Verreisen war in diesem Jahr wohl gleichzeitig eine der größten Sehnsüchte und einer der stärksten Gründe für Verunsicherung vieler. Wie kann man besser der monatelangen Arbeit von zuhause aus entfliehen, wenn nicht durch Reisen inner- und außerhalb Deutschlands? Aber wie bewerkstelligt man das während einer Pandemie, ohne zu riskieren, sich anzustecken oder auf den Kosten der geplanten Reise sitzen zu bleiben? Gerade an den Reisebüros sind diese Fragen in den vergangenen Monaten nicht spurlos vorbeigegangen, wie zwei Würzburger Inhaber dieser Redaktion erzählen.
Einbrüche von 80 bis 90 Prozent
Die momentane Situation der Reisebüros ist keine einfache, da ist man sich einig. Wo im regulären Betrieb jetzt die Hauptbuchungszeit beginnen würde, bleiben viele Buchungen aus, erklärt Maximilian Albert, Geschäftsführer der "Reise-Welt Fröhlich" auf der Würzburger Juliuspromenade: "Das sind Einbrüche von 80 bis 90 Prozent". Die Nachfrage bestehe aber weiter, steige sogar, viele wären einfach lieber im Ausland als dauerhaft zuhause.
Auch Jürgen Balling, Inhaber von "Traumreisen & Mehr" in der Bronnbachergasse, spricht von einer prekären Lage: "Die Gastronomie kann ihren Service zum Mitnehmen anbieten, das können wir natürlich nicht". Bereits seit Oktober 2019 habe man im Reisebüro praktisch nichts mehr wirklich eingenommen, da die meisten Kunden drei bis sechs Monate im Voraus buchen und so gut wie alle Reisen in diesem Jahr abgesagt werden mussten. "Wir bekommen unsere Provision schließlich erst nach Reiseantritt", so Balling.
Sich täglich ändernde Risikogebiete verunsichern
Was die Stimmung seiner Kunden angeht, stimmt Balling Albert zu: "Viele Leute wollen raus hier, manche fühlen sich regelrecht eingesperrt". Sich täglich ändernde Risikogebiete verunsichern aber natürlich, es fehle häufig an Sicherheit was die Entscheidungen angeht. Gerade da wird die Rolle der Reisebüros als Berater umso wichtiger: "Wir sind trotz Lockdown per Telefon und E-Mail persönlich für unsere Kunden da, damit sie sich sicher und aufgehoben fühlen", so Albert.
Balling betont, dass gerade in den vergangenen Monaten Reisebüros noch mehr zum Vermittler wurden als zuvor. Eine der Hauptaufgaben sei die aufwändige Arbeit an Rückerstattungen für stornierte Reisen. Airlines und Veranstalter sträubten sich, die Zahlungen schnell zu begleichen: "Ich hatte jetzt erst einen Kunden, dessen Stornierung von Anfang April gerade von der Fluggesellschaft erstattet wurde. Uns Reisebüros sind da die Hände gebunden". Ohne den Druck der Büros ziehe sich das häufig noch länger, die Kunden schätzten solchen Service sehr. "Bucht man so etwas selbst, bleibt man da auch selbst dran hängen", so Balling.
Hoffnung auf starken Sommer
Was die Zukunft angeht, hofft man auf bessere Zahlen im Frühjahr und einen starken Sommer. "Die Stimmung wird auch wieder steigen. Die Leute haben Lust und wollen weg", da ist sich Maximilian Albert sicher. Reiseveranstalter haben auch viel aus der Krise gelernt, man sorge für mehr Hygiene und entzerre die Massen beim Reisen.
Gerade jetzt gäbe es auch Schnäppchen zu holen: "Das Reisen wird natürlich wieder teurer, wenn jeder wieder will", so Albert. Oft gäbe es auch durch die momentane Lage bereits gesonderte Kündigungsfristen, was das Planen erleichtern soll. Viele würden auch weiterhin auf Nummer sicher gehen wollen, weshalb Reisen innerhalb Deutschlands immer noch gefragt bleiben, erklärt Balling.
Was Reisetrends für das kommende Jahr betrifft, sind sich Balling und Albert einig. Das Fernweh ist bei vielen groß und wird nur noch größer und, soweit es die Umstände zulassen werden, treibt es jetzt wieder eine Vielzahl an Reisenden in den sonnigen Süden.