Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung an den Hochschulen enorm beschleunigt. Erzwungenermaßen. So wurden seit dem Sommersemester 2020 Vorlesungen aus dem Hörsaal überwiegend in digitale Formate überführt. Und auch Prüfungen finden – so gut es geht – online statt. Zunächst nur mündlich, neuerdings auch schriftlich.
Digitale Fernklausuren: Freistaat erlaubt Erprobung
Der Freistaat hat im Herbst eine Verordnung erlassen, die Hochschulen digitale Fernklausuren ermöglicht. Noch aber hakt es hier bei Organisation und Technik. Deren Tücken musste man dieser Tage an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) erfahren. Genauer gesagt: 13 Studierende des Bachelor-Studiengangs International Management.
Sie schrieben wie rund 60 weitere Kommilitonen eine Doppelprüfung zur Mikro- und Makroökonomie. Von zuhause aus, 90 Minuten lang, darunter etliche Studierende im Ausland. Doch für 13 Teilnehmer gab es wenige Tage später eine böse Überraschung: Jeweils ein Teil der Doppelprüfung, in einem Fall sogar beide Teile, waren "verloren" gegangen. Die Software hatte die Lösungsangaben der Studierenden nicht gespeichert. Der Datenverlust war nicht zu reparieren.
So blieb den beiden Dozenten nichts anderes übrig, als sich bei den Betroffenen zu entschuldigen und kurzfristig eine Wiederholungsprüfung anzubieten – wobei vier nicht daran teilnehmen konnten oder wollten. Die anderen mussten in den sauren Apfel beißen und hoffen, dass die Wiederholung nicht schlechter läuft als die Erstprüfung. Ein Einzelfall? Ja, heißt es auf Anfrage von der Hochschulleitung, weitere Vorfälle dieser Art seien nicht bekannt.
Laut FHWS-Präsident Robert Grebner ist das Problem wohl auf eine Einstellung der Speicherungsprozedur durch den Hersteller zurückzuführen. "Eine Hintergrundroutine zur automatischen Zwischenspeicherung war nicht aktiviert worden." Mit ärgerlichen Folgen für die 13 Studierenden. Der Hersteller habe die Einstellung umgehend nach Gesprächen mit der Hochschule korrigiert, so Grebner. Ein solcher Datenverlust sollte sich also nicht wiederholen.
Neue Software für Online-Klausuren eingesetzt
Erst im Juni vergangenen Jahres hatte die FHWS die Software "EvaExam" angeschafft – zunächst zur Erprobung bei den Wirtschaftsingenieuren, dann zur Anwendung für alle zehn Fakultäten. Rund 15 000 Euro gibt man Grebner zufolge jährlich für die Lizenz aus. Für Betrieb und Wartung der Software ist der Hersteller zuständig. Eingesetzt hat sie die Hochschule bei 62 Prüfungen, 22 davon als digitale Fernklausuren mit mehr als 1500 Studierenden. Bei 40 Prüfungen hat man die Software nur zur Erstellung und Korrektur der Prüfungsbögen genutzt.
Unterdessen berichten Studierende, dass es auch bei mündlichen Fernprüfungen mittels Videoschalte zu Problemen komme: Dann nämlich, wenn die Verbindung zwischendurch abbricht. In solchen Pausen könnte ein Prüfling theoretisch kurz "abtauchen" und sich Hilfe holen. Wie steht es da um die Gleichbehandlung?
Die neue Verordnung für Fernprüfungen erlaubt es ausdrücklich, einen mündlichen Test fortzusetzen, sobald die technische Störung behoben ist. Ist dies nicht möglich, muss die Prüfung abgebrochen und später wiederholt werden. FHWS-Präsident Robert Grebner ist überzeugt, dass Prüfer auch bei vorübergehenden technischen Ausfällen zu einer angemessenen Beurteilung gelangen.
Digitale Prüfungen: Flexibler auch für Studierende
"Insgesamt kommt die FHWS mit den Online-Prüfungen sehr gut voran", findet Grebner. Man habe die Corona-Einschränkungen zum Anlass genommen, um massiv in die erforderliche Technologie zu investieren. Damit sollen Prüfungen in Zukunft flexibler und effizienter gestaltet werden. Davon profitieren könnten zum Beispiel Studierende, die gerade ein Semester im Ausland absolvieren und von dort aus an Prüfungen in Würzburg oder Schweinfurt teilnehmen möchten.
Noch bewegt sich die FHWS in einem Experimentierfeld. Zwar liegt der Anteil von Prüfungen ohne Präsenz und mit Digitalunterstützung bereits bei knapp 50 Prozent. Fernklausuren machen laut Grebner aber erst zwei Prozent aller Prüfungen aus. Hier stehe die Auswertung und Aufarbeitung erster Erfahrungen noch an. Der Blick auf die Klausur in Makro- und Mikroökonomie wird dazugehören.
Deutschland ist bald am Boden...
Sorry, aber genau solche Dinge kommen doch immer wieder vor.
Der Schuldige ist im Normalfall der "unfähige" Bediener am anderen Ende und nicht die Software! Ausbaden müssen es am Ende die Prüflinge, der verantwortliche für den Murks geht "straffrei" aus!
Ist wie beim Fotografieren; die schlechten Fotos liegen eher am Fotografen und selten an der Kamera...