Ist es eine Reinfektion oder schlicht ein Testfehler? Oder war Covid-19 noch gar nicht ganz überstanden? Im Würzburger Seniorenheim St. Nikolaus ist am Donnerstag ein neuer Corona-Fall bekannt geworden. Ein Bewohner wurde positiv auf das Virus getestet – obwohl er schon einmal infiziert war. Wie kann das sein?
Dem Senior sei es nicht gut gegangen und er sei deshalb ins Krankenhaus gekommen, sagt Annette Noffz, Direktorin der Stiftung Bürgerspital, zu der das St. Nikolausheim gehört. In der Klinik wurde das Coronavirus nachgewiesen. Erneut?
Experte: Immunsystem lernt das Virus zu erkennen
Der Mann sei zwischenzeitlich negativ getestet worden und jetzt wieder positiv, sagt Eva-Maria Schorno, Sprecherin des Landratsamtes und damit auch für das Gesundheitsamt Würzburg. Genaueres könne sie vor Abschluss der virologischen Untersuchungen nicht sagen.
Man müsse bei solchen Fällen sehr vorsichtig sein, sagt der Würzburger Virologe Professor Lars Dölken. Häufig wisse man nicht genau, ob der erste Test vielleicht falsch positiv war oder ob es sich tatsächlich um eine Reinfektion handelt. Oder ob der Körper einfach nur noch nicht in der Lage war, das Virus komplett zu eliminieren. Im Fall des Bewohners aus dem St. Nikolausheim könne er die Zuverlässigkeit der Tests nicht beurteilen, da sie nicht in der Virologie der Uniklinik gemacht worden seien.
Grundsätzlich sei es möglich, dass man nach einer überstandenen Corona-Erkrankung erneut mit dem Virus in Kontakt komme und wieder leicht erkranke, so Dölken. Dass man aber nach nur wenigen Monaten noch einmal schwer an Covid-19 erkranke, sei sehr unwahrscheinlich. Denn das Immunsystem habe ja bereits gelernt, das Virus zu erkennen und unter Kontrolle zu bringen.
Dennoch gilt: Wer positiv getestet wurde, sei potenziell infektiös, sagt Dölken. Wie stark, das hänge von der Menge an Viruspartikeln im Rachenspülraum ab – je mehr Partikel, desto ansteckender.
Testergebnisse Anfang nächster Woche erwartet
Für das Seniorenheim St. Nikolaus sind das keine guten Nachrichten. Bereits im Frühjahr stand die Einrichtung bundesweit in den Schlagzeilen. Damals hatten sich 74 Bewohner und 38 Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert. 25 Senioren starben.
Der neue Corona-Nachweis hat deshalb bereits weitreichende Folgen. Noch wisse man zwar nicht, ob der Bewohner ansteckend sei, sagt Stiftungsdirektorin Noffz. Trotzdem ist die Einrichtung mittlerweile abgeriegelt. Es gilt ein Besuchsverbot, alle Bewohner und Mitarbeiter wurden erneut getestet. "Die Ergebnisse werden Anfang nächster Woche erwartet", sagt Noffz. "Wir wollen möglichst schnell für alle Sicherheit haben." Einen erneuten Ausbruch soll es nicht geben, "das wollen wir alle nicht".