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Würzburg
"Hauptsache weg": Wie Reisewillige in der Pandemie Urlaub planen
Die Sehnsucht nach Verreisen ist groß. Doch die Corona-Pandemie bremst viele in ihren Urlaubsplanungen für 2021 aus. Welche Ziele Reiseexperten aus der Region empfehlen.
Wann werden 'normale' Urlaubsreisen wieder möglich sein?  Touristik-Fachleute aus der Region sehen ab den Sommermonaten einen Hoffnungsschimmer für ihre Branche und Reisende.
Foto: Daniel Reinhardt, dpa | Wann werden "normale" Urlaubsreisen wieder möglich sein?  Touristik-Fachleute aus der Region sehen ab den Sommermonaten einen Hoffnungsschimmer für ihre Branche und Reisende.
Catharina Hettiger
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:45 Uhr

Stornierungen, Umbuchungen und Rückzahlungen statt Buchungen: 2020 war auch für Reisebüros ein schwieriges Jahr. Nun stellt sich erneut die Frage: Wann ist normales Reisen wieder möglich? Und welche Ziele sind für Reisewillige angesichts von Reisewarnungen, Testpflicht und Quarantäne-Maßnahmen bei der Rückkehr nach Deutschlandüberhaupt attraktiv?

"Die Leute wollen unbedingt verreisen", sagt Sabine Würzburger, die das Reisebüro "Tilman Touristic" in Ochsenfurt leitet. "Urlaub machen ist ein Grundbedürfnis – wird aber aktuell sehr schwer gemacht." In Deutschland gilt aufgrund der Corona-Pandemie nach wie vor ein Beherbergungsverbot, weswegen Hotels und Ferienwohnungen für touristische Zwecke geschlossen bleiben müssen.

'Urlaub machen ist ein Grundbedürfnis', sagt Sabine Würzburger ,  Leiterin von 'Tilman Touristic' in Ochsenfurt.
Foto: Daniel Peter | "Urlaub machen ist ein Grundbedürfnis", sagt Sabine Würzburger ,  Leiterin von "Tilman Touristic" in Ochsenfurt.

Auch Reisen ins Ausland sind mit zahlreichen Fragezeichen versehen: "Ich bekomme jeden Morgen die Inzidenzen vom In- und Ausland gemailt", so Würzburger. Viele Reiseveranstalter hätten ein gutes Krisenmanagement und versorgten die Reisebüros mit Informationen, welche Länder laut Robert-Koch-Institut als Risikoregion gelten, sowie mit den Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes zu Reisen in das jeweilige Land.

"Eine der Hauptbremsen für Urlaubsbuchungen ist aktuell der Sicherheitsfaktor", hat Würzburger beobachtet. Viele Kunden würden sich fragen, ob sie aufgrund der sich ständig ändernden Corona-Lage und den damit verbundenen Regelungen ihre Reise überhaupt antreten könnten. Die meisten seriösen Reiseveranstalter böten aber sogenannte "Flexibel-Optionen" – je nach Reisepreis ab zirka 40 Euro an. Diese ermöglichten, wenn sie zur Reise dazu gebucht würden, eine Umbuchung oder Stornierung bis zu 14 Tage vor Beginn. "So etwas hat es vor Corona noch nie gegeben", sagt Würzburger. "Risikoreich für Reiseveranstalter und -büros – aber ideal für den Kunden, da er keinerlei Risiko eingeht."

Wünscht sich, dass Kunden ihren Urlaub auch nach Corona in den Reisebüros buchen: Melanie Spall, Büroleiterin des TUI-Reisecenter Würzburg.
Foto: Nadine Sachse Fotografie | Wünscht sich, dass Kunden ihren Urlaub auch nach Corona in den Reisebüros buchen: Melanie Spall, Büroleiterin des TUI-Reisecenter Würzburg.

