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Würzburg
"Hetze in nie dagewesenem Ausmaß":  Verfassungsschutzbericht nennt Würzburg sechsmal öfter als im Vorjahr
Rechtsextreme, Linksextreme, Corona-Proteste und eine Rocker-Gang: Würzburg, die Haßberge und Schweinfurt lagen 2021 im Fokus des Verfassungsschutzes. Wovor die Behörde warnt.
Würzburg, Schweinfurt und der Haßbergekreis sind durch die rechtsextreme Partei 'Der III. Weg' in den Fokus des Verfassungsschutzes geraten. Im Bild Parteimitglieder auf einer Demo in den Haßbergen.
Foto: Lukas Reinhardt (Archiv) | Würzburg, Schweinfurt und der Haßbergekreis sind durch die rechtsextreme Partei "Der III. Weg" in den Fokus des Verfassungsschutzes geraten. Im Bild Parteimitglieder auf einer Demo in den Haßbergen.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:55 Uhr

Die Stadt Würzburg ist einer der Schwerpunkte im bayerischen Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2021, der kürzlich in München vorgestellt wurde. 25-mal wird Würzburg dort genannt – 2020 hingegen nur viermal. Auch Schweinfurt ist dieses Jahr im Fokus: Die Region wird im aktuellen Bericht sechsmal genannt, im Vorjahr hingegen nur zweimal. Vorkommnisse gab es jedoch auch im Landkreis Haßberge.

"Hass und Hetze hatten vergangenes Jahr ein bislang nicht gekanntes Ausmaß erreicht", sagte dazu Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU) mit Blick auf die Entwicklung in Bayern. Zwar seien rechts- und linksextreme Straftaten zurückgegangen – rechtsextremistische von 2455 auf 1750 und linksextremistische von 705 auf 471. Die Corona-Proteste, Aktivitäten sogenannter Reichsbürger und russische Propaganda in Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg seien jedoch höchst bedenklich.

Würzburg ist vor allem durch den Messerangriff in den Fokus geraten

Würzburg ist insbesondere durch die Auswirkungen des Messerangriffs in den Fokus geraten. So hat laut Verfassungsschutz etwa die islamistische Gruppe "Wolves of Manhattan" den Anschlag gelobt und versucht, Nachahmungstäter zu rekrutieren.

Deutlich mehr Resonanz gab es demnach in rechtsextremen Kreisen. So hätten etwa die nationalistischen Kleinstparteien NPD und III. Weg den Angriff instrumentalisiert – die NPD mit nationalistischen Slogans, der III. Weg mit aufsehenerregenden Aktionen im öffentlichen Raum.

Thematisiert wird vom Verfassungsschutz insbesondere eine Kundgebung in Würzburg, bei der die Kleinstpartei drei mit Kunstblut beschmierte Leichensäcke zusammen mit Porträts der damaligen drei Kandidatinnen und Kandidaten für das Kanzleramt in Tatortnähe ausgestellt hatte. "Viele Beobachter interpretierten diese die Opfer herabwürdige Szenerie so, dass die 'Leichensäcke' die 3 Kanzlerkandidaten hätten darstellen sollen", so der Bericht. 

Rechtsextreme haben in Schweinfurt an Corona-Proteste angedockt

Zwar hätten die Organisatoren dies dementiert, dennoch "dürften die dadurch ausgelösten Reaktionen der Öffentlichkeit der vom III. Weg verfolgten Provokationstaktik entsprochen haben". Auch die "Identitäre Bewegung" war nach dem Messerangriff ins Blickfeld des Verfassungsschutzes geraten. Diese habe auf dem Kurznachrichtendienst Telegram gehetzt und mit einer als "Straßenumbenennung" betitelten Aktion in Würzburg die Namen der Opfer instrumentalisiert. Eine ähnliche Aktion habe die JN, die Nachwuchsorganisation der NPD, damals organisiert.

Doch auch in Zusammenhang mit Linksextremismus wird Würzburg im Bericht genannt. So unterhalte die Klimakampagne "Ende Gelände" eine von mehreren Ortsgruppen in Würzburg. "Diese organisieren lokale Informationsveranstaltungen und Aktionstrainings."

Eine Ortsgruppe habe auch der Sozialistisch-demokratische Studierendenverband (Die Linke.SDS) in Würzburg. Dieser plädiere für "Systemüberwindung" und orientiere sich "ideologisch an der Lehre von Marx". Auch die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) hat laut Verfassungsschutz eine Ortsgruppe in Würzburg. Diese habe jedoch "nur wenige wahrnehmbare Aktionen durchgeführt".

