Es ist ein Thema, das immer wieder die Gemüter erhitzt: Motorradfahrer, die mit ihren lauten Maschinen manche Anwohner und andere Verkehrsteilnehmer stören. Jetzt fordert der Bundesrat härtere Strafen, Grenzwerte bei der Lautstärke und zeitliche Fahrverbote für Motorradfahrer. Der entsprechende Beschluss sorgt für Aufruhr unter den Motorradfahrern. Nach Protesten zu Pfingsten in Aschaffenburg finden an diesem Samstag erneut Demonstration in mehreren deutschen Städten statt, unter anderem in Schweinfurt und München.
Petition mit über 188 000 Unterstützern
"Ich finde das diskriminierend", erklärt Martin Emler aus Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart). Der 54-Jährige ist passionierter Motorradfahrer, seit 36 Jahren ist er auf zwei Rädern unterwegs. Emler ärgert sich über den Beschluss des Bundesrats. Seiner Meinung nach stehen sich häufig zwei Fronten gegenüber: Anwohner, die unter dem Lärm der Motorradfahrer leiden. Und Motorradfahrer, die sich an die Regeln halten, aber mit Rasern und Tunern in einen Topf geworfen werden. "Ich verstehe die Anwohner, aber von 300 Motorradfahrern sind es höchstens ein oder zwei, die Lärm machen", sagt Emler. Ihn stört die Verallgemeinerung.
Doch der Bundesrat will gegen Motorradlärm vorgehen und fordert in einem Beschluss die maximale Geräuschgrenze von 80 Dezibel bei neuen Motorrädern. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa der Lautstärke eines Rasenmähers. Tino Müller vom Verein der Motorradfreunde Würzburg ist der Meinung, die Regelung solle für alle Fahrzeuge gelten, die die entsprechende Lautstärke überschreiten, nicht nur für Motorräder. "Dabei darf allerdings nicht das Standgeräusch der Maßstab sein, sondern das für die Zulassung eines Fahrzeuges relevante Fahrgeräusch."
Schon jetzt gilt laut Polizeipräsidium Unterfranken eine Maximalgrenze von 77 Dezibel im Standbetrieb bei Motorrädern, die ab 2016 zugelassen wurden. Der Bundesrat fordert jedoch das Limit von 80 Dezibel im Fahrbetrieb. "Technisch gesehen ist das unrealistisch", ist Hobbyfahrer Martin Emler aus Marktheidenfeld überzeugt.
Zusätzlich hält der Bundesrat härtere Strafen für das Tunen von Motorrädern für erforderlich, wenn dadurch der Lärmpegel steigt, beispielsweise durch die Anbringung eines neuen Auspuffs. Unsinnig, findet Emler - denn der Gesetzgeber hätte aktuell schon die Möglichkeit, dagegen vorzugehen. "Und wenn jemand mit so einer Plärrtüte kommt, dann sagen wir als Motorradfahrer auch, das geht so nicht", erzählt er.
Auch die Ermöglichung eines zeitlich beschränkten Verkehrsverbots für Motorräder an Sonn- und Feiertagen fordert der Bundesrat. Müller weißt daraufhin, dass ein einseitig ausgesprochenes Verbot für eine Fahrzeuggruppe gegen den Gleichheitsgrundsatz verstößt. Und Emler ist davon überzeugt, dass sich der Motorradlärm dadurch nur in andere Gebiete verlagern würde.
"Aufgrund einiger weniger schwarzer Schafe Kollektivstrafen zu verhängen, wie sie etwa eine Streckensperrung darstellt, ist nicht angemessen", wird ADAC Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand in einer aktuellen Mitteilung zitiert. Nach den Kenntnissen des ADAC sei die überwiegende Mehrheit der Motorradfahrer ordnungsgemäß unterwegs. Stattdessen schlägt der Verkehrsclub Lärmdisplays an oft befahrenen Strecken vor, um ein Bewusstsein bei den Bikern zu schaffen, ohne deren Mobilität zu beschränken.
Laut Polizeipräsidium Unterfranken gibt es mehrere Strecken in der Region, die bei Motorradfahrern besonders populär sind, teilweise zum Leidwesen der Anwohner. "An der B 47 bei Miltenberg haben sich die Anwohner mehrfach über den Lärmpegel beschwert", berichtet Polizeioberkommissar Andy Laake. Auch die Bundesstraße zwischen Kothen und Motten (Lkr. Bad Kissingen), sowie ein Teil der kurvigen Staatsstraße zwischen Fierst und Untermerzbach in der Nähe von Ebern (Lkr. Haßberge), der sogenannte Hambach, sind bei Motorradfahrern beliebt. Um Rasern entgegenzuwirken, wurden dort im vergangenen Jahr kurz vor den Serpentinenkurven Rüttelstreifen angebracht - mit Erfolg.