Auch beim TUI-Reisecenter Würzburg wird seit Ende 2020 ein "Flextarif" angeboten, sagt Verkaufsbüroleiterin Melanie Spall. Dennoch zeigten sich die Kunden sehr verhalten. "Es werden immer wieder Reisen gebucht – aber nicht annähernd so viele wie vor Corona." Bevorzugte Ziele seien Deutschland, Spanien, Griechenland und Portugal.

"Sobald die Leute durchgeimpft sind, wird das Reisen wieder extrem losgehen."
Melanie Spall, Büroleiterin TUI-Reisecenter Würzburg

Den Kunden sei es wichtig, im Urlaub eine gewisse Sicherheit zu haben, hat auch Spall beobachtet – sowohl in gesundheitlicher Hinsicht als auch hinsichtlich der Frage, ob man zurückkommen könne, ohne anschließend in Quarantäne zu müssen. "Weg wollen alle, es soll aber möglichst einfach von der Handhabe her sein." Man habe einige neue Kunden gewonnen, die ihre Reise normalerweise online buchen würden, nun aber die Sicherheit und Beratung eines Büros vor Ort suchten, so Spall. Wer jetzt online eine Reise buche, stehe bei Schwierigkeiten ziemlich verloren da, erklärt die Reisefachfrau: "Seit Corona ist fast kein Online-Reiseveranstalter mehr telefonisch erreichbar – die Flut an Kundenanrufen wäre für die meisten nicht zu bewältigen."

Spalls Prognose im Hinblick auf die kommenden Monate ist positiv: "Sobald die Leute durchgeimpft sind, wird das Reisen wieder extrem losgehen." Sie erhofft sich ab dem Sommer eine Rückkehr zu einer Art Normalität in ihrer Branche – und für die Zeit nach Corona, dass die Leute auch dann in Reisebüros kommen, statt ihren Urlaub online zu buchen: "Jede Buchung zählt."

Großstädter haben Urlaub nötiger als Leute auf dem Land

Auch Günther Girster vom Reisebüro am Hofgarten in Veitshöchheim sieht "Licht am Ende des Tunnels". Hoffnungsvoll stimmt ihn, dass es seiner Erfahrung nach in der Touristik-Branche nach jeder Krise mehr Reisewillige als vorher gebe.

Aktuell nimmt er Verunsicherung bei seinen Kunden wahr, von denen viele aus Veitshöchheim und den umliegenden Gemeinden stammen: "Der Reisewille ist zwar ungebrochen – viele warten trotzdem ab, ehe sie einen Urlaub buchen." In Großstädten ist dies nach Girsters Einschätzung anders: "Wer ein Haus mit Garten hat, verzichtet leichter noch eine Weile auf Urlaub als ein Großstädter in einer kleinen Wohnung ohne Balkon."

"Deutschland wird sehr schnell ausgebucht sein - vor allem dort, wo es Wasser gibt."
Günther Girster, Reisebüro am Hofgarten in Veitshöchheim

Dennoch gebe es schon Buchungen für Pfingsten, Sommer, Herbst und die Weihnachtszeit – im Vergleich zu den Jahren vor Corona seien die Zahlen aber "unterirdisch", so Girster. Sobald das Beherbergungsverbot fällt, rechnet auch er mit sehr hohen Anfragen zu Reisen innerhalb Deutschlands und nach Österreich. "Deutschland wird sehr schnell ausgebucht sein", so seine Prognose, "vor allem dort, wo es Wasser gibt." Auch das Interesse am sogenannten "Zweiuferland", zu dem acht unterfränkische Gemeinden rechts und links des Mains zählen, die als "Urlaubsregion nördlich von Würzburg im fränkischen Weinland" vermarktet werden, sei hoch.

