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Stadtrat Würzburg beschließt Umbenennung des Kardinal-Faulhaber-Platzes: Kommt dafür der Barbara-Stamm-Platz?
Statt des Kardinals könnte die verstorbene Barbara Stamm mit der Benennung des Platzes geehrt werden. Unterdessen kritisiert Bischof Jung den Stadtratsbeschluss.
Der Kardinal-Faulhaber-Platz in Würzburg, im Hintergrund das Mainfranken Theater.
Foto: Thomas Obermeier | Der Kardinal-Faulhaber-Platz in Würzburg, im Hintergrund das Mainfranken Theater.
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:41 Uhr

Wie wird die verstorbene CSU-Politikerin Barbara Stamm im Würzburger Stadtbild geehrt? Seit Donnerstagabend liegt ein konkreter Vorschlag auf dem Tisch: Der gegenüber dem Mainfranken Theater gelegene bisherige Kardinal-Faulhaber-Platz solle zum Barbara-Stamm-Platz werden.

Diesen Antrag stellte die 3. Bürgermeisterin Judith Jörg (CSU) am Ende einer langen und teils turbulenten Debatte, in der es einmal mehr um Straßenumbenennungen in Würzburg gegangen war.  Zuvor hatte der Stadtrat mit deutlicher Mehrheit von 27 zu 14 Stimmen entschieden, den nach  Michael Kardinal von Faulhaber (1869-1952) benannten Platz wegen der Rolle des Kirchenmannes in der NS-Zeit umzubenennen. Gegen die Umbenennung stimmten unter anderem Stadtratsmitglieder der CSU.

Gedenkplastik für Michael Kardinal von Faulhaber am gleichnamigen Platz in Würzburg. 
Foto: Torsten Schleicher | Gedenkplastik für Michael Kardinal von Faulhaber am gleichnamigen Platz in Würzburg. 

Die Entscheidung war überraschend, da sich nach einem von der Stadt im Sommer veranstalteten Symposion die dort geladenen Expertinnen und Experten allesamt gegen eine Umbenennung ausgesprochen hatten. Die vier Historikerinnen und Historiker hatten eine Kontextualisierung, also eine öffentlich einsehbare historische Einordnung des Namensgebers, für ausreichend gehalten.

Hauptausschuss hatte zum Faulhaber-Platz kein Gutachten beschlossen

Diese Variante hatte die Verwaltung dem Stadtrat auch als Beschlussvorlage mitgegeben, allerdings hatte sich bereits in einer ersten Beratung des Themas vor zwei Wochen im Hauptausschuss abgezeichnet, dass die Entscheidung auch anders ausgehen könnte. Der Ausschuss hatte damals mehrheitlich entschieden, kein Gutachten abzugeben. 

Am Donnerstag nun hatten mehrere Rednerinnen und Redner verschiedener Fraktionen Gründe vorgebracht, auch den Faulhaber-Platz umzubenennen, darunter Äußerungen des Kardinals, die Nähe zum NS-Regime offenbarten und ihn als Gegner der Demokratie auswiesen. 

ZfW-Stadtrat Wolfgang Baumann verließ die Sitzung

Scharfe Kritik an der sich abzeichnenden Umbenennung und vor allem am Verfahren im Stadtrat hatte gleich zu Beginn der Sitzung Wolfgang Baumann (ZfW) geäußert. Sein Anträge, die Entscheidungen über den Faulhaber-Platz wie über die neu zu vergebenden Straßennamen von der Tagesordnung abzusetzen, scheiterten allerdings deutlich bei nur drei beziehungsweise einer Ja-Stimme.  

Baumann verließ später unter Protest die Sitzung. In einer Stellungnahme am Freitag warf er der Stadtratsmehrheit vor, "gegen rechtliche Grundprinzipien der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und zudem gegen Gesetze der Logik" verstoßen haben. Baumann hatte bereits die Umbenennung der nach Mozartfest-Gründer Hermann Zilcher benannten Straße immer wieder harsch kritisiert.