Schon mehrmals klagten auch die Anwohner der Würzburger Innenstadt über Lärmbelästigung durch Motorradfahrer. Und auch die Sperrung der Hochrhönstraße zwischen Bischofsheim und Fladungen für Motorradfahrer war bereits 2007 ein Thema, gesperrt wurde sie allerdings bisher nicht.
Online-Petition gegen Beschluss des Bundestags gestartet
Wie das Kraftfahrt-Bundesamt mitteilt, sind seit 1. Januar 2020 rund 4,5 Millionen Motorräder auf den deutschen Straßen zugelassen - und einige Besitzer haben etwas gegen die geplanten Änderungen. Um das Verkehrsverbot für Motorräder an Sonn- und Feiertagen zu verhindern, wurde eine Online-Petition gestartet. Das Quorum für die notwendigen 50 000 Unterschriften wurde bereits deutlich überschritten, deutschlandweit hat die Petition 189 177 Unterstützer (Stand 30.Juni). Auch Martin Emler aus Marktheidenfeld sowie die Mehrheit der Motorradfreunde Würzburg haben die Petition bereits unterschrieben.
Um einiges strenger sind die Vorschriften für Motorradfahrer bereits in Österreich. Seit dem 10. Juni dürfen Motorräder auf mehreren Streckenabschnitten in Tirol nicht mehr fahren, wenn sie ein Standgeräusch von mehr als 95 Dezibel haben. Dabei spielt es keine Rolle, wie laut die Motorräder wirklich während der Fahrt werden.
Bundesregierung trifft Entscheidung
Die Entscheidung, ob der Beschluss deutschlandweit umgesetzt werden soll, ist derzeit noch nicht gefallen. Der Beschluss wurde an die Bundesregierung geleitet. Diese entscheidet nun, inwiefern die Anregung des Bundesrates umgesetzt werden soll. Eine Frist dafür gibt es jedoch nicht. Emler nimmt am Samstag trotzdem an der Demonstration in Schweinfurt (Volksfestplatz, 13 Uhr) teil. "Wenn man keine Zeichen setzt, dann kann man bei sowas auch nicht gewinnen."
https://www.openpetition.de/petition/online/silent-rider-die-bundesweite-initiative-gegen-unnoetigen-motorradlaerm
Kein lärmender Verkehr, keine Party Szene, keine Nachbarn die früh zur Arbeit fahren. Keine Ausflügler usw. Saubere Luft,blaues Wasser. Keine Flieger. Das wäre doch bestimmt auch wieder eine Möglichkeit. Viele vermissen das bestimmt. Ich bin ehrlich, manche Sachen hätte man lassen können. Ich wünsche auf jeden Fall Mal eine unfallfreie Fahrt,ob laut oder leise.
Es geht um Motorräder und Autos die bewusst durch Manipulation extrem laut sind, nur weil der/die Fahrer/in den Sound geil finden. Eine Art Befriedigung auf Kosten der Allgemeinheit!
Herr Emler, nehmen Sie bitte den Helm ab und hören dann noch mal genau hin.
Der Einwand der Diskriminierung ist einfach nur lächerlich!
Es geht um generelle Wochenend-Fahrverbote für Motorräder, egal ob modifiziert oder serienmäßig, ob zu schnell oder nach Vorschrift. Also damit auch für diejenigen Motorradfahrer, die sich an die Verkehrsregeln halten.
Wenn das keine Kollektivstrafe ist, was dann?
den ganzen Typen mit ihren lauten Karren egal auf wieviel Rädern gehört jeden(!) Sonntagfrüh um 6 Uhr die Kiste neben dem Bett angeworfen und auf Touren gebracht...
Schade, das wird wohl nicht hinhauen.
Dann so: alle Hersteller werden verpflichtet, die Schallemissionen ihrer Produkte so weit es geht zu begrenzen und über 85 dB(A) - ab diesem (Dauer-)Wert muss ich als Arbeitgeber Mickymäuse stellen - sind verboten (bzw. nur auf Rennstrecken erlaubt). Wer sein Fahrzeug (z. B.) mit einem anderen Auspuff ausstattet, bewirkt das Erlöschen der Betriebserlaubnis und wird ggf. verknackt als wäre er (vorsätzlich) ohne Zulassung und Versicherungsschutz gefahren.
(Für "Oldtimer" müsste man noch eine vernünftige Regelung finden.)
Ich glaub da wär schnell Ruhe (im wahrsten Sinne des Wortes).
1) weil es den Hersteller und damit die Originalteile evtl. gar nicht mehr gibt
2) weil das Originalteil evtl. mehr Lärm bedeuten würde als ein neueres
3) damit niemand um mehr Lärm machen zu können mehr Oldtimer fährt oder
4) gar nur deswegen ein Fahrzeug als Oldtimer eintragen lässt
usw.
Ich finde Oldtimer tatsächlich gut, insbesondere weil man damit diese ganze Schneller-Höher-Weiter-Protzerei mit allem Schnickschnack von heute links liegen lassen kann. Das darf aber trotzdem keinen rechtsfreien Raum bedeuten.