Dass die Bauern in der Stadt vorbeischauen und ein bisschen rebellieren, ist so neu nicht. Wir erinnern uns an ihren schief gegangenen Aufstand vor knapp 500 Jahren, als sie unsere schöne Festung kaputtmachen wollten. Und das nur wegen eines Zoffs mit dem Fürstbischof. Dass der Streit daher rührte, weil dieser von ihnen den bedingungslosen Anbau von Biogemüse forderte, ist aber nur ein blödes Gerücht.
Auch der jüngste Bauernsturm in der Stadt war nicht von Erfolg gekrönt. Bei ihrer Demo vergangene Woche mussten die Landwirte vorzeitig den Rückzug antreten, nachdem sie mit ihren Traktoren ein riesiges Verkehrschaos anrichteten. Die Ländler hatten nicht beachtet, dass Würzburg nur eine radfahrerfreundliche Stadt ist. Traktoren sind bei der Verkehrswende nicht vorgesehen. Wobei es reichlich mühsam ist, einen Pflug mit einem Fahrrad zu ziehen.
Dennoch sehen die Organisatoren der Demo den Rückzug nicht als Niederlage, denn sie seien von den Leuten immerhin wahrgenommen worden. In der Tat. Die Traktoren-Riesen waren nicht zu übersehen und so mancher Städter stand staunend im Stau - mit der erstaunlichen Kenntnis, wie winzig sein SUV eigentlich ist.
Fast täglich eine Demo
Da aber in der Stadt mittlerweile fast täglich mindestens eine Demo stattfindet - wie erst gestern wieder, als Tausende für einen neuen Wintermantel auf die Straße gingen - muss sich das Rathaus schleunigst was einfallen lassen, damit's überhaupt noch ein Durchkommen gibt. Man möchte sich gar nicht vorstellen, dass demnächst vielleicht die Baggerfahrer demonstrieren.
Weshalb die Bauern überhaupt in die Stadt rollten? Sie fordern mehr Mitsprache in der Agrarpolitik und wollten "mit den Verbrauchern in Dialog treten", wie ein Organisator sagte. Hätte man auch einfacher haben können. Unsereiner jedenfalls unterhält sich immer mit seiner Gemüsebäuerin am Grünen Markt.
Hanf aus der Region
Die Bauern sollten sich mal lieber um neue Produkte kümmern. Wie zum Beispiel den Anbau von Hanf, für den jüngst Sabine Wolfinger unter dem Titel "Hanf - Heilpflanze aus der Region für die Region" bei einem Bürgerstammtisch warb. Warum uns das uns nicht überrascht? Die CSU-Stadträtin ist bekannt für berauschende wie benebelnde Ideen. Im Sommer erst hatte sie Wassernebel-Duschen auf dem Marktplatz gefordert. Glücklicherweise ohne Demo.
Während die Welt draußen für eine bessere auf die Straße geht, beschäftigt sich die SPD lieber mit inneren Angelegenheiten. Im Zuge der Neugestaltung des Wappensaals im Rathaus hatte man die Sitzordnung der Stadträte gedreht, worauf die SPD-Räte rotierten, da plötzlich sie - und nicht mehr der OB - die Projektionswand im Saal im Rücken hatten. Im Gegensatz zu den aufständischen Bauern hatten die aufständischen Genossen Erfolg: Jetzt sitzt wieder jeder wie vorher. Und wir können verstehen, dass die SPD um Sitzplätze kämpft - so lange sie noch welche hat. Echt wahr!
dass nicht sozusagen der Bulldog der neue SUV wird... aber vielleicht kann man das verhindern, wenn Leute, die einen Bulldog parken wollen, zwei Parkscheine ziehen müssen statt einem...