
Ist Gipsabbau in einem Gebiet möglich, dessen unterirdische Grundwasserströme die Hälfte der Stadt Würzburg sowie die Gemeinden Altertheim, Waldbrunn und Zell am Main mit Trinkwasser versorgen? Diese Frage beschäftigt viele Menschen im Raum Würzburg sowie viele Beschäftigte des Knauf-Konzerns in Iphofen (Lkr. Kitzingen). An diesem Freitag will nun der Landkreis Würzburg Stellung zum geplanten Trinkwasserschutzgebiet nehmen.
Was derzeit geplant wird
Westlich von Würzburg soll mit 66 Quadratkilometern Bayerns zweitgrößtes Trinkwasserschutzgebiet entstehen, um das Wasser der Zeller Quellen, die mehr als 65.000 Menschen in Würzburg mit Trinkwasser versorgen, für nachfolgende Generationen zu sichern. Das Verfahren läuft. Derzeit geben die Träger öffentlicher Belange ihre Stellungnahmen ab.
In diesem geplanten Schutzgebiet, in der Altertheimer Mulde, plant zeitgleich der Iphöfer Gipsweltmarktführer Knauf Bayerns größtes Gipsbergwerk. Denn: Knauf geht der Gips aus.
Wäre das Trinkwasserschutzgebiet bereits ausgewiesen, wäre untertägiger Bergbau dort nicht erlaubt, sagt der Leiter der Trinkwasserversorgung Würzburg (TWV), Alfred Lanfervoß.
Wer über die Vorhaben entscheidet
Ob das Bergwerk errichtet werden darf, entscheidet das Bergamt Nordbayern, das bei der Regierung von Oberfranken angesiedelt ist. Ob das Wasserschutzgebiet ausgewiesen wird und wie dessen Verordnung aussieht, entscheidet das Umweltamt des Landratsamtes Würzburg.
Bei einem Besuch bei der Firma Knauf in Iphofen habe die Führungsriege des Landratsamtes jetzt "Informationen aus erster Hand erhalten", heißt es in einer Pressemitteilung der Behörde. Würzburgs Landrat Thomas Eberth (CSU) sagt demnach: "Die Diskussion über das Trinkwasserschutzgebiet Zeller Quellen und die Parallelität mit dem Verfahren für den Gipsabbau werden oft emotional geführt. Im Gegensatz dazu haben wir als staatliche Instanz sachlich anhand von Gutachten und Gesetzen zu agieren."
Nach seinem Besuch im untertägigen Anhydrit-Bergwerk von Knauf in Hüttenheim ist Eberths Fazit: "Die Sorgen in der Bevölkerung um unser wichtigstes Gut nehmen wir ernst: Gutes und sauberes Trinkwasser in der Region soll auch in den nächsten hundert Jahren gewährleistet bleiben - aber auch die regionale Versorgung mit wichtigen Baustoffen (...)."
Noch liegt das Gutachten zu Einflüssen des Gipsabbaus nicht vor
Doch ist die Frage bereits beantwortet, ob der Gipsabbau dem Grundwasser schadet oder nicht? Nein, sagt Alexander Warkotsch, Sprecher der Regierung von Unterfranken, auf Nachfrage. Das Gutachten zur möglichen Beeinflussung der Grundwasserverhältnisse durch das geplante Bergwerk werde derzeit noch vom Vorhabensträger, also der Firma Knauf, und seinen Fachgutachtern erarbeitet. Der Regierung "liegt es noch nicht vor".
2021 hatte der damalige Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg, Herbert Walter, darauf bestanden, dass "eine langfristige Gefährdung der Trinkwassergewinnung (...) ausgeschlossen werden muss". Konkret ging es um die Frage, ob der untertägige Bergbau die Sulfatgehalte im Wasser erhöhen oder die Wassermenge reduzieren könnte.
Wie der Zeitplan des Knauf-Konzerns aussieht
Die Firma Knauf hatte daraufhin einen Millionenbetrag für Bohrungen und Gutachten in die Hand genommen. 17 neue Grundwassermessstellen wurden eingerichtet. Ein Fachgutachten einer Tochterfirma des TÜV Nord sollte endgültig Klarheit bringen.
"Ich will nicht dem Gutachten vorgreifen", sagt der geschäftsführende Gesellschafter Jörg Kampmeyer von Knauf gegenüber dieser Redaktion. Und: "Wir sind weiterhin zuversichtlich, dass wir diese Genehmigung erhalten können". Ende 2024, Anfang 2025 könnte es laut Kampmeyer zu einer Entscheidung kommen: "Wenn alles gutgeht, sollten wir 2027 loslegen können."
