
Bislang war es für die Öffentlichkeit ein Geheimnis, wie sich die Corona-Infizierten der vergangenen Monate über die verschiedenen Landkreise verteilen. Im Landkreis Main-Spessart beispielsweise wollte die Behörde der Redaktion keine Auskunft darüber geben. Das Landratsamt hatte die Auskunft zu gemeindegenauen Daten der Coronainfizierten, wie sie andere bayerische Landratsämter nach Rücksprache mit dem Landesdatenschutzbeauftragten schon veröffentlicht haben, zunächst abgelehnt. Auch das Landratsamt Würzburg gab keine Auflistung nach Gemeinden heraus, als Ende März gemutmaßt worden ist, dass Bergtheim ein neuer Corona-Hotspot sein könnte. Mittlerweile veröffentlichen jedoch immer mehr Landratsämter eine genaue Statistik darüber.
Denn nach Aussage des bayerischen Landesdatenschutzbeauftragten Thomas Petri könne ein Landratsamt der Presse nicht grundsätzlich eine Auskunft über eine genauere räumliche Verteilung der Corona-Infizierten verweigern. Eine Auskunft zu gesundheitsbezogenen Daten dürfe jedoch keine Identifizierbarkeit möglich machen, weswegen das Landratsamt größere Einheiten bilden könne.
Drei Hotspots im Landkreis
Das Landratsamt Würzburg hat dieser Redaktion nun auf Nachfrage eine Liste zur Verfügung gestellt. Zur Erklärung: In dieser ist statistisch aufgezählt, wie viele Infizierte es in den Gemeinden bis jetzt gegeben hat. Die Zahlen geben also nicht wieder, wie viele Infizierte es aktuell dort gibt. Zwei Hotspots überraschen auf den ersten Blick nicht, denn in diesen Gemeinden war bereits vermutet worden, dass es zu vielen Infektionen gekommen sein könnte.

Zum einen ist das Bergtheim im Würzburger Norden. Bis jetzt wurden dort insgesamt 40 positiv getestete Personen gemeldet – der Höchstwert im Landkreis. Für Bürgermeister Konrad Schlier ist diese Zahl wenig überraschend, wie er auf Nachfrage mitteilt. Bekannt war ihm die genaue Anzahl jedoch nicht. "Diese ist uns nie bekannt gegeben worden", sagt er. Über den möglichen Grund der hohen Anzahl an Infizierten hatte diese Redaktion schon berichtet: Mehrere Personen sollen sich bei einem Skiurlaub in Ischgl mit dem Coronavirus infiziert und nach ihrer Rückkehr weitere Personen in Bergtheim angesteckt haben. Auch Bürgermeister Schlier war unter den Patienten. Jetzt fühle er sich aber wieder "richtig gut und erholt".
Auch Reichenberg war ein Hotspot
Zum anderen gab es auch viele Fälle in Reichenberg. Der Grund könnte eine Person sein, die sich ehrenamtlich in der Gemeinde als Wahlhelfer am 15. März engagierte und sich mit dem Coronavirus infiziert hatte. Ganz sicher ist das aber nicht, wie Bürgermeister Stefan Hemmerich telefonisch erklärt. Er holte sich nach Bekanntwerden schnell die telefonische Erlaubnis des Gesundheitsamts, Kontaktpersonen selbst ermitteln und informieren zu dürfen – denn das Gesundheitsamt selbst war zu diesem Zeitpunkt überlastet. Ein eindeutiges Muster konnte er dabei nicht erkennen, da manche Ortsteile mehr betroffen waren als andere und es auch Wahlhelfer mit direktem Kontakt zum Infizierten gab, die nicht angesteckt wurden. Die genaue Zahl an Infizierten in seiner Gemeinde erfuhr Hemmerich ebenfalls nicht von behördlicher Seite, sondern erst durch diese Redaktion. Seiner Meinung nach hätte solch eine Veröffentlichung jedoch Sinn gemacht: "Dann hätten die Leute besser gesehen, dass es einen Grund gibt, die Maßnahmen einzuhalten und auch mal zu Hause zu bleiben", sagt er.
Bürgermeister kannte die genaue Anzahl nicht
Mit 38 beim Landratsamt gemeldeten Fällen zählt Giebelstadt überraschend zum dritten Corona-Hotspot des Landkreises. Diese Zahl lag auch Bürgermeister Helmut Krämer nicht vor. "Uns hat das Landratsamt zu keinem Zeitpunkt die Anzahl der Fälle im Gemeindegebiet mitgeteilt", so Krämer. Aus vertraulichen privaten Gesprächen wisse er allerdings, dass es einen Infektionsschwerpunkt gegeben habe. Weitere Informationen möchte der Bürgermeister dazu nicht weitergeben. Die Zahl überrasche Krämer deswegen aber nicht, ihm seien die Verbreitungswege bekannt.
Einen Zusammenhang mit den Sammelunterkünften für Saisonarbeiter des Hof Kuhn kann der Bürgermeister ausschließen. "Der Hof Kuhn hat aufgrund seines durchdachten Hygienekonzepts bestmöglich dafür gesorgt, dass keine Infektionen in den Betrieb gelangen. Mir ist auch kein einziger Verdachtsfall, geschweige denn bestätigter Fall, bekannt", versichert Krämer.
Mitarbeit: tei
schade eigentlich, dass manchmal nur provane Artikel gedruckt werden, die keinen
so richtig interessieren. vorallem was mich noch mehr stört, dass alte artikel, die seid märz von ländlichen gemeinden im internet bei der mp zu lesen sind, immer noch nicht gelöscht wurden.