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Allersheim
Corona: Wie sind Saisonarbeiter im Landkreis untergebracht?
Saisonarbeiter aus dem Ausland in der Landwirtschaft zu beschäftigen ist in Deutschland üblich. Wie sehen die Unterkünfte in Zeiten von Corona aus und welche Regeln gelten?
Ob für die Spargel- oder Erdbeerernte, ausländische Saisonarbeiter in der Landwirtschaft zu beschäftigen, ist in Deutschland gang und gäbe. Aber wie sind sie in Zeiten von Corona untergebracht?
Foto: dpa/Uwe Anspach | Ob für die Spargel- oder Erdbeerernte, ausländische Saisonarbeiter in der Landwirtschaft zu beschäftigen, ist in Deutschland gang und gäbe. Aber wie sind sie in Zeiten von Corona untergebracht?
Maria Faiß
Maria Pfister
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:36 Uhr

In letzter Zeit gab es immer wieder Schlagzeilen wegen Coronafällen in deutschen Schlachthöfen und zuletzt nun auch auf einem niederländischen Hof. Der niederländische Gewerkschaftsverband FNV hatte die Wohnsituation vieler Mitarbeiter für die Verbreitung des Virus' verantwortlich gemacht. Vor allem Saisonarbeiter aus dem Ausland würden in Gruppen-Unterkünften eng beieinander wohnen, hieß es.

Das hat diese Redaktion zum Anlass genommen, bei Betrieben aus dem Landkreis nachzufragen, wie dort mit der Situation umgegangen wird.

Zusätzlicher Wohnraum und Gruppeneinteilung

Georg Kuhn, Leiter des Hof Kuhn in Allersheim, betont: "Unsere Mitarbeiter sind unser wertvollstes Gut, deswegen müssen wir alles tun, um ihre Sicherheit zu gewährleisten." Auf seinem Hof werden vor allem Spargel und Erdbeeren angebaut. Auch er stellt Saisonarbeiter aus dem Ausland ein und muss aufgrund der Corona-Pandemie eine Vielzahl von Vorschriften beachten. Schon am Flughafen bekämen die Arbeiter die erste Hygieneschulung, und die Fahrzeuge zum Transport würden prinzipiell nur halb besetzt, sagt er. Erlassen haben diese umfangreichen Vorschriften das  Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und das Bundesinnenministerium. 

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"Wir haben auch zusätzlichen Wohnraum geschaffen, damit wir die halbe Zimmerbelegung durchsetzen können. Außerdem gibt es mehrere kleine Wohneinheiten mit separaten Sanitäranlagen", so Kuhn. Darüberhinaus habe er seine Mitarbeiter in Gruppen eingeteilt und ihnen Warnwesten in verschiedenen Farben zugeordnet. "So könne er die Gruppen besser trennen, vor allem in der Zeit der zweiwöchigen Quarantäne." Die Mitarbeiter dürfen dann auch nur so auf dem Feld arbeiten, in einem Fahrzeug fahren und für die Mahlzeiten in die Kantine - alles findet in diesen Gruppen statt.

Gesundheit und Menschlichkeiten sollten im Vordergrund stehen

Auch das Einkaufen ist den Saisonarbeitern in der Quarantäne nicht gestattet. Kuhn hat deswegen eine Art Laden auf seinem Hof eingerichtet. Dort können die Arbeiter Lebensmittel, Hygieneartikel und ähnliches bestellen, und Kuhn oder einer seiner Angestellten machen dann die Besorgungen. "Das ist natürlich auch für uns mit mehr Aufwand verbunden, aber das machen wir im Endeffekt gerne", meint Kuhn. 

