Seit Mittwoch, 25. November, können Unternehmen, die im zweiten Lockdown geschlossen haben, die Novemberhilfe des Bundes beantragen. Was kommt bei Würzburger Gastronomen und Kulturschaffende an und langt das zum Überleben?
Steuerberater war bereits um Mitternacht aktiv
Um 24 Uhr hat Steuerberater Frank Scheuering sich den Wecker gestellt und versucht, über die Plattform des Bundes www.ueberbrueckungshilfe-unternehmen.de Antragsformulare zu laden. "Von der Beantragung anderer Corona-Hilfen wusste ich, dass am Stichtag die Seite oft überlastet ist und deshalb wollte ich gleich loslegen," erklärt der Würzburger. Doch erst Mittwochmittag war der Antrag freigeschaltet. Für 25 Mandanten, Künstler, Gastronomen und ein Fitness-Center, hat der Würzburger die Formulare für staatliche Hilfe jetzt ausgefüllt. "Einige von ihnen warten wirklich dringend auf das Geld," erklärt der Steuerberater. So hätten zum Beispiel Solo-Selbstständige oder Messebau-Unternehmen bisher noch keine staatliche Hilfe bekommen.
"Ab heute werden viele Kollegen beten", sagt Claudia Amberger-Berkmann, Besitzerin des Hotel Amberger in der Ludwigstraße. Denn noch ist nicht klar, wie viel wer wann bekommt. "Für viele ist der Ausgleich für den entgangenen Umsatz dieses Monats aber überlebensnotwendig", sagt die Kreisvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga in Würzburg. Auch ihr Steuerberater hat am Mittwoch den Antrag gestellt.
Zwar hätten Kurzarbeit und Überbrückungshilfe Teile der Betriebskosten übernommen. "Aber die Einnahmen sind ja bei uns zum Beispiel auch im Sommer und Herbst fast komplett eingebrochen," sagt die Hotelbetreiberin, die bislang keinen ihrer 20 Mitarbeiter entlassen, sondern alle in Kurzarbeit geschickt hat. Für solche langen Durststrecken könne man nicht gewappnet sein.
Neunerplatz-Chef bedankt sich für die Hilfe
"Wir haben die Novemberhilfe beantragt, ob wir etwas bekommen, steht in den Sternen", sagt Sven Höhnke vom Theater am Neunerplatz, das bislang keine staatliche Coronahilfe erhält. Das Theater hat im Juni sieben Mitarbeiter und 19 Minijobber entlassen und wird vom eigenen Förderverein sowie von Stadt und Bezirk Unterfranken unterstützt. "Das ist nicht selbstverständlich und wir schätzen diese Anerkennung unserer Arbeit."
"Ich bin froh, dass wir im Sommer noch aus eigener Kraft etwas auf die Beine stellen konnten", sagt Höhnke. Zum einen hätte die gut besuchte Konzert-Reihe "Kultur ausm Hut" noch etwas Geld zwischen den Lockdowns gebracht. Zum anderen habe es auch gut getan, etwas zu tun. Der 56-Jährige lebt momentan vom Ersparten und musste auch Schulden machen. "Im Vergleich zu anderen Kulturschaffenden geht es mir aber gut", betont der Theaterbetreiber.
Novemberhilfe hat auch Jojo Schulz beantragt. Bis Oktober hat die Posthalle GmbH neben der Soforthilfe keine Fördergelder bewilligt bekommen. "Solange mussten wir für die Deckung unserer laufenden Kosten staatliche Kredite aufnehmen", sagt Geschäftsführer Schulz, der seine 15 Mitarbeiter seit März regelmäßig in Kurzarbeit schickt. "Vor zwei Wochen haben wir dann Gelder aus dem Topf der bayerischen Spielstättenförderung bewilligt bekommen und die für Juni beantragte Überbrückungshilfe ist auch angekommen." Mit dieser Unterstützung könne er Miete und andere Kosten den Winter über bezahlen und dafür ist Schulz dankbar: "Ich glaube in anderen Ländern würden vergleichbare Betriebe nicht überleben."