Wie schreibt man das, mit "V"? Erst nach einigem Suchen findet der Busfahrer auf dem Bildschirm seines Fahrkartendruckers das Örtchen Wolkshausen. Hier im Ochsenfurter Gau hat die stellvertretende Landrätin und Landratskandidatin der SPD Christine Haupt-Kreutzer beim Dart-Wurf auf der Landkreiskarte getroffen. So führt uns heute unser Weg von ihrem Wohnort Margetshöchheim in den Ortsteil von Gaukönigshofen. 7,10 Euro pro Person kostet die knapp zweistündige Fahrt durch den Landkreis.
"Bargeldlos wäre einfacher", konstatiert Haupt-Kreutzer, nachdem der Reporter die Fahrkarten gezahlt und sie noch stehend im schwankenden Bus samt Restgeld im Portemonnaie verstaut hat. "Das gibt es ja in vielen anderen Städten und Ländern auch schon, mit der Karte oder über eine App."
Das Thema steht auch auf ihrem Wahlflyer, den sie mitgebracht hat, ganz oben. "Ich hoffe, dass das 365-Tage-Ticket bald kommt", sagt sie. "Wenn wir die Autos aus der Stadt lassen wollen, dann ist das doch nur konsequent." Wichtig sei, wie man die Leute dazu bringen könne, den ÖPNV zu nutzen: "Das geht nur über die Zeit, es muss schnell gehen", sagt sie.
Sie ist Margetshöchheimerin. Nur zum Studium hatte es die Diplom-Betriebswirtin nach Worms verschlagen. Manchmal fährt sie mit der Bahn nach München, wo zwei ihrer drei Kinder inzwischen wohnen. "Aber die Großstadt ist nicht so meins", gesteht sie. "Wenn man aus einem Dorf kommt, in dem man in Geschäften noch mit Namen angesprochen wird, dann hat das schon was. Und wenn es dann dort im Geschäft mal etwas mehr kostet, dann kauft man lieber mal etwas weniger."
Auch wenn es auf dem Land nicht immer einfach ist: "Wir haben zwar ein Ärztehaus in Margetshöchheim. Aber es ist nicht leicht, Ärzte zu finden, die aufs Land wollen, auch wenn man von Würzburg aus schnell mit dem Auto dort ist", sagt sie. "Dabei sind wir in Margetshöchheim noch gut erreichbar, aber auf der Fläche sieht das anders aus."
Wohnen in Würzburg ist teuer geworden, das weiß man auch auf dem Land
Vor lauter Unterhaltung haben wir vergessen, den Stop-Knopf zu drücken. So fährt der Bus ohne Halt an der Würzburger Bürgerbräu vorbei. Dort hätten wir in die Straßenbahn umsteigen sollen, die uns zur Königsberger Straße bringt, wo der Bus in den Gau startet. Zwei Haltestellen weiter am Neunerplatz klappt es dann.
Wohnen in Würzburg ist teuer geworden, das weiß man auch auf dem Land. "Deswegen kann der Landkreis interessant als Wohnraum werden", sagt sie. "Aber dazu brauchen wir einen guten ÖPNV. Man muss die Leute, wenn sie abends in der Stadt im Theater waren, auch wieder nach Hause bringen."
"Der ÖPNV wird fraktionsübergreifend in den nächsten sechs Jahren das Schwerpunktthema werden", ist sie sich sicher. Wobei eine Taktung "bis ins letzte Eck" nicht machbar sein werde. Deshalb müssten an Knotenpunkten sichere und geschützte Parkmöglichkeiten für Autos und E-Bikes geschaffen werden. "Da brauchen wir ein Geflecht von Maßnahmen, dazu gehören auch weitere Bahnhaltepunkte."
An der Königsberger Straße haben wir 20 Minuten Aufenthalt. "Wenn man jetzt hier steht und es ist kalt und nass, dann macht der ÖPNV keinen Spaß", stellt sie fest. Doch schließlich kommt der Bus Richtung Gelchsheim.
Als Mitinitiatorin der Ehrenamtscard im Landkreis liegt ihr dieses Amt am Herzen, erzählt die SPD-Kreisrätin auf dem Weg durch den Rottenbaurer Grund."Wenn wir kein Ehrenamt hätten, wären die Gemeinden tot, die könnten das so nicht stemmen." Die freiwilligen Leistungen des Landkreises hält sie für sehr wichtig: "Jeder Euro, der in die präventive Jugendarbeit fließt, rentiert sich dreimal."
Teilhabe am Arbeitsleben ist wichtig
Auch die Barrierefreiheit hat sie als Teamleiterin im Veitshöchheimer Berufsbildungswerk auf dem Plan: "Wichtiger als die bauliche Barrierefreiheit ist die Teilhabe am Arbeitsleben. Auch als Sehbehinderter oder Blinder kann man sehr viel tun.", weiß sie. "Wenn wir dann jemanden gegen anfängliches Widerstreben in eine Firma zum Praktikum vermittelt haben, heißt es plötzlich: Um den müssen wir uns ja gar nicht dauernd kümmern. Der findet ja alleine in die Kantine und und muss nicht überall hingeführt werden. Und am Computer ist der ja auch ganz schnell..."
Arbeitszeit der Landwirte am Computer wird unterschätzt
Oben auf der Hochfläche des Gaus angekommen, schweift der Blick über die Felder. "Zwei Bauernhöfe habe ich besucht", erzählt sie, "einem konventionellen und einen Bio-Hof. Und mir war bis dahin nicht klar, wie stark die Bürokratie mittlerweile ist. Es wird unterschätzt, wie viel Zeit die Landwirte am Computer verbringen müssen", sagt die stellvertretende Landrätin. "Nur auf die Bauern zu schimpfen, das ist es auch nicht", sagt sie. "Die Viehhaltung muss sich für die Landwirte lohnen. Da müssen wir wieder ein Heimatgefühl bei den Käufern wecken: Wenn das hier bei mir zuhause wächst, dann muss das etwas kosten", fordert sie.
Der Bus entlässt uns schließlich in Wolkshausen. Der 332-Einwohner-Ort ist ruhig, nur der Kindergarten und der ankommende Schulbus verraten, dass es die Jugend nicht in die Stadt gezogen hat. "Viele große saubere Höfe", konstatiert die stellvertretende Landrätin beim Rundgang anerkennend. Den Heimweg nach Margetshöchheim legen wir im Auto des Fotografen zurück.