Würzburgs Bischof Franz Jung kritisiert die Entscheidung des Stadtrates 

Sein Bedauern über die beschlossene Umbenennung des Platzes äußerte am Freitag auch Bischof Franz Jung. Er halte die Entscheidung für falsch, hieß es in einer Pressemitteilung des Bistums Würzburg. Jung kritisiert darin, dass das "einstimmige Votum ausgewiesener Experten (...) nivelliert und letztlich für irrelevant erklärt" worden sei.

"Dieser politische Umgang mit historischer Wissenschaft ist ausgerechnet in einer Universitätsstadt sehr fragwürdig", wird Jung zitiert. Das Bistum Würzburg werde Kardinal Michael Faulhaber "als einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der katholischen Kirche in Deutschland im 20. Jahrhundert auch weiterhin ein ehrendes Gedenken bewahren".

Würzburger Stadtrat müsste von der 3-Jahres-Regel abweichen

Über den Vorschlag  Judith Jörgs für einen Barbara-Stamm-Platz konnte der Stadtrat am Donnerstag aus formalen Gründen nicht entscheiden, da das Thema gar nicht auf der Tagesordnung stand. Für eine schnelle Benennung nach der verstorbenen CSU-Politikerin müsste die Stadt von ihrer bisherigen Linie abweichen, Straßen und Plätze erst drei Jahre nach dem Tod der jeweiligen Person nach dieser zu benennen. OB Christian Schuchardt wies allerdings bereits in der Sitzung darauf hin, dass es sich bei der Regelung nicht um eine starre Vorschrift handle.

