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WÜRZBURG
Wo Erwin Pelzig geboren wurde
Haben gut lachen: Sven Höhnke (links) und Wolfgang Salomon feiern 25 Jahre Theater am Neunerplatz.THOMAS OBERMEIER
Foto: | Haben gut lachen: Sven Höhnke (links) und Wolfgang Salomon feiern 25 Jahre Theater am Neunerplatz.THOMAS OBERMEIER
Von unserem Redaktionsmitglied Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 07.11.2019 15:15 Uhr

Es begann alles am 19. Oktober vor 25 Jahren mit dem seltsamen klingenden Titel „Humperdingsda, oder wie es hänselt und gretelt“. Dazwischen liegt jetzt ein Vierteljahrhundert und es ist viel passiert seither in jenem Theater, das damals noch „Wunderfitz“ hieß und heute als „Theater am Neunerplatz“ eine feste Institution in der Würzburger Kulturlandschaft geworden ist. Am Wochenende wird mit vielen Freunden – alten und neuen – der runde Geburtstag gefeiert.

Einer dieser alten oder besser langjährigen Freunde ist der frühere Würzburger Jugend- und Sozialreferent Peter Motsch, der sich in der Jubiläumsbroschüre lebhaft an die Anfangstage erinnert, als Theatergründer Thomas Heinemann in Würzburg ein Theater von Kindern für Kinder starten wollte, was damals einen absolute Novität darstellte. Bei seinem Marsch durch die Institutionen der Stadt landete Heinemann schließlich beim Jugendreferenten. Beide verstanden sich auf Anhieb und im alten Pfarrsaal von Heiligkreuz in der Zellerau, der abgerissen werden sollte, sah Motsch eine Chance für das neue Theater.

Der Abriss wurde verhindert und es begann die harte Zeit des Umbaus, bei der der neue Theaterleiter tatkräftig mit anpackte. Motsch erinnert sich: „Gelder für den Umbau gab es im städtischen Haushalt nicht. Es blieb weitgehend mein Geheimnis und haushaltsrechtlich 'ungeahndet', wie ich gleichwohl die eine oder andere Mark aus dem Jugend- und Sozialetat locker machen konnte“. Motsch ist dem Neunerplatz bis heute ein treuer Begleiter. Für das Stück „Mopaya“, in dem es um die Integration afrikanischer Asylbewerber ging, stand er sogar selbst mit seinem Akkordeon auf der Theaterbühne.

Schon kurz nach der ersten Premiere begann im November 1985 eine Ära am Neunerplatz. Für Heinemanns Stück „Weihnachtsmänner greifen an“ schrieb erstmals der Würzburger Musiker Wolfgang Salomon („Munju“) die Musik. Heinmann Stücke und Salomons Musik waren fortan nicht mehr voneinander zu trennen, bis Heinemann 2000 Würzburg verließ und in die Filmbranche wechselte. Es entstanden regelrechte Hits, die heute noch auf CDs nachzuhören sind.

Um Neues nie verlegen

Auf der Bühne ging der „Kreativpool vom Neunerplatz“ (Salomon) immer wieder neue Wege und landete mit der in Würzburg spielenden Krimi-Satire „Traube bitte kommen“ im November 1993 sogar in den „Tagesthemen“ der ARD. Damals baute man Live-Werbespots in die Theateraufführung ein – ein kreatives Novum, um neue Einnahmequellen zu erschließen.

Bereits im Oktober dieses Jahres hatte „Nüssleins Fügung“ Premiere. Ein Darsteller namens Frank-Markus Barwasser stand dafür auf der Neunerplatzbühne und spielte die Figuren eines gewissen Erwin Pelzig. Damals ahnte niemand, dass dies die Geburtsstunde einer künftigen Kultfigur des deutschen Kabaretts und der Start für eine große Karriere von Barwasser war, die bis heute andauert.

Einer, der fast von Anfang an dabei ist, ist Sven Höhnke. In Samuel Becketts „Akt ohne Worte“ stand er 1992 erstmals als Darsteller auf der Neunerplatz-Bühne und ist „in den Neunerplatz-Strudel geraten und bis heute nicht mehr rausgekommen“. Er erwies sich auch als geschickter Bühnenbildner, Organisator und Techniker. Heute gehört Höhnke zum Leitungsteam zusammen mit Wolfgang Salomon, Heike Mix, Frido Müller und Britta Schramm.

Rückblick an drei Abenden

Natürlich ist der Neunerplatz viel mehr als die Geburtsstätte von Pelzig. Zahlreiche Theater-Klassiker sind im Lauf der letzten 25 Jahre hier entstanden, sowohl im Kinder- als auch im Erwachsenentheater. In den meisten Fällen, und das ist bemerkenswert, handelte es sich um eigene Stücke, nur ausnahmsweise griff man auf Fremdtexte zurück. Sie alle aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Mit „27 Milchstraßen“ schuf man beispielsweise 1996 ein interaktives Theaterstück, bei dem das Publikum die Szenenfolge bestimmte. Ein früher Klassiker ist Heinemanns „Luna, small step for mankind“ von 1991 mit immer noch hörenswerter Musik von Wolfgang Salomon. Und 2007 landete man mit der Rio-Reiser-„Revue im Niemandsland“ einen wochenlang ausverkauften Volltreffer.

Von Samstag bis Montag feiert das Neunerplatz-Team jetzt 25. Geburtstag und freut sich auf ein Wiedersehen mit vielen ehemaligen und neuen Freunden. An drei Abenden (Beginn um 20 Uhr) wird es ein buntes etwa eineinhalbstündiges Programm mit Film- und Videoausschnitten aus 25 Jahren Neunerplatz geben. Kartenvorbestellungen sind dringend empfohlen unter Tel. (0931) 41 54 43.

Übrigens: Frank-Markus Barwasser kann nicht persönlich zum Gratulieren kommen. Er muss sich auf die Premiere in der Anstalt mit Urbon Priol vorbereiten, die am 19. Oktober im ZDF zu sehen sein wird.

„Der lange Max von Nebenan“:   Heike Mix und Markus Czygan in Wolfgang Salomons erstem selbst verfassten Stück (2005).
Foto: Rudi Seifert | „Der lange Max von Nebenan“: Heike Mix und Markus Czygan in Wolfgang Salomons erstem selbst verfassten Stück (2005).
 
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