
„Ich bin sprachlos, nach unseren Informationen machen die Bad Kissingen mit 110 Stellen und Würzburg mit 107 Kollegen zu.“ Telekom-Betriebsrat Siegfried Hänsel war am Donnerstag Nachmittag seine Betroffenheit anzumerken. Eine gute Stunde später bestätigte ein Telekom-Sprecher: Auch die 107 Stellen des Würzburger Telekom-Callcenters am Paradeplatz werden verlagert.
Während die Bad Kissinger Mitarbeiter bereits am Donnerstag darüber informiert wurden, dass sie ab dem ersten Quartal kommenden Jahres in Fulda arbeiten könnten, findet eine Versammlung für die Würzburger Mitarbeiter erst an diesem Freitag Vormittag statt. Auch wann das Würzburger Callcenter schließt, war am Donnerstag noch nicht bekannt. „Ich gehe aber davon aus, dass den Würzburgern zeitgleich ebenfalls Arbeitsplätze in Fulda angeboten werden“, sagte Hänsel.
„Das ist eine riesengroße Sauerei“, wetterte Helmut Doser, ver.di-Sekretär für den Bereich Telekommunikation in Nürnberg. „Das haben die bewusst gemacht, um Stellen abzubauen“, glaubt er. „Denn in den Callcentern arbeiten doch meistens Frauen in Teilzeit, und denen bietet man jetzt an, nach sonstwohin zu fahren. Sa kann man leicht sagen, die haben ja von selber gekündigt“.
Diesem Argument schließt sich auch Würzburgs Oberbürgermeister Georg Rosenthal in einer Mitteilung an: „Auch wenn die Telekom wohl angekündigt hat, dass insgesamt keine Arbeitsplätze wegfallen sollen, bin ich davon überzeugt, dass für viele Mitarbeiter ein Standortwechsel mit dem Verlust des Arbeitsplatzes gleichzusetzen ist, da diese aus vielfältigen Gründen ihren Lebensmittelpunkt in der Region behalten müssen und keine langen Pendelzeiten in Kauf nehmen können“, so der Oberbürgermeister.
„Das ist eine riesengroße Sauerei“
Helmut Doser ver.di-Sekretär
Da es sich bei den Beschäftigten größtenteils um Teilzeitbeschäftigte und Frauen mit Kindern handle, habe dieses Angebot der Ersatzarbeitsplätze nur eine Alibifunktion, schrieb Rosenthal.
Der Würzburger CSU-Bundestagsabgeordnete Paul Lehrieder will Anfang September mit Verantwortlichen der Telekom die Umsetzung ihrer Pläne zum Callcenter-Umbau erörtern und auf den Erhalt der Würzburger Arbeitsplätze drängen, heißt es in einer Mitteilung. „Ich gehe davon aus, dass die Telekom ihre Entscheidung, den Standort Würzburg zu schließen, nochmals überdenkt“, so Lehrieder.
In den Callcentern landen alle Anrufer, die eine der Hotline-Nummern der Telekom wählen. Dort kümmert man sich dann um ihre Belange und leitet sie zur Bearbeitung weiter. Während Bad Kissingen für Privatkunden zuständig ist, kümmern sich die Würzburger um Firmenkunden.
Die Telekom begründet ihre Entscheidung damit, den Service für die Kunden verbessern, die Arbeitsbedingungen optimieren und wettbewerbsfähig bleiben zu wollen.