
Hunderttausende Menschen treten Jahr für Jahr aus der Kirche aus – auch in Unterfranken schrumpfen die Kirchen drastisch. Warum wenden sich viele Menschen von der Kirche ab? Was passiert mit einer stark katholisch geprägten Region, wenn so viele Menschen aus der Kirche austreten? Und: Kann das Konzept Kirche überhaupt noch für die Zukunft funktionieren?
Im neuen Main-Post-Podcast "Kirche ade?" analysieren Ella Knigge und Leon Kaessmann die Lage der Kirche in Unterfranken. Ihre Reise führt sie in kleine Dorfkirchen, über einen Schweinfurter Jugendtreff bis ins Bischofshaus in Würzburg. Zusammen beleuchten sie, wie sich die hohen Kirchenaustrittszahlen auf die Menschen in der Region auswirken.
Folge 1: Ich fall' vom Glauben ab
In der ersten Folge von "Kirche ade?" geht es um die Ursachen der Kirchenaustritte. Hierarchische Strukturen, keine Gleichberechtigung der Frauen, sexueller Missbrauch und der Umgang damit. All diese Dinge sprechen für viele Menschen für einen Kirchenaustritt. Das hat auch die sechste Kirchenmitgliederuntersuchung ergeben. Bei vielen spielt Religion im Alltag auch einfach keine Rolle mehr.
Einer der größten Austrittsgründe: Sexueller Missbrauch innerhalb der Kirche. Zuletzt hatten Missbrauchsvorwürfe in einem früheren evangelischen Kinderheim in Willmars für Aufsehen gesorgt. Wie stehen Betroffene zur Kirche, nachdem sie in ihrer Jugend so viel Gewalt erfahren haben? Gibt es da noch Raum für den Glauben an Gott?
Entweder die Verantwortlichen sehen das ein und tun was, um zwischen dem Wildwuchs glaubhafte Antworten (wieder) zu finden, oder es werden weiter immer mehr Menschen feststellen, dass man zum Glauben keine (Amts-)Kirche braucht.
Oder tatsächlich vom Glauben abfallen, wenn sie (wegen gegenüber früher deutlich verbesserter Möglichkeiten sich zu informieren) weiterhin feststellen müssen, dass Christentum zwar gut und schön ist, aber es nur diejenigen zu etwas bringen, die die christlichen Werte für überkommen und unnötigen Ballast halten (und wenn sie sich noch so sehr "christlich" nennen).
Dass die Kirchen es schwerpunktmäßig lange Zeit mit den Mächtigen gehalten haben, um selber Macht zu behalten, tut ein Übriges dazu.
Die Aussichten sind nicht gut.