Wie sich der Landkreis Würzburg an diesem Freitag positionieren will
An diesem Freitag will der Umweltausschuss des Landkreises Würzburg unter dem Vorsitz von Landrat Thomas Eberth im Namen des Landkreises seine Stellungnahme zum geplanten Wasserschutzgebiet abgeben: Gefordert werden mehr als ein Dutzend Ausnahmen in der künftigen Schutzgebietsverordnung, um "unnötige Zusatzbelastungen für sinnvolle Vorhaben" zu vermeiden.
Eine der Forderungen lautet: "Der untertägige Bergbau sollte zugelassen werden, wenn eine Beeinträchtigung der Trinkwassergewinnung ausgeschlossen werden kann." Eine zweite: An bereits ausgewiesenen Vorranggebieten des Regionalen Planungsverbands Würzburg solle festgehalten werden.
Soll das Gips-Vorkommen zu einem Vorranggebiet hochgestuft werden?
Noch ist die Altertheimer Mulde nicht als Vorranggebiet für Gips deklariert. Aktuell gibt es im geplanten Trinkwasserschutzgebiet für Gips nur zwei Vorbehaltsgebiete: nördlich von Altertheim und nordwestlich von Waldbrunn. In Vorranggebieten haben bestimmte Vorhaben, zum Beispiel der Gipsabbau, Vorrang vor anderen. In Vorbehaltsgebieten nicht.
Soll jetzt das Gipsvorkommen in der Altertheimer Mulde also zu einem Vorranggebiet hochgestuft werden? Zu dieser Frage heißt es von der Regierung von Unterfranken nur: "Hierfür sind die Ergebnisse der laufenden Prüfung der Grundwasserverträglichkeit des geplanten Gipsbergwerks abzuwarten (...)". Ausgeschlossen scheint es also offenbar nicht.
Jeder Freigeist, der vor noch nicht allzu langer Zeit Zement als el-Energiespeicher zur Diskussion stellte, wurde allenfalls verlacht und verhöhnt. - Heute wird eben genau dieses Konzept erforscht - eine realiter ernstzunehmende Energiespeicher-Alternative jedenfalls...
Wie groß ist die Mächtigkeit dieses Gipsvorkommens und damit seine Bedeutung in eben selbigem Sektor deutschland-/europa-/weltweit einzustufen!? Unumstößlich die Gegebenheiten natürlich, dass der dortige Gips seine Wertigkeit niemals verlieren wird, ob heute oder in fernerer Zukunft abgebaut und genutzt; seit Urzeiten lagert er schon dort, und kann über die jetzt gemutmaßt mehr als 240 Jahrmillionen auch noch sehr viel länger unangetastet dort verweilen. - Das widerspiegelte tatsächlich ein Schutzansinnen für die nächsten Generationen.
Der in der Forschung befindliche mögliche Energiespeicher aus Zement-Russkondensator und Wasser als Energiespeicher der Zukunft lässt vielleicht Überlegungen zu, ob man CaCO3 durch CaSO4 ersetzen kann. - Eben die Geister, die das Wasserwirtschaftsamt heute anruft, wissen damit was anzufangen!?
Das Karlsruher Gericht hat jetzt 60 Mrd. SONDERVERMÖGEN im Bundeshaushalt gecancelt, die man den nächsten Generationen nicht zumuten möchte. Im Umkehrschluss steht wohl in Erwartung, dass u.a. der Bausektor hierunter massiv leiden wird. - Bauen in Wasserschutzgebieten damit Geschichte...
Noch einmal in Erinnerung die Einlassungen von Frau Prof. Terhorst dieser Tage bei MP, deren Institut jetzt 1,8 Mio. Fördergelder bewilligt wurden für die Dauer von 4 Jahren:
„Wir wollen vor allem wissen, was im Untergrund passiert, also wie sich die Bodentemperatur, die Bodenfeuchte, die Biodiversität und der Kohlenstoffgehalt im Boden durch die Erderwärmung verändern....“; und weiter: „Bisher gibt es in ganz Bayern nur eine Handvoll Stationen zur Messung der Bodenfeuchte. Das muss sich dringend ändern!“
Wir sollten mithin allesamt auf eine Wissenschaft hoffen und vertrauen dürfen, die WISSEN schafft!!!
Man darf hoffen, dass er sich nicht vom Geschrei der Gegner, von der Polemik oder verbalen Scharmützel beeinflussen lässt
Bei Entscheidungen dieser Tragweite sollten alle Protagonisten, der Umweltschutz, die Arbeitsmarktsituation, die Standort Politik aber auch die Rechtslage Berücksichtigung finden.
Das Floriansprinzip ist sicherlich kein guter Berater.
"Von Steuergeldern finanziertes Gutachten ermöglicht Knauf den Gipsabbau" klingt auch irgendwie falsch, oder?
Ihr Vorwurf ist unhaltbar und unmöglich!
Das was sie vorwerfen gibt es vielleicht in der Türkei oder Russland....