"Der Trend geht zum Wandern und dazu, die Gegend zu erkunden", sagt Girster. Davon würden auch Regionen in Deutschland profitieren, die vor der Pandemie für Urlauber weniger interessant waren – wie etwa das Erzgebirge und Teile des bayerischen Waldes. Laut Girster spielt das Reiseziel aktuell eine eher untergeordnete Rolle: "Von meinen Kunden höre ich immer wieder – ‚ich will endlich was anderes sehen und raus – egal, wohin‘." Generell würde Girster einen Hotelaufenthalt in Ländern wie Griechenland, Spanien und Portugal genauso empfehlen wie den in einem Hotel in Deutschland: "Die Hygienekonzepte in bestimmten Regionen haben sich bereits 2020 bewährt."

Wie Hotels Hygienekonzepte umsetzen

Diese Einschätzung teilt auch Sabine Würzburger. Sie erklärt, wie ein solches Konzept aussehen kann: "Im Poolbereich wird zum Beispiel die Hälfte der Liegen weggeräumt; bei den übrigen werden die nötigen Abstände berücksichtigt." Beim Gang ins Hotel-Restaurant trage man Maske, die am Tisch abgenommen werde. Die Speisen am Buffet befänden sich hinter Plexiglas, bedient würde durch das Personal. "Das Angebot und die Leistungen sind genau die gleichen wie zu Nicht-Corona-Zeiten", betont Würzburger.

Trotzdem seien die Kunden in ihren Auslandsbuchungen zögerlich. "Quarantäne ist das größte Hemmnis", so Würzburger – eine mehrtägige Quarantäne im Anschluss an die Reise könnten sich die wenigsten leisten. Deutschland sei daher aktuell das begehrteste Reiseziel: "Ostsee, Mecklenburg-Vorpommern, Nordsee, Allgäu", zählt Würzburger auf und stellt fest: "In diesen Regionen zieht die Hotellerie knallhart die Preise an."

"Unter dem Aspekt Klimaschutz fragen sich viele, ob sie sich wirklich in ein Flugzeug setzen wollen, um an den Urlaubsort zu kommen."
Sabine Würzburger, Leiterin "Tilman Touristic" in Ochsenfurt

Bei ihren Kunden hat die Reisefachfrau aus Ochsenfurt neben dem Trend zu Urlaub im Ferienhaus und Camper einen Trend zu Nachhaltigkeit beobachtet: "Unter dem Aspekt Klimaschutz fragen sich viele, ob sie sich wirklich in ein Flugzeug setzen wollen, um an den Urlaubsort zu kommen." Wird an meinem Urlaubsziel die Bevölkerung vor Ort ausgebeutet, gibt es dort Mindestlöhne für Kellner und Busfahrer, wie sieht es mit Müll- und Plastikvermeidung am Buffet aus? "Während bis vor zirka zwei Jahren nur einige wenige Studienreiseveranstalter auf Nachhaltigkeit geachtet haben, gibt es inzwischen mehrere, die das Thema auf ihrer Agenda haben."

Insgesamt sieht Würzburger für 2021 "einen Hoffnungsschimmer". Durchhalten sei die Devise – "wir in der Reisebranche sind Berufsoptimisten."

