Sind strengere Regeln notwendig, um andere Verkehrsteilnehmer und geplagte und genervte Anwohner vor Motorradlärm zu schützen - oder schießt der Bundesrat mit seinem aktuellen Beschluss über das Ziel hinaus? Das sagen zwei Autorinnen.
Pro: Ja zum Fahrverbot! Motorradlärm darf nicht einfach hingenommen werden
Motorräder sind laut - zu laut, um sie permanent zu ertragen. Momentan bleibt allen, die an bei Bikern beliebten Strecken wohnen, nichts anderes übrig. Es wird höchste Zeit, dass sich das ändert.
Der Bundesrat strebt an, die Lautstärke neuer Motorräder „in allen Fahrzuständen“ auf 80 Dezibel zu begrenzen. Schon jetzt gibt es ähnliche Vorschriften - eigentlich. Tatsächlich sind die Bikes in der Praxis häufig viel lauter.
Und selbst wenn die Lautstärke auf 80 Dezibel begrenzt wird – bei Neufahrzeugen lediglich! - wird sie sich weiterhin negativ auf lärmgeplagte Anwohner auswirken. Experten zufolge hat es bereits gesundheitliche Folgen, wenn der Geräuschpegel von 65 Dezibel auf Dauer überschritten wird. 80 Dezibel sind - was das Lärm-Empfinden betrifft - mehr als das Doppelte! Manche Anwohner vor Motorradstrecken sind dem über Stunden und Tage ausgesetzt. Anhaltender Motorradlärm geht auf die Nerven, im schlimmsten Fall macht er krank.
Die Forderung des Bundesrats, für „besondere Konfliktfälle“ Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen zu ermöglichen, ist deshalb angebracht. Die Anwohner verdienen gerade am Wochenende ein paar Stunden erholsamer Ruhe.
Motorradfahrer halten dagegen, ihre Freiheit dürfe nicht eingeschränkt werden. Doch was ist mit der Freiheit der Anwohner? Im Vergleich sind die Auswirkungen für Motorradfahrer gering: Außer an Sonn – und Feiertagen genießen sie weiterhin volle Freiheit. Wer an Biker-Strecken lebt, kann dem Lärm dagegen kaum entkommen – ihm bliebe nur die Flucht aus seinem Zuhause.
Contra: Nein! Es gibt bereits genug Verbote
Die Forderung des Bundesrats nach strengeren Regeln für Motorradfahrer wirkt unverhältnismäßig. Zwar geht es auf manchen Straßen in der Region teilweise etwas lauter zu, doch mit den geforderten Gesetzen bundesweit Motorradfahrer zu bestrafen, ist schlichtweg diskriminierend und verstößt gegen den Gleichheitsgrundsatz. Die wenigsten Biker fahren, um andere durch ihren Lärm zu belästigen. Auch andere Verkehrsmittel sind laut - dass die Lärmregelungen also nur für die Fahrer der rund 4,5 Millionen Motorräder in Deutschland umgesetzt werden sollen, ist schlichtweg nicht fair.
Während in Deutschland das Auto als Statussymbol gilt, wird das Motorrad oft verschrien. Nicht jeder besitzt einen Wagen, viele benutzen Roller, Moped oder Motorrad um zur Arbeit zu kommen. Auch ein zeitweises Fahrverbot könnte also etliche Personen betreffen, die schlichtweg auf das Verkehrsmittel angewiesen sind.
Und nur weil sich einige Biker nicht an die Regeln halten, sollten nicht diejenigen büßen, die sich nichts haben zu Schulden kommen lassen. Wenig Sinn macht es außerdem, dass der Bundesrat in seinem Beschluss vieles fordert, was bereits jetzt durch die Polizei umgesetzt wird. Denn es gibt bereits jetzt Verbote, beispielsweise was die Geräuschkulisse der Motorräder angeht – so ist das Tuning der Soundsysteme verboten.
Und denkt man darüber nach, wie oft die Motorradfahrer überhaupt auf unseren Straßen unterwegs sind, kommt man relativ schnell zu einem ernüchternden Ergebnis. Denn bei Regen, Schnee und Eis stehen die allermeisten Maschinen wohl sowieso in Garagen oder Carports. Also lasst die Motorradfahrer doch wenigstens bei gutem Wetter unterwegs sein, um in der Region in Ruhe ihre Runden zu drehen!
Sonntagsfahrverbot für überlaute Fahrzeuge finde ich richtig, denn samstags gibt es ja auch noch Rasenmäher, Motorsägen usw.
"Sonntagsfahrverbot für überlaute Fahrzeuge finde ich richtig,"
Und was ist mit den normalen, unveränderten Fahrzeugen? Genau darum geht es nämlich!
Wie wäre es denn mit Fahrverboten für ALLE Autos in den jetzigen Dieselfahrverbotszonen, also auch den Benzinern? Genau so etwas geschieht hier nämlich mit den Motorrädern.
Deswegen: Ja, erhöht die Strafen, zieht die Krachkisten aus dem Verkehr, aber lasst diejenigen fahren, die nichts an ihrem Fahrzeugen gemacht haben und sich an die Regeln halten.
Es ist nicht einzusehen, warum nun ausschließlich auf die Motorradfahrer eingedroschen wird. Es ist völlig irrelevant aus welchem Fahrzeug oder Gerät der Krach emittiert wird. Ob nun Motorrad oder Auto mit Klappenauspuff oder Heckenschere, Rasenmäher oder Laubbläser. Der Krach nervt IMMER! Deshalb bin ich für eine generelle Beschränkung der Lautstärke auf ein technisch notwendiges Maß. Fertig!
Und zwar für ALLE überlauten Fahrzeuge!
Dann bleiben auch die ganzen Poser-PKW stehen, die in Massen durch die Städte geprügelt werden. Ob das nun WÜ, NES, SW, AS, M, S, K .... ist.
Holt die Lärmsünder einfach gezielt raus und legt ihnen das Fahrzeug lebenslang still. Das geht mit heutigen Gesetzen. Fertig. Und führt vernünftige Prüfverfahren für Neufahrzeuge ein. Da schummeln die PKW-Hersteller genauso so wie die Krad-Hersteller.
und nochmal: wenn Fahrverbot, dann für ALLE lauten Fahrzeuge.
Ihr könnt mir gerne das Motorrad am Sonntag verbieten. Dann kauf ich mir halt einen Sportwagen mit serienmässigem Klappenauspuff. Der ist garantiert lauter als mein jetziges Motorrad...
Solange keine realistischen Messwerte vorgeschrieben sind kann hier nach Lust und Laune betrogen werden.
Mit praxisnahen Messwerten und entsprechenden Kontrollen könnte man dieses Problem ganz einfach in den Griff bekommen.
Blinder politischer Aktionismus mit Verbotsforderungen ist publikumswirksamer, man braucht sich nicht bei den Herstellern unbeliebt zu machen und kostet weniger da man an den Kontrollen sparen kann.
Der letzte Satz gilt genauso auch für viele andere Bereiche in denen Verbraucher, Arbeitnehmer oder die Umwelt geschützt werden sollte.