Dieses Frühjahr war zwar recht feucht, die Grundwasserspeicher sind in Unterfranken aber noch immer nicht aufgefüllt. Wenn der Sommer wieder so wenig Regen bringt wie in den vergangenen Jahren, droht lange Trockenheit. Wie aber kann man sparsam den eigenen Garten bewässern? Und ist vielleicht sogar ein eigener Brunnen möglich? Gartenexperten geben Tipps - vom richtigen Gießen bis zur automatisierten Bewässerung.
Unbedingt morgens gießen, rät Marianne Scheu-Helgert, Leiterin der Bayerischen Gartenakademie in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg): "Abends gießen alle, die ihren Schnecken was Gutes tun wollen." Denn dann bleibt es über Nacht feucht. Damit nicht unnötig Wasser von den Blättern oder anderen Pflanzenteilen verdunstet, sollte man möglichst nah am Boden gießen, sagt Scheu-Helgert. Schließlich wird das Wasser an den Wurzeln gebraucht. Am besten gießt man immer so viel, dass der Boden gerade nicht verschlämmt. Mehr kann so schnell nicht einsickern.
Wer die Hauptwurzelmasse in zehn bis 15 Zentimetern Tiefe erreichen will, muss mindestens zehn Liter Wasser pro Quadratmeter einbringen. "Profis gießen bis zu 20 Liter. Aber das muss man verteilen." Die Gartenexpertin empfiehlt, am Wochenende früh aufzustehen, kräftig und zügig zu gießen, und dann nach einem ausführlichen Frühstück nochmal genauso kräftig zu gießen. So hat das Wasser genug Zeit einzusickern, die Verluste durch Verdunstung sind geringer. Wenn es nicht extrem heiß ist, reiche das oft für eine Woche. Oft wenig zu gießen bewirke das Gegenteil, sagt Scheu-Helgert.
Die wirksamste Sparmaßnahme im Garten: den Bedarf verringern. Viele Gehölz-, Rosen- und Staudenpflanzungen bräuchten kaum zusätzliches Wasser, sagt Scheu-Helgert, außer sie wurden erst in den vergangenen zwei, drei Jahren gepflanzt. Bei Rasen müsse man grundsätzlich entscheiden: Soll er ganzjährig grün sein? "Dann braucht er im Sommer mehrere hundert Liter Wasser je Quadratmeter zusätzlich." Umweltfreundlicher sei es, ihn einfach braun werden zu lassen. Auch die meisten Gemüsesorten kommen in Unterfranken nicht ohne zusätzliche Bewässerung aus. Wer aber im Frühjahr Tiefwurzler wie Pastinaken sät, muss im Hochsommer weniger Wasser aufwenden.
Mit bodennahen Einzeltropfern oder Tropfrohren lässt sich Wasser sparen. Sie lassen sich bodennah oder unterirdisch verlegen und in intelligente Bewässerungssysteme integrieren. "Bei jeder Automatisierung muss ein Regenmesser eingebaut sein", empfiehlt Nikolai Kendzia von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim. "Das ist die Mindestanforderung." Schließlich soll die Anlage nicht bewässern, wenn es ohnehin regnet. Oder wenn es gerade geregnet hat - deshalb sind Sensoren für die Bodenfeuchte sinnvoll. Und ob es bald regnen wird, kann eine Wetterstation berechnen.
"Toll ist die smarte Bewässerung. Das bietet Potenzial, Wasser einzusparen", sagt Kendzia. Denn per Smartphone können man das Programm tagesaktuell anpassen. Allerdings haben solche Systeme ihren Preis und verbrauchen Strom. Scheu-Helgert empfiehlt Low-Tech-Systeme, die die Bewässerung über physikalische Prinzipien wie Unterdruck steuern. Sie kommen ohne Batterie aus, die ausgerechnet im Urlaub leer werden könnte.
Der wichtigste Wasserspeicher ist laut Gartenakademie-Chefin der Boden. In Unterfranken sind die Böden häufig sandig und können Wasser nicht gut halten. "Verbessern kann man solche Böden durch Erhöhung des Humusgehalts." Wer den kompletten Garten ganz neu anlege, könne bei Erdbaufirmen Boden dafür kaufen. Scheu-Helgert empfiehlt, dabei anspruchsvoll zu sein. Leicht sandiger Lehmboden mit hohem Humusgehalt sei am besten: "Eine Investition, die sich auf viele Jahrzehnte auszahlt."