 
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  • Margarete-wuestner@web.de
    Ich meine, dass Urlaub im eigenen Land mit Disziplin und den vorgegebenen Regeln möglich ist, dabei denke ich nicht an Massenansammlung mit Party in den Grosshotels und am Strand in Spanien usw., sondern an die regionalen Hotels, Gasthöfe oder Ferienwohnungen , die von den Anbietern mit Sicherheit mit allen hygienischen Maßnahmen geführt würden. Kein Anbieter würde einen Coronafall in seinem Haus riskieren wollen. Ich traue uns Menschen in unserem Land zu, solch einen Urlaub zu verbringen, so hätten auch die Anbieter etwas davon, schwarze Schafe gibt es überall, leider sind die es, die dafür sorgen, dass ein Urlaub mit Abstand nicht möglich ist.
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  • seneca
    Für mich ist es nicht nachvollziehbar, nicht mal ein oder zwei Jahre auf Flugreisen oder Auslandsreisen verzichten zu können. Im letzten Jahr wurde das Infektionsgeschehen genau dadurch befeuert.
    Unser Reiseverhalten sollte neben Virusverbreitung auch im Hinblick auf Klimaerwärmung und Umweltschutz auf längere Sicht überdacht werden.
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  • Anjieb09062710
    Ich kann die Leute verstehen, die sich einen Tapetenwechsel wünschen. Was ich aber nicht verstehe, ist, warum ich z.B. nach Mallorca fliegen darf, aber Urlaub im eigenen Land nicht erlaubt ist... Es gäbe doch auch hier in Deutschland funktionierende Hygienekonzepte
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  • Parami67
    Warum soll man nicht z.B nach Mallorca reisen? Weit weniger Inzidenz, Gastronomie Tagsüber geöffnet, jeder trägt die Maske und man fühlt sich viel sichere wie hier in Deutschland. Hier versteht keiner mehr was eigentlich erlaubt ist.
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  • anton.mueller
    Das Ferienhaus in Dänemark ist gebucht. Und als Plan B parallel dazu ein Ferienhäuschen an der deutschen Nordsee, falls man für touristische Zwecke nicht über die Grenze darf oder die Quarantänebedingungen bei der Rückreise zu zeitaufwändig sind. Die Anbieter haben derzeit kulante Stornobedingungen. Das Risiko in einem Ferienhaus an der See, mit Anreise im eigenen PKW, ist sicher nicht größer als in den eigenen vier Wänden.
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  • wmk
    Ganz ehrlich: Mir fehlt absolut das Verständnis dafür, dass es Menschen gibt, die in dieser äußerst bedrohlichen Pandemie-Phase an Urlaub denken und diese Reisen auch noch durchführen. Wenn man sich nur selbst damit in Gefahr bringen würde, könnte man ja noch sagen: O.K. , dann sind sie eben selbst schuld, wenn sie sich das Virus im Urlaub einfangen. Da man mit diesem Urlaubswahn aber bei der Rückkehr andere ansteckt und in (Todes)Gefahr bringt, sollte man das nicht tun. Denn Urlaub ist zwar schön, aber nicht lebenswichtig!
    Da diesen Leuten mit vernünftigen Argumenten aber nicht beizukommen ist, würde ich via Verordnung Urlaubsreisen zur Zeit einfach verbieten. Anders funktioniert es in unserem Land leider nicht. Und das so etwas funktioniert, sieht man ja in England. Die durften eben einmal nicht nach Mallorca!
    Ob sich unsere Politik das aber im Wahljahr traut, bin ich sehr skeptisch.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Frag mich manchmal ob ich richtig lese

    wie kann irgendjemand angesichts der derzeitigen Problematik überhaupt auf die Idee kommen, eine Reise zu machen, bei der er mit x anderen Leuten zusammenkommt, über die (und deren Gesundheit) er (so gut wie) überhaupt nichts weiß??

    Einen heißen Dank an alle, denen das und somit Leben und Gesundheit ihrer Mitmenschen so egal ist, dass das eigene Privatvergnügen das locker-lässig übertrumpft. Schade nur, dass ein Virus keine Rücksicht darauf nimmt, wer es sich freiwillig einfangen will und wer das durch Einhalten der notwendigen Vorsichtsmaßnahmen lieber vermeiden würde...
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  • juergenmagic@t-online.de
    Wir sehen das entspannt. Wenn es dieses Jahr nicht klappt, ist es halt so. Man muss sich eh im Klaren sein, dass es dieses Jahr zumindest die kommenden Monate ein Urlaub mit Einschränkungen/Beschränkungen sein wird. Ob das die Leute so wollen? Viele reden davon, dass erst ab September Urlaub möglich sein wird. Dann ist ja auch wieder Schule.
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