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Würzburg
Kommentar: Vergesst die Studierenden nicht in der Pandemie!
Hier werden die Virologen, Ärzte und Ökonomen von morgen ausgebildet. Doch die Politik zeigt den Hochschulen im Corona-Kampf keine Perspektive. Warum das fahrlässig ist.
Ein Bild aus besseren Tagen: Studierende vor der Neuen Universität in Würzburg. Hochschulen als Ort des gemeinsamen Lernens brauchen den direkten Austausch – im Hörsaal und außerhalb der Vorlesungen.
Foto: Patty Varasano | Ein Bild aus besseren Tagen: Studierende vor der Neuen Universität in Würzburg. Hochschulen als Ort des gemeinsamen Lernens brauchen den direkten Austausch – im Hörsaal und außerhalb der Vorlesungen.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:42 Uhr

So viel öffentliche Wissenschaft war noch nie. Kein Tag, an dem uns nicht Virologen, Infektiologen, Physiker oder Ökonomen die Ursachen und Wirkungen des Sars-CoV2-Virus erklären würden. Nicht immer einmütig, bisweilen sich selbst widersprechend. Aber das gehört zum Wesen von Forschung, die sich mit stetig neuen Erkenntnissen vorantastet. Dass binnen Jahresfrist ein Impfstoff entwickelt sein könnte – davon hatten wir mehr geträumt als es erwartet.

Von der Ministerpräsidentenkonferenz nicht einmal erwähnt

In der allgemeinen Wahrnehmung und Wertschätzung hat die Wissenschaft in den vergangenen Monaten erheblich gewonnen. Umso mehr muss irritieren, dass sie im jüngsten Bund-Länder-Beschluss zur Pandemiebekämpfung nicht stattfindet. 13 Seiten wurden nach der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) vom 3. März vorgelegt. Die Hochschulen aber – der Ort, an dem Wissenschaft gelebt und gelehrt wird – sind darin mit keiner Silbe erwähnt. Das ist skandalös. 

Und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte gerade mal einen Nebensatz übrig: Hochschulen seien ja erst in ein paar Wochen dran. Lieber Herr Söder, an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften wie in Würzburg-Schweinfurt haben die Vorlesungen in dieser Woche begonnen! Digital, versteht sich. Das dritte Semester in Folge – ab 12. April dann auch an der Universität. Es gibt Studierende, die haben ihre Uni oder FH noch nicht ein Mal von innen gesehen.

Leere statt Lehre: Das Auditorium Maximum, der zentrale Hörsaal im Hauptgebäude der Neuen Universität in Würzburg. 
Foto: Dr. Esther Knemeyer Pereira | Leere statt Lehre: Das Auditorium Maximum, der zentrale Hörsaal im Hauptgebäude der Neuen Universität in Würzburg. 

Ist das so gravierend? Ja, das ist es.

Hochschule ist weit mehr als reine Wissensvermittlung, sie formt junge Menschen in ihrer Persönlichkeit. Studierende erwerben wichtige Kompetenzen nicht vorrangig im sturen Auswendiglernen, sondern durch Denken in Zusammenhängen. Durch Überprüfen, Kritik, Widerstreit. Durch gemeinsame Erkenntnis. Nicht nur Personalchefs achten auf Team- und Kommunikationsfähigkeit. Und wo könnte man sie – eigentlich – besser trainieren als an der Hochschule? Studierende sollen nicht zu Fachidioten werden, sondern erworbenes Wissen in die Gesellschaft einbringen. Nicht nur zur Pandemiebekämpfung. 

Digitalisierung an Hochschulen durch Pandemie extrem beschleunigt

Dass die 400 000 Studierenden in Bayern ihre Ausbildung nun schon das dritte Semester in Folge überwiegend als Videospiel erleben, muss alarmieren. Doch die Politik wirkt seltsam gleichgültig. Sie scheint sich darauf zu verlassen, dass Hochschulen digital besser funktionieren als Grundschulen. Und zugegeben: Die Pandemie hat die bayerischen Unis und FHs in Siebenmeilenstiefeln digitalisiert. Was heute Alltag ist, war noch vor einem Jahr kaum denkbar.

Mit Anstrengung und Flexibilität wurden Angebote aus dem Boden gestampft. Nicht wenige Studierende sind sogar dankbar für Vorlesungen am Laptop – sie sparen Zeit und Fahrwege. Und war die Dozentin oder der Dozent unverständlich, wird zurückgespult. Darin darf man einen Fortschritt sehen – eine Dauerlösung ist es nicht. Präsenz und persönlicher Diskurs sind digital nicht zu ersetzen.

Hinzu kommen Alltagsprobleme: Studierende geraten in finanzielle Not, weil ihnen die Nebenjobs weggebrochen sind. Und vor allem an der FH schauen viele bei den Praktika in die Röhre, die sie für ihr Studium dringend brauchen. Ja, Fristen für Bafög-Bezug und Regelstudienzeit wurden ausgesetzt, um Nachteile durch den Corona-Knockout auszugleichen. Mit solchen formalen Reaktionen ist es aber nicht getan.