Allein aus Kostengründen macht es Sinn, im Garten Regen- statt Leitungswasser zu nehmen. Außerdem sind pH-Wert und Salzgehalt von Regenwasser niedriger, was den Pflanzen besser bekommt. Leitungswasser ist kostbar, aufwändig in der Herstellung und für das Wässern draußen "überqualifiziert". Ob sich eine Zisterne lohnt oder Regentonnen reichen, hängt davon ab, wie viel Wasser der Garten braucht und das (saubere) Dach auffangen kann.
Je nach Größe und Material kosten Zisternen und Wassertanks zwischen 500 und 3000 Euro – gegebenenfalls kommen Erdaushub und Installation mit Leitungen, Filtern und Pumpen, Versicherungen und Stromkosten dazu. Ob eine Genehmigung für den Einbau einer Zisterne erforderlich ist, hängt von ihrer Größe und dem Ab- und Überlauf ab. Im Zweifel sollte man das mit dem Landratsamt klären. Regentonnen sind günstiger. Aufgrund des Klimawandels ist in Zukunft aber öfter mit einzelnen Starkregenereignissen zu rechnen. So viel Wasser auf einmal können Tonnen nicht immer speichern.
Übrigens: Wer konsequent Regenwasser auffängt und den Überlauf aus der Zisterne im Garten versickern lässt, kann sich unter Umständen von der Niederschlagswassergebühr befreien lassen. Manche Kommunen fördern den Einbau von Zisternen, anderswo wird sogar überlegt, ihn bei Neubauten zur Pflicht zu machen.
Im Sommer können Gartenliebhaber den Boden zwischen ihren Pflanzen mulchen. Dadurch bleibt er kühler und verliert weniger Wasser durch Verdunstung. Außerdem verkrustet die obere Erdschicht nicht so sehr – bei starkem Regen würde das Wasser sonst nur oberflächlich ablaufen. Eine dünne Schicht reicht, zum Beispiel Rasenschnitt. "Keine Matratze da drauf legen, wo sich die Schnecken drunter wohl fühlen", sagt Gartenakademie-Chefin Scheu-Helgert. Auch durch regelmäßiges Aufhacken verliert der Boden weniger Feuchtigkeit durch Verdunstung. "Lieber einmal gehackt, als dreimal gegossen", rät Martina Alsheimer vom Bund für Naturschutz in Würzburg.
Grundsätzlich ist die Verwendung von Regenwasser sinnvoller als nach Grundwasser zu bohren, weil aus Grundwasser Trinkwasser gewonnen wird. Wer sich dennoch für einen Brunnen entscheidet, sollte gut planen und die Kosten abwägen. Das Wasserwirtschaftsamt (WWA) kann sagen, wie tief der Brunnen werden muss. Außerdem muss man wissen, ob der geplante Brunnen in einem Wasser- oder Heilquellenschutzgebiet liegt. Dann sind Bohrungen laut WWA Bad Kissingen grundsätzlich verboten.
Wer mit dem Grundwasser den eigenen Garten bewässern will, braucht bei geringen Mengen keine Erlaubnis. Die Bohrung selbst ist aber einen Monat vorher beim Landratsamt anzuzeigen, das das zuständige WWA dann um fachliche Stellungnahme bittet. Erst wenn eine Erlaubnis vorliegt oder die Monatsfrist ohne Äußerung verstrichen ist, darf gebohrt werden. Gutachten und Prüfung der Bohranzeige können nach Erfahrung der Ämter zwischen 75 und 1300 Euro kosten.
Dazu kommt aber: Ein Fachbetrieb muss die Bohrung durchführen. Das kostet zwischen 8000 und 20 000 Euro, sagt Brunnenfachmann und Diplom-Geograph Stefan Schmitt aus Haßfurt. Je tiefer und aufwändiger die Bohrung, desto teurer. Mehr Aufwand entsteht zum Beispiel, wenn während der Bohrung Stahlrohre zur Stabilisierung eingebaut werden müssen, so Schmitt.
Nicht nicht jede Art der Wasserbeschaffung ist immer erlaubt. In besonders heißen Jahren haben manche Kommunen schon Verbote oder zumindest Einschränkungen ausgesprochen, Gärten mit Leitungswasser zu gießen. Zurückhaltung kann auch bei Wasserentnahme aus Oberflächengewässer, wie dem Main geboten sein. Nach dem Bayerischen Wassergesetz darf an sich zwar jeder mit "Handgefäßen" Wasser schöpfen. Im vergangenen Sommer aber bat die Regierung Unterfranken die Bevölkerung darum, möglichst kein Wasser zu entnehmen. Selbst kleine Mengen könnten die Tier- und Pflanzenwelt wegen des niedrigen Wasserstands schädigen.