Noch gut vier Wochen, dann wird feststehen, wie der Paradeplatz sein Gesicht verändert. Denn am 24. März tagt das Preisgericht für einen Wettbewerb, in dem die äußere Gestaltung eines zukünftigen Hotels an Stelle der früheren Oberpostdirektion festgelegt wird. Der Auslobung dieses Wettbewerbs durch den Eigentümer des Gebäudes, dem Investor "Family Value Invest GmbH" aus Frankfurt, der 2018 den gesamten Komplex an Hofstraße und Paradeplatz gekauft hat, hatte der Stadtrat in seiner Sitzung am 23. Januar zugestimmt.
Außer Architekten und Vertretern des Investors, Stadtbaurat Benjamin Schneider und Oberbürgermeister Christian Schuchardt gehören dem Preisgericht aus den Reihen des Stadtrates auch noch Wolfgang Roth (CSU), Hans Werner Loew (SPD), Manfred Dürr (Grüne), Charlotte Schloßareck (Bürgerforum) und Willi Dürrnagel (WL) an. Der erste Preis für die Gestaltung an dieser sensiblen Stelle direkt hinter dem Dom ist mit 10 000 Euro dotiert, der zweite mit 5000 Euro. Eingeladen zu dem Wettbewerb wurden vom Investor vier Büros aus Würzburg, Frankfurt am Main und Dresden. In der selben Sitzung hatte der Rat auch der Einleitung des Verfahrens für die dafür notwendige Bebauungsplanänderung zugestimmt. Aus dem bisherigen Mischgebiet wird ein Kerngebiet.
Phoenix-Mosaik soll integriert werden
Konkret handelt es sich um den Teil des Gebäudekomplexes, in dessen Erdgeschoss sich derzeit noch die Post-und Postbankfiliale befindet. In andere Teile der Gebäude war schon 2007 eine Bank gezogen, das dort beheimatete Telekom-Callcenter wurde 2008 geschlossen. 2011 zog dann die Würzburger Dolmetscherschule ein. Im Ausschreibungstext des Wettbewerbs heißt es unter anderem: "Der Charakter des Bauwerks mit Lochfassaden und glatten Fassaden ist unbedingt zu bewahren". Außerdem sollen die Planer "sowohl in Optik als auch in der Materialität zurückhaltend" sein und auf einfache Materialien zurückgreifen. Das bestehende Phönix-Mosaik von Julius Bausewein auf der Westseite des Gebäudes soll in die künftige Fassade integriert werden.
Es war bislang immer nur ein kurzes Gastspiel im Rampenlicht, das den Paradeplatz Anfang des Jahrtausends immer für zwei Wochen im Spätsommer aus dem Dornröschenschlaf holte. 2002 hatten die Würzburger Festwirte den idyllischen Platz in der Stadtmitte direkt hinter dem Dom als Namensgeber für ihr neues Herbstweinfest erkoren, die Weinparade war geboren. Doch nachdem das jedes Mal mit großem Aufwand aufgebaute Weinfest in den Jahren 2004 und 2007 beide Male wegen Blattlausbefalls der Bäume im letzten Moment abgesagt werden musste, zog die Weinparade 2008 auf den unteren Markt. Der gepflasterte Paradeplatz versank wieder in seinen Schlummer, lediglich genutzt als innenstadtnaher Parkplatz.
Mehr Leben auf dem Paradeplatz
Doch wird bald wieder mehr Leben auf dem Platz einkehren. Nach dem Verkauf im Frühjahr 2018 an den Frankfurter Investor wurden erste Pläne im Juli desselben Jahres der Stadtbildkommission vorgestellt. Die Postfiliale sollte an die Ecke Paradeplatz/Ebracher Gasse verlegt werden, was nun nicht mehr geht, sie zieht in die Eichhornstraße um. Im Kopfgebäude an der Ecke Hofstraße/Domerpfarrgasse/Paradeplatz soll nach der Sanierung im kommenden Jahr eine Filiale der Nürnberger Restaurantkette L'Osteria mit großzügigem Außenbereich eröffnen. Nähere Auskünfte wollte der zukünftige Betreiber auf Anfrage derzeit nicht geben. Er bat per Nachricht darum, in "drei bis vier Monaten" noch einmal nachzufragen.
Im viergeschossigen Gebäude entlang des Paradeplatzes waren 2018 noch 49 Studentenappartments geplant. Im Januar nun wurde im Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss (PUMA) des Stadtrats bekannt, dass daraus nichts wird. Stattdessen soll das Gebäude bis auf die Bodenplatte hinab abgerissen werden. Die Tiefgarage unter dem Grundstück bleibt erhalten und kann auch künftig über die Ebracher Gasse angefahren werden. In einem dann fünfgeschossigen Ersatzneubau, für den jetzt der Wettbewerb ausgeschrieben wurde, wird ein Hotel mit rund 200 Zimmern entstehen.
Neues Konzept zum Innenstadtverkehr
Hotelbetreiber wird nach Informationen dieser Redaktion die Motel-One-Gruppe sein. Das 2000 gegründete Unternehmen mit Sitz in München betreibt aktuell 73 Hotels mit 20 740 Zimmern. Aber auch dort hält man sich noch bedeckt: "Zu einem Projekt in Würzburg können wir derzeit leider noch nichts kommunizieren" hießt es auf Anfrage. Dies sei grundsätzlich immer erst der Fall, sobald eine Baugenehmigung vorliege und alle Weichen gestellt seien. "Gerne unterhalten wir uns aber ausführlicher mit Ihnen, sollte sich dies ändern", schließt die Antwort aus München.
Die Anbindung des Hauses funktioniere bereits mit dem heutigen Verkehrskonzept, hatte Stadtbaurat Benjamin Schneider im PUMA versichert. Allerdings gebe es weitreichende Untersuchungen und Überlegungen zum Verkehr in der Innenstadt und speziell im südlichen Bischofshut, die noch in diesem Jahr vorgestellt werden sollen, so Schneider weiter. Damit müsse dieses Projekt harmonisiert werden. Ziel sei die bestmögliche Erreichbarkeit mit der Maßgabe, dass es nicht zu einer Zunahme des Verkehrs kommen dürfe.