Der Einfluss von Extremistinnen und Extremisten auf die "Querdenker"-Szene war laut  Innenminister Joachim Herrmann hingegen "geringer als befürchtet".  Bei 207 von 3000 Protesten gegen die Pandemie-Maßnahmen in Bayern seien extremistische Bezüge festgestellt worden.

Gefährliche Motorrad-Gang wurde in Region Schweinfurt aktiv

So etwa in Schweinfurt, wo der III. Weg sich an den ausufernden Protesten beteiligt hatte. Teils gab es dort gewalttätige Ausschreitungen. Im Zusammenhang mit den Corona-Protesten wird auch die Gruppierung "Zukunft Schaffen – Heimat schützen" aus dem Haßbergekreis vom Verfassungsschutz genannt. Die in der rechtsextremen Szene gut vernetzte Gruppe war in den vergangenen Monaten mit der Verbreitung eines Hitler-Fotos auf dem Kurznachrichtendienst Telegram aufgefallen.

Die Region Schweinfurt taucht zudem in Zusammenhang mit der Rocker-Gruppe "Gremium MC" im Bericht des Verfassungsschutzes auf. Gremium MC ist eine der größten Rocker-Gangs Deutschlands. Teile des Clubs sind laut Verfassungsschutz in den letzten Jahren "mit einer erheblichen Anzahl von Straftaten" wie unerlaubtem Waffenbesitz und räuberischer Erpressung in Erscheinung getreten.

Zwar sei die Lage in Bayern relativ ruhig. Jedoch habe der Club vergangenes Jahr im Landkreis Schweinfurt etwa eine "Motorrad-Hochzeit" veranstaltet und im Anschluss mit rund 60 Motorrädern massiv den Verkehr behindert. Zudem seien Corona-Maßnahmen ignoriert worden. Bei einer anschließenden Kontrolle durch die Polizei sei etwa die Hälfte der Beteiligten geflüchtet.

 
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  • Albatros
    Sehr geehrter Herr Niemeyer, schade dass Sie den bayerischen Verfassungsschutzbericht nicht, oder nicht vollständig gelesen haben. Oder haben Sie ihn nur falsch interpretiert? "Hetze in nie dagewesenem Ausmaß", alleine der Aufmacher zeigt das Niveau Ihres Artikels. So vermeiden Sie es tunlichst auf die Details des Berichtes einzugehen um letztlich Ihre monströse Überschrift nicht zu gefährden, denn mit dieser suggerieren Sie dem Leser eine ganz gezielte Botschaft. Die MP hat in den vergangenen Jahren vorgebaut, dem Leser klar gemacht, dass es nur eine Gefahr in Deutschland gibt und genau so haben Sie Ihren Artikel aufgebaut. Nicht Fisch, nicht Fleisch, aber Ihre Zielgruppe haben Sie zweifelsohne noch einmal in deren Ansichten gestärkt. Aus meiner Sicht betreiben Sie Des- und Fehlinformation, aber wen interessiert das morgen noch.
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  • Aaron Niemeyer
    Hallo Albatros, wenn Sie konkreter in Ihrer Kritik werden, werde ich sehr gerne darauf eingehen. Zweifeln Sie an der Einschätzung des bayerischen CSU-Innenminsters, den ich zitiere? Oder vermuten Sie irgendwo faktische Fehler, die mir entgangen sind?

    Beste Grüße,
    Aaron Niemeyer (Redaktion)
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Sehr geehrter Herr Niemeyer, bitte klären sie EINFACH einmal, worauf die 25 Nennungen des Namens von "Würzburg" zurückzuführen sind. Aus meiner Sicht darauf, dass das Messerattentat eine ganze Reihe von Aktionen ausgelöst hat, die genannt werden. Aber eben auf EIN Ereignis bezogen, das multiple Bezüge kreiert. Somit eine Häufung, die erklärbar ist. Aber eben EINE Ursache bezogen auf Würzburg.
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  • Aaron Niemeyer
    Hallo mainemainung, die Antwort finden Sie im Beitrag: "Würzburg ist insbesondere durch die Auswirkungen des Messerangriffs in den Fokus geraten." Dies wird sogar noch durch einen entsprechenden Zwischentitel hervorgehoben.

    Nach Ansicht des Verfassungsschutzes hat der Messerangriff zu zahlreichen verfassungsfeindlichen Handlungen und Aktivitäten geführt. Dies können Sie dem Bericht, der öffentlich einsehbar ist sowie meinem Beitrag entnehmen.

