Den denkwürdigsten Satz bei der Verleihung der städtischen Kulturmedaillen sagte Preisträgerin Antje Molz: "Ich widme diesen Preis allen Kulturschaffenden und Kreativen, die am Boden sind und trotzdem weitermachen", sagte die Gründerin des Würzburger Straßenmusik-Festivals. Kurz vor dem neuen Corona-Lockdown fand die ursprünglich in der Posthalle geplante Zeremonie am Donnerstag im kleinsten Kreis im Wenzelsaal des Rathauses statt.
Neben Molz erhielten das Theater am Neunerplatz in Person von Theaterleiter Sven Höhnke und der Verein "Würzburg liest" aus den Händen von Oberbürgermeister Christian Schuchardt eine Kulturmedaille und die dazu gehörige Urkunde. Insgesamt wurden damit 64 Kulturschaffende und Institutionen seit 1995 für herausragendes kulturelles Engagement ausgezeichnet.
Zusätzliche Mittel im Haushalt 2021 eingestellt
Das Neunerplatz-Theater wird im Text der Urkunde als "eine der wichtigsten kulturellen Kulturinstitutionen in Würzburg" gewürdigt. "Das Theater beeinflusst seit vielen Jahren das gesamte kulturelle Leben der Stadt", betonte der OB und wünschte Theatermacher Sven Höhnke und auch allen anderen freien Bühnen der Stadt, "dass sie unbeschadet aus der aktuellen Krise hervorgehen".
Als Unterstützung für die Kulturszene wird die Stadt laut Schuchardt – anders als andere bayerische Kommunen, die ihre freiwilligen Leistungen als Folge der Pandemie gekürzt haben – zusätzliche Mittel zur Kulturförderung in den Haushalt 2021 einstellen, "die wir dann bedarfsorientiert einsetzen können. Oberstes Ziel ist neben dem Erhalt der kulturellen Infrastruktur auch das Kulturerlebnis für die Menschen in unserer Stadt", sagte der Oberbürgermeister.
Würzburg als Literaturstadt erlebbar gemacht
Antje Molz hat nicht nur 2002 das "Stramu" ins Leben gerufen, die Musikwissenschaftlerin ist auch Kulturveranstalterin und Vorstandsmitglied des Dachverbands Freier Würzburger Kulturträger. Schuchardt bezeichnete sie außerdem als Netzwerkerin und Nachwuchsförderin: "Sie bringt mit sicherem Gespür junge Akteure mit den etablierten Kulturinstanzen zusammen." Molz bedankte sich bei den ehemaligen und aktuellen Entscheidern im Rathaus für die Unterstützung: "In Würzburg sind Dinge möglich, die in anderen Städten nicht möglich sind."
Der Verein "Würzburg liest" gehört im Vergleich zu ihr und Sven Höhnke zwar erst relativ kurz zum Würzburger Kulturleben, die Anerkennung und den Dank der Stadt in Form einer Kulturmedaille haben sich Elisabeth Stein-Salomon, Daniel Osthoff, Jörg Nellen und ihre knapp 40 Mitstreiter trotzdem verdient: Dem Verein sei es "innerhalb weniger Jahre gelungen, Würzburg als Literaturstadt sichtbar und erlebbar zu machen", heißt es in der Urkunde.
Der Verein, in dem Buchhandlungen, Autoren, Studierende und Verlage vertreten sind, stellt seit 2014 im Zwei-Jahres-Rhythmus Werke bekannter Würzburger Schriftsteller in den Mittelpunkt des Literaturfestivals "Würzburg liest ein Buch". Dessen Programmvielfalt und -tiefe sei beeindruckend, stellte Schuchardt fest. Leonhard Frank, Jakob Wassermann und Jehuda Amichai standen bisher im Mittelpunkt der Aktionswochen, in diesem Jahr sollte das Buch "Frau ohne Reue" von Max Mohr gelesen werden. Das Programm musste wegen der Corona-Beschränkungen in diesem Frühjahr auf April 2021 verschoben werden.