 
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  • familiekammermeier
    Nach Barbara Stamm sollte eineStrasse, aber nicht ein Platz genannt werden. Stammplatz klingt nicht gut. Den Kardinal Faulhaber Platz sollte man lieber Theaterplatz nennen.
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  • asazyma
    Dieser Stadtrat blamiert sich, aber vor allem unsere Stadt. Ein Expertengremium riet von der Umbenennung ab, empfahl eine Kontextualisierung. Michael Faulhabers Andenken derart zu entwürdigen ist würdelos. Seine Haltung damals ständig diachron zu betrachten, damit sich diese grünen Gutmenschen besser fühlen können, weil sie ja ganz anders gehandelt hätten, ist beschämend und unsachlich. Faulhabers Rolle bei der Entstehung der Enzyklika "Mit brennender Sorge" ist denen sicher völlig fremd.
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  • herbert.zorn@web.de
    Muss man Ihren Kommentar verstehen???
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  • giacomo
    vcd-mitglied hat es auf den Punkt gebracht! Die Umbenennung zu "Theaterplatz" fände ich sehr, sehr sinnvoll! Für die Barbara wird sich schon ein andere Straße finden. Wenn man sich zeit lässt, muss man auch nicht mit der bisherigen Gepflogenheit einer Wartezeit von 3 Jahren brechen.
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  • zwrecht@aol.com
    Ich glaube nicht, dass es der katholischen Frauenbundsvorsitzenden Stamm gefallen hätte, den Kardinal Faulhaber-Platz umzubenennen. Fehlverhalten in der Nazi-Zeit wird Faulhaber nicht vorgeworfen, sondern "Un- " verhalten - also zu wenig gegen die Unterdrückung und Verfolgung bestimmter Gruppen in der Nazizeit. Leider wird ihm bei Umbenennung nun zwangsläufig ein "Nazi-Schild" umgehängt. Für einen der bei diesen mitunter sogar als anerkannter Feind galt, gegen dessen Palais in München einst sogar geschossen wurde, eine absolutes Fehlurteil. Also Frau Stamm hätte das mit Sicherheit nicht gutgeheißen. Sie hätte sogar dagegen gekämpft. Man beachte die Zeit aus der Faulhaber stammte und noch viel mehr in der er lebte. Die forschende Wissenschaft wirft Faulhaber höchstens vor, zu wenig aktiv gegen das Naziregime vorgegangen zu sein. Die übrigen, bei denen die Straßen unbenannt werden, haben sich als Nazi-Freunde herausgestellt. Schade, dass Würzburg solch einen Kirchenmann entehrt.
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  • Arcus
    Vermutlich hat sich diese Idee Frau Jörg und ihr Gspusi Roth bei trautem Kerzenschein ausgedacht. Nachdem auch die CSU in Würzburg weiter an Wählerzuspruch verliert, wird jetzt die Karte Barbara Stamm gezogen, um kurzfristig aus dem Strudel des Abwärtstrends zu kommen.
    Wohl wissend, dass man dadurch das Risiko einer Beschädigung Stamms in Kauf nimmt. Die hier in den Kommentaren aufgeführten Vorgänge im Schifferkinderheim, sind noch nicht wirklich geprüft.
    Um den Namen Stamm nicht durch ein billiges Wahlkampfmanöver der CSU Größen ? In WÜ durch den Dreck ziehen zu lassen, empfehle ich erstmal Gras über das Grab von Barbara Stamm wachsen zu lassen und dann in einem vernünftigen zeitlichen Abstand über eventuelle Denkmäler nachzudenken.
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  • jutta.noether@web.de
    Sehr vernünftig.
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  • herbert.zorn@web.de
    Hallo ihr Würzburger,
    ihr habt doch Barbara Stamm bei der letzten Landtagswahl NICHT gewählt! Dafür kam doch ein unbekannter Grüner für den Wahlkreis WÜ in den Landtag!
    Jetzt macht nicht so einen Hype um die Stamm, Ihr Scheinheiligen!
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  • Radler15402510
    Zur Landtagswahl 2018 trat Barbara Stamm erneut auf Platz 1 der Liste ihrer Partei in Unterfranken an,[8] konnte aber trotz vieler Zweitstimmen nicht wieder in den Landtag einziehen, da der CSU aufgrund der vielen Direktmandate kein Listenmandat zustand.[9]
    Für das Direktmandat kandidierte wie davor auch schon Oliver Jörg
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  • johannes-fasel@t-online.de
    Dass Würzburgs Bischof Franz Jung mit dieser demokratischen Entscheidung des Stadtrates etwas fremdelt, wundert mich jetzt nicht. - Schließlich kommt er aus einer ganz anderen Ecke. - Die Uhr kann der Bischof aber glücklicherweise nicht mehr zurückdrehen.
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  • Sie vergessen, dass es in einer Demokratie auch andere Meinungen geben darf...
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  • wasisnlosda21
    Na ja:
    Als Oberster in der Diözese kann und muss er m.E. zum Stadtratsbeschluss was sagen.
    Ob aber dabei „der politische Umgang….fraglich….“ sei, möge jeder für sich beurteilen.

    Ich für mich muss unwillkürlich leider an das Steine werfen im Glashaus denken
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  • klecki
    Der Antrag der AfD Herrn Dr. Klaus Zeitler in Anerkennung
    seiner Verdienste für Würzburg, eine Strasse zu benennen,
    wurde nicht weiter verfolgt da erst eine Wartezeit eingehalten
    werden müsse.
    Gleiches Recht für Alle !!!???
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  • Barbara
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  • d.temming@gmx.de
    So eine lupenreine Weste hat die Dame wohl auch nicht, wenn ich von Betroffenen so höre, was sie in ihrer Zeit als Erzieherin gemacht haben soll...
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  • engert.andreas@gmx.de
    Interessant, was Sie so alles hören.
    Ich hab da bisher noch kein Wort gehört!
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  • jutta.noether@web.de
    Doch, da gab's was. Muss aber schon recht lang her sein.
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  • engert.andreas@gmx.de
    Dann Butter bei die Fische - nicht nur so schwammige Andeutungen!
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