    Beste Grüße,
    Aaron Niemeyer (Redaktion)
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  • Albatros
    Ich zweifle nicht ansatzweise am Bericht des Innenministeriums. Ihre reißerische Überschrift, welche bestenfalls Bild-Niveau erreicht, bedient ganz gezielt, eine sehr einseitige Darstellung. Sie haben nicht ansatzweise Interessent daran, die Probleme in ihrer Vielfalt aufzuzeigen, sondern Sie suggerieren ganz gezielt eine einseitige Sichtweise.
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  • Aaron Niemeyer
    Hallo Albatros,

    für mich ist leider nicht ersichtlich, worauf Sie hinaus wollen. Wo glauben Sie, eine einseitige Darstellung zu erkennen?

    Beste Grüße,
    Aaron Niemeyer (Redaktion)
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  • Hollowman2000
    "russische Propaganda in Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg"

    Hä? Was soll das konkret sein, wie ist das definiert?
    Gilt das auch für Ostukrainer die andere Erlebnisse haben als hier so allgemein berichtet wird?

    Gelten gleiche Maßstäbe eigentlich auch für US-Propaganda oder ist das was gaaaaanz anderes?
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Es gibt nur wenige die sich vor Putins Propaganda (Karren) spannen lassen

    https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/putins-propagandisten-wie-querdenker-in-unterfranken-den-ukraine-krieg-verfaelschen-art-10746810
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  • hwoarang
    Warum lässt man sich vor Putins Propagandawagen spannen, nur wenn man Informationen hinterfragt und den Ukrainekonflikt in der angemessenen Komplexität betrachtet?
    Sie wissen, das (Zeit)Geschichte eine Abfolge sich beeinflussender Geschehnisse ist und es keine Eskalation von heute auf morgen gibt. Und der Krieg in der Ukraine, so schlimm er ist lässt sich nun mal nicht mit reißerischen Überschriften und Stimmungsmache erklären.
    Das sollten Sie (und alle Journalisten und Medien) ihren Lesern und Hörern schuldig sein.
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  • Aaron Niemeyer
    Hallo Hollowman2000,

    den passenden Beitrag dazu hat mainpostl ja dankenswerterweise schon angehängt. Die Lügen des russischen Regimes sind inzwischen allgemein bekannt. In unserem ausführlichen Dossier zum russischen Angriffskrieg können Sie ansonsten alle relevanten Infos nachlesen grinsen https://www.mainpost.de/thema/ukraine-russland-krieg/

    Beste Grüße,
    Aaron Niemeyer (Redaktion)
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Primär wird hier eine Schlagzeile produziert. Liest man den Verfassungsschutzbericht durch, so beziehen sich mehr als 80% der Nennungen des Namens von Würzburg auf die Messerattacke im Juni (schlimm genug) und die sich darum spinnenden Ereignisse. Wäre die Messerattacke in Veitshöchheim gewesen, hätte man wohl dort diese Häufung der Nennungen gehabt.
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  • Aaron Niemeyer
    Hallo mainemeinung,

    nichts anderes als das, was Sie sagen, steht ja auch im Artikel. Das macht die Überschrift weder faktisch noch kontextuell falsch grinsen

    Beste Grüße,
    Aaron Niemeyer (Redaktion)
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Können Sie den Zusammenhang erklären?

    Der Bürgermeister von Würzburg ist übrigens von der CDU. Was sagt das jetzt über die Problemursachen aus?
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  • ToDietz@web.de
    @mainpostl: Vielleicht lesen Sie den Kommentar noch mal etwas langsamer.

    Gemeint ist offensichtlich wohl der "Klima-Bürgermeister"von den Grünen.

    Der Herr Schuchardt von der CDU ist übrigens Oberbürgermeister.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Sie machen jetzt ernsthaft den 2ten Bürgermeister - verantwortlich für Umweltreferat (!) - für Sicherheit verantwortlich? Das ist doch lachhaft.
    Im Politikgeschäft ist der (Ober)Bürgermeister verantwotlich und nicht die 2te Geige.

    Frage bleibt, was hat der 2t Bürgermeister Heil mit der Zunahme von Links- und Rechtsextremismus in Würzburg zu tun?

    Oder ist es einfach nur mit Schlamm werfen, das absolut NICHTS mit dem Artikel zu tun hat?
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  • Gregorino
    Na den Zusammenhang hätte ich mal gerne erklärt
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