viele Motorrad- und Autofahrer an, sagt Simon Hiller, Sprecher des ADAC Nordbayern.

Auch der ADAC verzeichne in den vergangenen Jahren mehr Lärm im Straßenverkehr. Während Städte und Ortschaften meist wegen der schieren Menge an Fahrzeugen von Verkehrslärm betroffen seien, fielen im ländlichen Raum eher einzelne laute Fahrzeuge auf, sagt Hiller. Die lautesten Lärmverursacher seien in erster Linie Motorräder und Sportwagen, die mit aufgemotzten Auspuffanlagen teilweise "die Grenzen des gesetzlich Möglichen" ausnutzten. "Hier ist der Sound des Gefährts für viele ein wichtiger Faktor", so der ADAC-Sprecher.

Lärmproblem in der Tuning- und Poserszene hat weiter zugenommen 

Das Polizeipräsidium Unterfranken bestätigt, dass das Lärmproblem vor allem in der Autotuning- und Poserszene in den vergangenen Jahren weiter zugenommen habe. Eine konkrete Zahl lasse sich nicht benennen. Doch gerade in Innenstädten und an Busbahnhöfen seien lautstarke und grundlos umherfahrende Fahrzeuge ein Problem, erklärt Polizeioberkommissar Philipp Hümmer. Außerorts werden bestimmten Strecke erst dann hinsichtlich des Lärmschutzes überwacht, wenn vermehrt Beschwerden aus der Bevölkerung eingehen, erklärt Gerhard Popp, Polizeihauptkommissar aus Aschaffenburg.

ADAC startet Verkehrsinitiative für weniger Lärm

Beim ADAC gingen zuletzt immer mehr Beschwerden über das Problem ein. Deshalb startete der Verkehrsclub in diesem Jahr die "Verkehrsinitiative für weniger Lärm" in Kooperation mit den Bayerischen Verkehrs- und Innenministerien. Der ADAC Nordbayern stelle den Gemeinden Hinweistafeln zur Verfügung, die an Problembereichen aufgestellt werden könnten, erklärt Sprecher Simon Hiller. Fahrerinnen und Fahrer sollen so einen Anreiz bekommen, ihre Fahrweise zu überdenken und gegebenenfalls die Drehzahl zu drosseln. ADAC Ortsclubs, Gemeinden oder Initiativen können sich beim ADAC Nordbayern um die Tafeln bewerben, sagt Hiller.

Was bei Lärmverstößen im Straßenverkehr droht

Lärmbelästigungen im Straßenverkehr werden von der Polizei als Ordnungswidrigkeit geahndet. Wie hoch diese ausfällt, ist vom Einzelfall abhängig. Fallen Motorräder oder Autos aufgrund von Lärm auf, droht Fahrerinnen und Fahrern ein Bußgeld von bis zu 100 Euro. Zudem können getunte Fahrzeuge von der Polizei sichergestellt und an der Weiterfahrt gehindert werden.
Bei illegalen Umbauten am Fahrzeug muss das Fahrzeug auf die zugelassenen Lautstärke zurückgebaut und eine Sicherheitsüberprüfung beim Technischen Überwachungsverein (TÜV) oder der deutschen Prüfgesellschaft Dekra vorgenommen werden.
Quelle: Bußgeldkatalog
 
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  • normalo1960
    mich nerven die Lamas
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  • jhuller@gmx.de
    Die Lamas haben's gut. Um deren Wohl wird sich gesorgt.

    Dass an diesen viel befahrenen Straßen auch Menschen leben, die unter dem Lärm leiden, juckt niemanden.

    Lama müsste man sein....
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  • berndschebler@mail.de
    Haben sich die Lamas schon beschwert, dass der Verkehrslärm zu laut ist?
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  • mic.wegner@t-online.de
    Raser und lärmende Poser sind ungenehm und stellen zweifelsohne eine Beeinträchtigung der Lebensqualität dar. Würde die Überschrift "Gestresste Anwohner im Retztal" lauten, hätte sicher jeder Leser Verständnis für diese Schlagzeile. Daran, dass exotische Tiere im Retztal leiden, tragen jedoch nicht ausschließlich die Verkehrsteilnehmer Schuld. Die Halterin muss sich die Frage und dem Vorwurf stellen, ob eine artgerechte Haltung der Tiere in diesem Umfeld überhaupt möglich ist. Den Stress, sprich das Tierleid hat sie ebenso mitzuverantworten. Als Sprott die Tiere hierher gebracht hat, war eine Straße bereits vorhanden, dass darauf Autos und Motorräder fahren, ist keine Überraschung.
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  • Albatros
    Stellt sich halt wie in vielen anderen Fällen die Frage, was ein Tier aus dem südamerikanischen Raum hier zu suchen hat. Aber es ist halt chic und vor allem befriedigt es das eigene, oft mangelnde Selbstbewusstsein und Ego. Und dann stellt man plötzlich fest, dass man das Tier nicht artgerecht halten kann und und fordert dann von der Außenwelt ein, sich gefälligst den Lebensgewohnheiten der Lamas anzupassen.
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  • steffen.cyran@freenet.de
    "... befriedigt es das eigene, oft mangelnde Selbstbewusstsein und Ego...."

