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Würzburg
Glosse: Haben Steingärten in Würzburg noch eine Zukunft?
In den heimischen Vorgärten fliegen die Fetzen. Verfechter der Schottergärten fühlen sich missverstanden. Doch ist der Streit nicht nur ein Tropfen auf dem heißen Stein?
Viel Stein, wenig Pflanzen: Schottergärten sind umstritten.
Foto: Marion Eckert, Archiv | Viel Stein, wenig Pflanzen: Schottergärten sind umstritten.
Lucas Kesselhut
Lucas Kesselhut
 |  aktualisiert: 17.02.2024 23:07 Uhr

Wie beliebt ist doch der sonntägliche Spaziergang durch die Nachbarschaft. Selbst die größte Hitze kann der mainfränkischen Neugier wahrlich nichts anhaben. Schließlich sind die Nachbarn auch bei 25 Grad und heißer Sonne nicht untätig im Garten. Da wird im Akkord gepflanzt, gegraben, gesät und gepflückt. Dank der schweißtreibenden Arbeit füllt sich der neu bestellte Pool (inklusive acht Wochen Lieferzeit) dabei von ganz alleine. Und wie schlimm wäre es doch, wenn die bahnbrechenden Veränderungen im heimischen Biotop unbemerkt vonstattengehen. 

Es dominiert das Herz aus Stein

Für den gewieften ehrenamtlichen Beobachter gibt es allerdings immer weniger zu gucken. Vorbei sind die Zeiten, in denen man doch recht neidisch auf den so toll gewachsenen Buchsbaum der Frau Nachbarin schielte. Zugeben wollte das ja eh keiner. Heute ist solch eine sonntägliche Stippvisite im wahrsten Sinne des Wortes zum steinigen Unterfangen geworden. Denn statt grün, rot und blau gibt es hellgrau, mittelgrau und dunkelgrau zu "bestaunen". Die Steingärten sind in den vergangenen Jahren zum Trend geworden. Könnten sie es, würde man glatt behaupten, die Brocken aus Granit und Schiefer wären nur so aus dem Boden gesprossen wie nur Unkraut es kann. Die zwei Zentimeter englischer Rasen waren gestern. Jetzt dominiert das Herz aus Stein.

Garten mit Gelinggarantie

Für viele Gartenbesitzer haben diese grauen Kleinlandschaften einen nützlichen Effekt: Das lästige Düngen, Wässern, Mähen und Unkrautjäten hat ein Ende gefunden. Es ist quasi der Garten mit Gelinggarantie. Doch der gefällt Umweltschützern ganz und gar nicht. Sie sehen die ökologische Vielfalt bedroht. Eine Linken-Stadträtin hat in einem Antrag sogar das sofortige Verbot und den Rückbau bestehender Stein- und Schottergärten im Stadtgebiet gefordert.

Doch Steingarten ist nicht gleich Steingarten. Es gibt durchaus Formen, in denen sich auch Insekten wohlfühlen. Doch mal ehrlich: Wer rühmt sich schon damit, den ganzen Garten voller Steinläuse zu haben? Im Niedlichkeitsfaktor macht der Honigbiene eben so schnell keiner was nach. Die steuert bekanntlich eher prächtig blühende Pflanzen an. Und dann wäre man doch wieder beim neidischen Blick auf Nachbars Garten, wo sich zwischen dem satten Grün Biene Maja und ihre Freundinnen tummeln. Wer im Anschluss auf seinen traurigen, mausgrauen Garten blickt, der wird erkennen: War doch wieder viel Schotter um nichts. Echt wahr.

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