Beim Spaziergang allein mit Kind durchs Frauenland ist das Schild am Erthal-Spielplatz wie ein stechender Schmerz im Auge: Für die kommenden Wochen darf der Platz – wie auch alle anderen öffentlichen Spielplätze in Würzburg und Umgebung – wegen des Coronavirus nicht benutzt werden.
Doch was tun in den etwa 13 Stunden, die das Kind ohne Kindergarten, ohne Hilfe von Opa und Oma, ohne Treffen mit Freunden und deren Kindern, nun fast permanent zuhause ist? Keine Sorge: Bastelpapier, Kleber und Malstifte sind schon besorgt, auch jede Menge Eier – ist ja schließlich bald Ostern – und Farbe und Glizerstifte zum Anmalen. Nach zwei Stunden ist dann wirklich alles bunt – die Ostereier, der Tisch aus hellem Holz, ein Teil der weißen Wand oberhalb des Kinderstuhls sowie Hände, Arme, Gesicht, Hals und Nacken des Kindes.
Ab in die Badewanne
Schluss jetzt. Ab in die Badewanne. Einmal nicht hingeguckt und der Hamsterkauf-Vorrat an Schaumbädern von Einhorn, Piraten oder Weltraum-Helden versammelt sich geballt in der Wanne und erstrahlt in den verschiedensten Tönen von Grün, Lila über Rot und Blau. Jetzt isses auch egal – Hauptsache Zeit schinden!
Nach der "Ich-will-nicht-dass-meine-Haare geföhnt werden"-Aktion und dem Aufwischen von Überschwemmungen geht es ans Kochen – gemeinsam natürlich. Dazwischen, wenn die Finger aus Versehen mal in der Nase oder beim Naschen der Paprika im Mund landen, werden zu Zeiten von Corona immer wieder Hände gewaschen: Happy Birthday to you, Marmelade im Schuh – ganze 50 Mal am Tag. Was den Verbrauch von Klopapier angeht, herrschen genaue Anweisungen: Keine Papierschlangen mehr, die durch die Wohnung jagen, sondern nur ein Blatt pro Toilettengang. Schließlich geht es hier um das höchste Gut dieser Tage.
Spielt das Kind mal für eine Stunde allein im Kinderzimmer, wird in Windeseile gesaugt, gewischt, Wäsche gewaschen und was man sonst so macht, wenn das Kind eigentlich im Kindergarten ist. Kind spielt in der Zeit, dass der Stoff-Hund in Quarantäne ist und die Playmobilpolizisten eine "Corona" aufsetzen müssen. Na ja, gibt Schlimmeres.
Musikunterricht mal anders
Um 17 Uhr gibt's dann den täglichen Online-Musikunterricht mit Julia. Heute: Trommeln. Nach dem Abendessen noch die Hundestaffel Paw Patrol als Betthupferl und die Kindernachrichten, die zum x-ten Male erklären, warum Spielplätze und Co. geschlossen sind und man von nun an in der Isolation leben soll. Darauf das Kind: Kann ich jetzt endlich zu meinem Freund (der unter ihm wohnt)? Nein – leider nicht, es ist doch Corona! Was folgt, sind verzweifeltes Geschrei und Geweine.
Als Gute-Nacht-Geschichte gibts dann noch die Taten des "Willi Virus - Aus dem Leben eines Schnupfenvirus". Komisch – warum braucht das Kind eigentlich eine Stunde, bis es eingeschlafen ist?
Erschöpft schläft man daneben ein - und wacht genau dort wieder auf, inklusive stechender Rückenschmerzen. Willkommen, neuer Tag! Willkommen, Corona im Kinderzimmer!