"Das ist natürlich auch für uns mit mehr Aufwand verbunden, aber das machen wir im Endeffekt gerne."
Georg Kuhn, Geschäftsführer Hof Kuhn GbR

Außerdem stehe er im Austausch mit dem Gesundheitsamt. Bei Anreise einer Gruppe werde dieses informiert, so sei das Amt immer auf dem aktuellen Stand. Außerdem würde dort eine Corona-Infektion sowieso sofort gemeldet werden. Eine abgegrenzte Wohnung stünde für diesen Fall auch bereit. "Gott sei Dank mussten wir bis jetzt noch keine Infektion melden", sagt Kuhn erleichtert. Er sei auf seine Saisonarbeiter angewiesen und hoffe sehr, dass sein Hof gesund durch die Saison komme. 

"Deswegen verstehe ich auch Kollegen nicht, die weniger auf die Sicherheit achten und sich nicht darum bemühen, dass sich die Saisonarbeiter wohlfühlen", mahnt Kuhn. Es läge in ihrer Verantwortung, Saisonarbeiter vor Infektionen zu schützen - da sollten Menschlichkeit und Gesundheit im Vordergrund stehen.

Besondere Hygienevorschriften im Schlachthof

Im Schlachthof Neckermann in Aub, dem größten Schlachthof im Landkreis, gibt es bisher keinen bekannten Corona-Fall, teilt Geschäftsführer Jürgen Förster mit. Der Betrieb habe derzeit rund 100 Mitarbeiter, davon kämen etwa ein Dutzend aus dem Ausland. Diese seien nicht in engen Sammelunterkünften untergebracht, sondern lebten in Häusern in Nähe des Betriebs. Dort gebe es Einzelzimmer oder Zwei-Bett-Zimmer. Alle Schlachthöfe und ihre ausländischen Mitarbeiter unter Generalverdacht zu stellen, Corona-Herde zu sein, hält Förster für falsch.

"Aber wir haben starke Vorkehrungen, gerade bei der Hygiene, getroffen und das hat auch gewirkt."
Jürgen Förster, Geschäftsführer Friedrich Neckermann GmbH

"Da, wo gearbeitet wird, ist in Zeiten von Corona die Wahrscheinlichkeit einer Infektion im Betrieb natürlich höher. Aber wir haben starke Vorkehrungen, gerade bei der Hygiene, getroffen, und das hat auch gewirkt", merkt der Geschäftsführer an. Im Schlachthof gebe es besondere Hygienevorschriften. Zum Beispiel gelten 1,5 Meter Mindestabstand, und die Raucherbereiche seien komplett nach draußen verlegt worden. Desinfektionsmittel gehöre im Betrieb zum Standard.

Als größtes Risiko sieht Jürgen Förster die externen Fahrer, die die Ware abholen. Deshalb habe man auf dem Parkplatz vor dem Schlachthof einen Wohnwagen aufgestellt, wo der Kontakt mit den Fahrern außerhalb des Betriebsgeländes abgewickelt werde. Man tue alles, um das Coronavirus aus dem Betrieb zu halten, versichert er.

 
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  • J. K.
    Dass die Saisonarbeiter menschenwürdig untergebracht werden, sollte eigentlich eine Selbverständlichkeit sein, ist es aber nicht überall.

    Wie sieht es aber mit der Hygiene am Arbeitsplatz aus?

    Fakt ist, dass z.B. im Bereich der Landwirtschaft auf den Spargel- und Erdbeerfeldern per Hand geerntet wird und dort Grund-Hygienevorschriften nicht eingehalten werden.

    Wo verrichten die Arbeiter ihre Notdurft? Gibt es Wasser, um die Hände zu reinigen? Fehlanzeige in den meisten Fällen. Man muss nur mal durch die Gegend fahren und sich das ansehen.

    Wo stehen z.B. Pixies? So gut wie nirgendwo. Klar, wir müssen die Feldfrüchte waschen, wird immer als Argument angeführt. Trotzdem ist es ein Witz, unter welchen Voraussetzugen Lebensmittel bei uns geerntet werden - und jeder sieht weg.

    Wenn ich will, kann ich mir immer ein paar Positiv-Beispiele herauspicken. Und was ist mit den Negativ-Beispielen?

    In dem Fall leider kein objektiver Bericht und auch nicht gut recherchiert.
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