Wie bei jedem Wettbewerb gibt es auch bei Wahlen stets Gewinner und Verlierer. So auch bei dieser Kommunalwahl. Und während die Ergebnisse in einigen Gemeinden und Landkreisen am Sonntag wenig überraschend waren, gab es in Unterfranken doch auch einige kleine Sensationen. Wir haben die neun spannendsten Ergebnisse zusammengestellt.
1. Schuchardt gelingt Wiederwahl in Würzburg im ersten Anlauf
Christian Schuchardt (CDU) bleibt Rathauschef in Würzburg. Dabei hatte der Amtsinhaber mit fünf Gegenkandidaten einiges an Konkurrenz. Es galt daher als sehr wahrscheinlich, dass es zu einer Stichwahl zwischen den beiden Bewerbern mit den meisten Stimmen kommen würde. Doch Schuchardt ließ gleich im ersten Wahlgang seine Kontrahenten hinter sich und erreichte mit 52 Prozent die absolute Mehrheit.
Damit sorgte der gebürtige Frankfurter bei den Grünen für eine bittere Überraschung. Denn diese rechneten fest damit, dass es ihr Kandidat Martin Heilig zumindest in die Stichwahl schaffen würde. Zweifelsohne zählt Schuchardt zu den großen Gewinnern des Wahlabends. Sein Schweinfurter Kollege Sebastian Remelé (CSU) konnte ebenfalls den ersten Wahlgang für sich entscheiden. In den Rathäusern der beiden größten Städte in Mainfranken bleiben die Konservativen also stark.
2. Bittere Niederlage für SPD: Westphal in Würzburg ohne Chance
Schon in den Wochen vor der Wahl zeichnete sich ab, dass die SPD-Kandidatin Kerstin Westphal nicht die gefährlichste Herausforderin für den amtierenden Würzburger Oberbürgermeisters sein würde. Dass sie allerdings weniger als fünf Prozent der Stimmen erreichen sollte, damit haben wenige gerechnet. Es ist ein historisch schlechtes Ergebnis für die Sozialdemokraten. Bei der Wahl vor sechs Jahren zog Muchtar Al Gusain für die SPD in die Stichwahl gegen Schuchardt und erreichte dabei ein Ergebnis von 44,3 Prozent der Stimmen. Vor Schuchardt stellten die Sozialdemokraten mit Georg Rosenthal sogar den Oberbürgermeister – davon wirkt die Partei nach dieser Wahl weit entfernt.
3. Dienstältester Bürgermeister Mainfrankens im Amt bestätigt
Eine Überraschung ist es nicht, schließlich fehlte ein Gegenkandidat. Kurios ist es aber: Schon seit 36 Jahren ist Friedolin Link (CSU) Bürgermeister in Hausen (Lkr. Rhön-Grabfeld). Nun haben ihm die Wähler in der 700-Seelen-Gemeinde für weitere sechs Jahre ihr Vertrauen ausgesprochen. 82,91 Prozent der Stimmen bekam der 70-Jährige. Damit ist Link ein echtes Urgestein der Kommunalpolitik in Unterfranken. Nur Marianne Krohnen (CSU) aus Geiselbach (Lkr. Aschaffenburg) wurde ebenfalls zum siebten Mal in Folge zur Rathauschefin gewählt.
4. Grüner wird Bürgermeister in Wiesenbronn (Lkr. Kitzingen)
Während es den Grünen in Würzburg nicht gelang, das Rathaus zu erobern, waren sie damit in Wiesenbronn im Landkreis Kitzingen erfolgreich. Trotz guter Wahlergebnisse in der jüngeren Vergangenheit sind grüne Bürgermeister nach dieser Kommunalwahl in Bayern noch immer spärlich gesät. Und gerade in ländlichen Gebieten sagt man den Grünen geringe Erfolgschancen nach. Doch Volkhard Warmdt, Bezirksgeschäftsführer der Grünen, hat das Gegenteil bewiesen. Ihm ist es gelungen, sich gegen zwei Herausforder durchzusetzen. Erfreulich ist für die Grünen in Unterfranken sicher auch, dass Jens Macro Scherf, einer der ersten beiden grünen Landräte in Bayern überhaupt, sein Mandat im Kreis Miltenberg verteidigen konnte.