Die Hochschulrektorenkonferenz fordert zu Recht: "Studierende und Hochschulen mitdenken!" Die Politik muss sie endlich auf die Agenda setzen und Perspektiven mit Blick auf Tests und Impfungen formulieren. Spätestens bei der nächsten Bund-Länder-Runde.

 
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Kommentare
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  • m. w.
    So manche Rentner wären froh, wenn sie den Höchstsatz des Bafög-Betrages aus der Rentenkasse erhalten würden.
    Vor wenigen Jahren gab es noch die zu zahlenden Studiengebühren. Das war für so manche Eltern auch nicht gerade einfach diese aufzubringen.
    Hört auf zu jammern, auch wenn ihr mal selbst für euch kochen müsst!
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  • F. H.
    Andreas Jungbauer mit seinem Kommentar und fordert eine Öffnung der Universitäten. Schon jetzt muss die Universität auf die Posthalle zurückgreifen, um überhaupt coronamaßnahmenkonforme Prüfungen durchführen zu können. Wie stellt sich dann der Verfasser vor, wie die Universität einen halbwegs funktionierenden Semesterbetrieb gewährleisten will? Alle leiden unter der jetzigen Situation, auch die Studenten und die Dozenten ebenso. Besonders leid taten mir die Studenten, die im Wintersemester 2020/21 ihr Studium aufgenommen haben: Sie sind mit der Aussicht auf ein Hybridsemester nach WÜ gekommen, das aufgrund des Infektionsgeschehens aber ein Digitalsemester werden musste. Deswegen saßen viele allein ohne Anschluss in WÜ im harten Lockdown. Ein digitales Semester hat die im Artikel erwähnten Nachteile, bietet aber - als schwachen Trost - die Möglichkeit, da zu arbeiten, wo die Freunde und/oder die Familie sind/ist.
    Die Lösung der derzeitigen Probleme liegt im Impfen.
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  • F. H.
    Andreas Jungbauer hat es anscheinend nicht so mit dem Timing seiner Artikel: Schon im letzten Oktober schrieb er mit zweiwöchiger Verspätung, dass die Universitätsbibliothek und eine weitere Teilbibliothek wieder für den Publikumsverkehr geöffnet seien und buchbare Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Und das, wo sich steigende Inzidenzwerte bundesweit als klarer Trend abzeichneten. Der Rest ist Geschichte. Die Universitätsbibliothek musste ihr Angebot einschränken, dann folgte der weiche Lock-down, dann der harte. Jetzt hat man immer noch einen Lockdown mit Öffnungsperspektive. Da aber die Werte wieder steigen, muss der Einzelhandel in WÜ für den allgemeinen Publikumsverkehr schließen und kann nur Click-and-meet anbieten. Die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten werden wahrscheinlich den Lock-down um weitere vier Wochen nach dem 28. März verlängern und zu allem Überfluss stockt die Impfkampagne wegen der temporären Aussetzung der Impfungen mit AstraZeneca. Und genau da kommt
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  • H. S.
    Auf dem Bau ist genug zu tun...Dübeln statt Grübeln!
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  • T. H.
    Die Studierenden haben noch mehr Probleme: Die Mensen haben geschlossen. Das heißt, die Studenten müssen selbst kochen. Dafür sind die Küchen aber meistens nicht ausgelegt. Das führt dazu, dass die Studenten sich nicht gut ernähren. Besonders die Erstsemester können keine Kontakte knüpfen, die Studentenwohnheime stehen halb leer. Man kann das alles kompensieren, aber es ist ein Lebensabschnitt, der sich nicht nachholen lässt.
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  • F. H.
    Zwei Mensen haben geöffnet und bieten Speisen zum Mitnehmen an - auch in der vorlesungsfreien Zeit.
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  • K. D.
    Ich sehe nur noch bis auf die Knochen abgemagerte,total ausgemergelte und hohlwangige Studenten.Furchtbar dieses Leid.Alleine,hohlköpfig vor Büchern zu sitzen und lernen- unzumutbar.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Ich kenne einige junge Menschen, die gerade an der Universität Würzburg studieren, erst gestern telefonierte ich mit ihnen. Sie sind alle heilfroh, daß ihr Studium digital abläuft und wünschen sich, daß das so bleibt, bis auch sie endlich geimpft sind. Über die Öffnung der Schulen schütteln sie nur den Kopf. Das einzige Problem ist tatsächlich die klamme Kasse, weil die Nebenjobs wegfallen.
    Hier schnell und möglichst unbürokratisch zu helfen, und vot allem die Impfkampagne zu beschleunigen, ist sicher der bessere Weg, als mit der Öffnung der Universitäten einen weiteren großen Raum für potenzielle
    Infektionen zu schaffen.
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