    Geht´s auch eine Nummer kleiner?
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  • TessaKraemer@t-online.de
    Na mir scheint die wenigsten hier haben sich mal damit beschäftigt wer unter welchen Bedingungen überhaupt im Außenbereich bauen darf.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Wie wäre es mit einer kleinen Gesetzesänderung -

    neue Fahrzeuge dürfen nur noch soviel Lärm produzieren wie den Umständen nach unvermeidbar (s. StVO)? Und wer meint, ohne den "Sound" nicht leben zu können, bekommt eine Zulassung, die es (nur noch) gestattet, auf einer Rennstrecke so lange im Kreis herum zu fahren, bis die Ohren klingeln? Interessant überhaupt, dass Lärm immer nur dann Lärm ist, wenn ihn jemand anders produziert...
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  • flyarcus@gmx.de
    schon erstaunlich welche Leidensgeschichten hier veröffentlicht werden, die armen Geschöpfe sind ja voll der Zivilisation ausgeliefert.....und den Lamas geht es auch schlecht, hoffentlich schaut da nicht das Veterinäramt vorbei?
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  • HeMa
    Da zieht man auf einen Acker... kilometerweit keine Straße... und Zack - über Nacht ist da eine Straße. Schon blöd.
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  • rasputin32
    Da haben die ja noch Glück dass sie nicht in Retzbach wohnen.
    Zu mehr Verkehr auf der Bundesstraße kommt da noch die Bahn dazu.
    Und wenn noch 30 % des LKW Verkehrs auf die Bahn verlagert sind, wandern die Lamas bestimmt aus.
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  • ermahirsch@aol.com
    Lama Ranch? Viehwirtschaft mit 2 Tieren? Die Bezeichnung ist ja wohl etwas übertrieben.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Ausgerechnet der ADAC, der Lobbyclub unserer Automobilindustrie, will helfen. Die Lachnummer schlechthin.
    Es war die Deutsche Automobilindustrie welche die Legalisierung des Klappenauspuffs für Autos und Motorräder durchgesetzt hat. Seither dürfen damit ausgerüstete Fahrzeuge zumindest ausserorts unbegrenzt Lärm machen.
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Diese Aussage ist schlicht falsch.

    Die Grenzwerte und auch das Messverfahren, welches gewisse Schlupflöcher bietet, werden seit Jahrzehnten durch die EU vorgegeben und wurden durch Deutschland komplett.umgesetzt
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  • Lebenhan1965
    @ nogel

    Bei der Vorfahrt zum TÜV stimmen die Werte und nachher wird vom Tuner wieder umgebaut. Weil der "Sound" so geiler ist.

    Schwachsinn gegen den kaum vorgegangen wird.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Nein, diese Auspuffklappen brauchen für den TÜV nicht umgebaut werden, die sind völlig legal. Ab 2024 will die EU das ändern. Unsere Premium KFZ Hersteller wollen das natürlich verhindern.
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  • jebusara@web.de
    Diese lästigen lärmenden Wochenendfahrer sind die Städter die während der Woche am liebsten die Einfahrt in ihre Stadt verbieten würden damit keine Auswertigen in ihre Stadt kommen können um dort einzukaufen.
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  • Mainheini
    Die alte Frage: Was war zuerst da - Henne oder Ei?
    Die Straße war jedenfalls vor den Lamas da. Frau Sprott wusste worauf sie sich einlässt, wenn sie hier baut. Ähnlich verhalten sich Leute, die neben der Autobahn bauen und sich über Verkehr beschweren, die aufs Land ziehen und dann sind die Glocken zu laut oder der Hahn kräht.
    Und hier wieder mal die bösen bösen Motorradfahrer.
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  • ammi187@gmail.com
    Wer war zuerst da? Wohl die Strasse.
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Das ist sicherlich ärgerlich für die Bewohnerin. Aber diese vielbefahrene Kreisstraße existiert schon seit Jahrzehnten. Es war also ziemlich unklug, ausgerechnet dort (außerorts, direkt neben der Straße) sich nierzulassen, wenn einem die Ruhe besonders wichtig ist.
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