Stornierungen, Umbuchungen und Rückzahlungen statt Buchungen: 2020 war auch für Reisebüros ein schwieriges Jahr. Nun stellt sich erneut die Frage: Wann ist normales Reisen wieder möglich? Und welche Ziele sind für Reisewillige angesichts von Reisewarnungen, Testpflicht und Quarantäne-Maßnahmen bei der Rückkehr nach Deutschlandüberhaupt attraktiv?
"Die Leute wollen unbedingt verreisen", sagt Sabine Würzburger, die das Reisebüro "Tilman Touristic" in Ochsenfurt leitet. "Urlaub machen ist ein Grundbedürfnis – wird aber aktuell sehr schwer gemacht." In Deutschland gilt aufgrund der Corona-Pandemie nach wie vor ein Beherbergungsverbot, weswegen Hotels und Ferienwohnungen für touristische Zwecke geschlossen bleiben müssen.
Auch Reisen ins Ausland sind mit zahlreichen Fragezeichen versehen: "Ich bekomme jeden Morgen die Inzidenzen vom In- und Ausland gemailt", so Würzburger. Viele Reiseveranstalter hätten ein gutes Krisenmanagement und versorgten die Reisebüros mit Informationen, welche Länder laut Robert-Koch-Institut als Risikoregion gelten, sowie mit den Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes zu Reisen in das jeweilige Land.
"Eine der Hauptbremsen für Urlaubsbuchungen ist aktuell der Sicherheitsfaktor", hat Würzburger beobachtet. Viele Kunden würden sich fragen, ob sie aufgrund der sich ständig ändernden Corona-Lage und den damit verbundenen Regelungen ihre Reise überhaupt antreten könnten. Die meisten seriösen Reiseveranstalter böten aber sogenannte "Flexibel-Optionen" – je nach Reisepreis ab zirka 40 Euro an. Diese ermöglichten, wenn sie zur Reise dazu gebucht würden, eine Umbuchung oder Stornierung bis zu 14 Tage vor Beginn. "So etwas hat es vor Corona noch nie gegeben", sagt Würzburger. "Risikoreich für Reiseveranstalter und -büros – aber ideal für den Kunden, da er keinerlei Risiko eingeht."
Auch beim TUI-Reisecenter Würzburg wird seit Ende 2020 ein "Flextarif" angeboten, sagt Verkaufsbüroleiterin Melanie Spall. Dennoch zeigten sich die Kunden sehr verhalten. "Es werden immer wieder Reisen gebucht – aber nicht annähernd so viele wie vor Corona." Bevorzugte Ziele seien Deutschland, Spanien, Griechenland und Portugal.
Den Kunden sei es wichtig, im Urlaub eine gewisse Sicherheit zu haben, hat auch Spall beobachtet – sowohl in gesundheitlicher Hinsicht als auch hinsichtlich der Frage, ob man zurückkommen könne, ohne anschließend in Quarantäne zu müssen. "Weg wollen alle, es soll aber möglichst einfach von der Handhabe her sein." Man habe einige neue Kunden gewonnen, die ihre Reise normalerweise online buchen würden, nun aber die Sicherheit und Beratung eines Büros vor Ort suchten, so Spall. Wer jetzt online eine Reise buche, stehe bei Schwierigkeiten ziemlich verloren da, erklärt die Reisefachfrau: "Seit Corona ist fast kein Online-Reiseveranstalter mehr telefonisch erreichbar – die Flut an Kundenanrufen wäre für die meisten nicht zu bewältigen."
Spalls Prognose im Hinblick auf die kommenden Monate ist positiv: "Sobald die Leute durchgeimpft sind, wird das Reisen wieder extrem losgehen." Sie erhofft sich ab dem Sommer eine Rückkehr zu einer Art Normalität in ihrer Branche – und für die Zeit nach Corona, dass die Leute auch dann in Reisebüros kommen, statt ihren Urlaub online zu buchen: "Jede Buchung zählt."
Großstädter haben Urlaub nötiger als Leute auf dem Land
Auch Günther Girster vom Reisebüro am Hofgarten in Veitshöchheim sieht "Licht am Ende des Tunnels". Hoffnungsvoll stimmt ihn, dass es seiner Erfahrung nach in der Touristik-Branche nach jeder Krise mehr Reisewillige als vorher gebe.
Aktuell nimmt er Verunsicherung bei seinen Kunden wahr, von denen viele aus Veitshöchheim und den umliegenden Gemeinden stammen: "Der Reisewille ist zwar ungebrochen – viele warten trotzdem ab, ehe sie einen Urlaub buchen." In Großstädten ist dies nach Girsters Einschätzung anders: "Wer ein Haus mit Garten hat, verzichtet leichter noch eine Weile auf Urlaub als ein Großstädter in einer kleinen Wohnung ohne Balkon."