5. Quittung für rechte Postings: CSU-Kandidat verliert in Oberleichtersbach (Lkr. Bad Kissingen)
Wenige Wochen vor der Wahl sorgte Oliver Fell (CSU), Bürgermeisterkandidat in Oberleichtersbach (Lkr. Bad Kissingen), für Wirbel. Es hagelte heftige Kritik, nachdem seine früheren Aktivitäten im Internet bekannt wurden. Über Facebook hatte er AfD-Postings und menschenfeindliche Hetze verbreitet. Erst im vergangenen Sommer trat Fell der CSU bei. Da seitdem keine neuen rechten Äußerungen von ihm bekannt geworden sind, hielt es die Partei auch nicht für notwendig, Abstand von ihrem Kandidaten zu nehmen. Von den Wählern erhielten Fell und die CSU allerdings die Quitting für die kruden Äußerungen im Netz: Gegenkandidat Dieter Muth (AWG) gewann die Wahl mit 73,6 Prozent.
6. Gegen den Trend: Starkes Ergebnis für SPD-Kandidaten im Raum Schweinfurt
Im Kreis Schweinfurt trumpften die Sozialdemokraten auf. Der amtierende Landrat Florian Töpper holte satte 73,2 Prozent der Stimmen. Die CSU konnte Töpper mit ihrem Kandidaten Lothar Zachmann letztlich nicht gefährlich werden. Und auch bei der Bürgermeisterwahl in Schonungen gab es Grund zum Feiern für die Sozis. Denn dort hat SPD-Bürgermeister Stefan Rottmann, der bei seinem Amtsantritt 2012 Deutschlands jüngster Bürgermeister war, die Wahl mit gewaltigen 82,9 Prozent der Stimmen gewonnen.
7. Knappes Rennen: Wenige Stimmen entscheiden Wahl in Wiesentheid (Lkr. Kitzingen)
Wirklich knapp wurde es in Wiesentheid (Lkr. Kitzingen). Mit lediglich zwölf Stimmen Vorsprung gelang es Klaus Köhler (FWB), sich gegen den bisherigen Amtsinhaber Werner Knaier (CSU) durchzusetzen. Wiesentheid hat rund 3900 Wahlberechtigte, davon gaben etwa 2500 ihre Stimme ab.
8. Mieses Ergebnis für die Linke bei Landratswahl
Simone Barrientos (Linke) kandidierte als Landrätin im Kreis Würzburg. Dass Barrientos ihre Bekanntheit als Bundestagsabgeordnete einige Stimmen beschert, wäre denkbar gewesen. Doch sie erreichte gerade einmal 2,1 Prozent der Stimmen und hatte damit das schlechteste Ergebnis der sechs Kandidaten. Darüber ärgere sie sich nicht, sagte sie am Wahlabend. Sie lag damit allerdings hinter dem AfD-Kandidaten, der im Wahlkampf besonders unscheinbar war und nicht einmal an einer öffentlichen Diskussionsrunde dieser Redaktion teilnehmen wollte.
Zum Vergleich: In Bad Kissingen kandidierte mit Manuela Rottmann (Grüne) ebenfalls eine unterfränkische Bundestagsabgeordnete für den Posten der Landrätin. Gewinnen konnte sie zwar nicht gegen den Amtsinhaber, erreichte aber mit 25,27 Prozent der Stimmen ein gutes Ergebnis.
9. Freie Wähler lassen Federn im Spessart – und gewinnen in Bad Neustadt
Mit gerade einmal 31 Jahren hat es Michael Werner (Freie Wähler) geschafft, im ersten Wahlgang die Bürgermeisterwahl in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) für sich zu entscheiden. Dass es ohne Stichwahl klappen würde, damit hatte er selbst nicht gerechnet, sagt er. Werner beerbt damit Bruno Altrichter im Amt, der seit 1996 –ebenfalls für die Freien Wähler – das Rathaus in Bad Neustadt leitete. Aber nicht alle Kandidaten der Freien Wähler hatten so viel Erfolg in Unterfranken. Sowohl in Karlstadt als auch in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart) haben es die Kandidaten nicht geschafft, die Rathäuser wieder für ihre Partei zu gewinnen.