Dennoch gebe es schon Buchungen für Pfingsten, Sommer, Herbst und die Weihnachtszeit – im Vergleich zu den Jahren vor Corona seien die Zahlen aber "unterirdisch", so Girster. Sobald das Beherbergungsverbot fällt, rechnet auch er mit sehr hohen Anfragen zu Reisen innerhalb Deutschlands und nach Österreich. "Deutschland wird sehr schnell ausgebucht sein", so seine Prognose, "vor allem dort, wo es Wasser gibt." Auch das Interesse am sogenannten "Zweiuferland", zu dem acht unterfränkische Gemeinden rechts und links des Mains zählen, die als "Urlaubsregion nördlich von Würzburg im fränkischen Weinland" vermarktet werden, sei hoch.
"Der Trend geht zum Wandern und dazu, die Gegend zu erkunden", sagt Girster. Davon würden auch Regionen in Deutschland profitieren, die vor der Pandemie für Urlauber weniger interessant waren – wie etwa das Erzgebirge und Teile des bayerischen Waldes. Laut Girster spielt das Reiseziel aktuell eine eher untergeordnete Rolle: "Von meinen Kunden höre ich immer wieder – ‚ich will endlich was anderes sehen und raus – egal, wohin‘." Generell würde Girster einen Hotelaufenthalt in Ländern wie Griechenland, Spanien und Portugal genauso empfehlen wie den in einem Hotel in Deutschland: "Die Hygienekonzepte in bestimmten Regionen haben sich bereits 2020 bewährt."
Wie Hotels Hygienekonzepte umsetzen
Diese Einschätzung teilt auch Sabine Würzburger. Sie erklärt, wie ein solches Konzept aussehen kann: "Im Poolbereich wird zum Beispiel die Hälfte der Liegen weggeräumt; bei den übrigen werden die nötigen Abstände berücksichtigt." Beim Gang ins Hotel-Restaurant trage man Maske, die am Tisch abgenommen werde. Die Speisen am Buffet befänden sich hinter Plexiglas, bedient würde durch das Personal. "Das Angebot und die Leistungen sind genau die gleichen wie zu Nicht-Corona-Zeiten", betont Würzburger.
Trotzdem seien die Kunden in ihren Auslandsbuchungen zögerlich. "Quarantäne ist das größte Hemmnis", so Würzburger – eine mehrtägige Quarantäne im Anschluss an die Reise könnten sich die wenigsten leisten. Deutschland sei daher aktuell das begehrteste Reiseziel: "Ostsee, Mecklenburg-Vorpommern, Nordsee, Allgäu", zählt Würzburger auf und stellt fest: "In diesen Regionen zieht die Hotellerie knallhart die Preise an."
Bei ihren Kunden hat die Reisefachfrau aus Ochsenfurt neben dem Trend zu Urlaub im Ferienhaus und Camper einen Trend zu Nachhaltigkeit beobachtet: "Unter dem Aspekt Klimaschutz fragen sich viele, ob sie sich wirklich in ein Flugzeug setzen wollen, um an den Urlaubsort zu kommen." Wird an meinem Urlaubsziel die Bevölkerung vor Ort ausgebeutet, gibt es dort Mindestlöhne für Kellner und Busfahrer, wie sieht es mit Müll- und Plastikvermeidung am Buffet aus? "Während bis vor zirka zwei Jahren nur einige wenige Studienreiseveranstalter auf Nachhaltigkeit geachtet haben, gibt es inzwischen mehrere, die das Thema auf ihrer Agenda haben."
Insgesamt sieht Würzburger für 2021 "einen Hoffnungsschimmer". Durchhalten sei die Devise – "wir in der Reisebranche sind Berufsoptimisten."
Unser Reiseverhalten sollte neben Virusverbreitung auch im Hinblick auf Klimaerwärmung und Umweltschutz auf längere Sicht überdacht werden.
Da diesen Leuten mit vernünftigen Argumenten aber nicht beizukommen ist, würde ich via Verordnung Urlaubsreisen zur Zeit einfach verbieten. Anders funktioniert es in unserem Land leider nicht. Und das so etwas funktioniert, sieht man ja in England. Die durften eben einmal nicht nach Mallorca!
Ob sich unsere Politik das aber im Wahljahr traut, bin ich sehr skeptisch.
wie kann irgendjemand angesichts der derzeitigen Problematik überhaupt auf die Idee kommen, eine Reise zu machen, bei der er mit x anderen Leuten zusammenkommt, über die (und deren Gesundheit) er (so gut wie) überhaupt nichts weiß??
Einen heißen Dank an alle, denen das und somit Leben und Gesundheit ihrer Mitmenschen so egal ist, dass das eigene Privatvergnügen das locker-lässig übertrumpft. Schade nur, dass ein Virus keine Rücksicht darauf nimmt, wer es sich freiwillig einfangen will und wer das durch Einhalten der notwendigen Vorsichtsmaßnahmen lieber vermeiden würde...