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Hausen
Friedel Link: Dienstältester Bürgermeister in Mainfranken: Bleibt er 42 Jahre im Amt?
Friedolin Link ist seit 36 Jahren das Ortsoberhaupt in Hausen in der Rhön – und kandidiert nun erneut. Dass er ins Rathaus kam, liegt auch an CSU-Ikone Franz Josef Strauß.
Er ist bald wohl der dienstälteste Bürgermeister in Mainfranken: Friedolin Link vor dem Rathaus in Hausen (Lkr. Rhön-Grabfeld)  
Foto: Corbinian Wildmeister | Er ist bald wohl der dienstälteste Bürgermeister in Mainfranken: Friedolin Link vor dem Rathaus in Hausen (Lkr. Rhön-Grabfeld)  
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:12 Uhr

Während draußen in der Dunkelheit ein kleiner Schneesturm tobt, brennt an diesem Februarabend im Rathaus in Hausen (Lkr. Rhön Grabfeld) noch Licht. Drinnen geht es um das täglich Brot der Kommunalpolitik: um den Neubau eines Kuhstalls, die Deckenbeleuchtung des Kindergartens, neue Toiletten am Zeltplatz. Mit brummiger, rauchiger Stimme führt Friedolin Link durch die Tagesordnung. Vertieft in die Materie, gerät der Bürgermeister beim Vorlesen der Beschlussvorlagen gelegentlich ins Murmeln, lässt Silben und Wörter aus, fast als würde er Selbstgespräche führen. 

Gleichzeitig hat Link die Präsenz eines Silberrückens: Es besteht kein Zweifel, wer in diesem Raum das Sagen hat. Wie ein gutmütiger Lehrer lobt er in fränkisch-rustikaler Manier seine acht Ratsmitglieder für gute Ideen, mahnt aber auch, wenn ihn ein Nebengespräch stört. Es ist die erste Gemeinderatssitzung im neuen Jahrzehnt. Und auch wenn der CSU-Politiker das Amt des Bürgermeisters schon seit 36 Jahren ausübt, wird er wohl noch viele Sitzungen vor sich haben. Der 70-Jährige kandidiert für eine siebte Amtsperiode – einen Gegenkandidaten gibt es nicht.

Gewinnt Link die Wahl in der 700-Seelen-Gemeinde, ist er der dienstälteste Bürgermeister in Mainfranken. Nur in Geiselbach im Landkreis Aschaffenburg gibt es mit Marianne Krohnen (CSU) noch eine Bewerberin, die am 15. März zum siebten Mal in Folge zur Bürgermeisterin gewählt werden möchte. 

Warum tritt Link nach 36 Dienstjahren noch einmal an?

Er hatte ja nicht geplant, noch einmal als Ortsoberhaupt zu kandidieren. Langweilig wäre es Link ohne den "Rathausjob" wahrscheinlich nicht geworden. Morgens hilft der Bürgermeister momentan als Schulbusfahrer aus, er verbringt gerne Zeit mit seiner Familie, geht schwimmen. Oder fährt in die Berge zum Wandern, auch wenn er mittlerweile lieber die Seilbahn nimmt. Das sei dann doch schöner  als "raufzukraxeln".

"Strauß war für mich ein Vorbild. Das war ein Politiker mit Format."
Friedolin Link, Bürgermeister von Hausen

Nur hat sich eben niemand gefunden, der sich im Örtchen nahe der Grenze zu Thüringen und Hessen um den Job des Bürgermeisters bewerben wollte. So wandten sich Hausens Einwohner wieder an Link. "Egal wo ich war, auf der Straße, bei Veranstaltungen oder in der Wirtschaft, kamen die Leute auf mich zu und haben gesagt: Friedel mach's nochmal", berichtet der zweifache Vater.

Der Bürgermeister gilt als Autorität in Hausen

Glücklich war Link mit dieser Situation anfangs nicht. "Ich habe lange für eine Entscheidung gebraucht." Auch mit seiner Familie musste er sich beraten. Anfang Dezember gab er dem CSU-Ortsverband seinen Entschluss im Sportheim bekannt: Ja, er trete noch mal an. "Da war natürlich Standing Ovation", sagt Link. Und: "Am nächsten Tag habe ich es schon wieder bereut." Dabei geblieben ist er trotzdem.

Seine Mitstreiter beschreiben Link als Autorität im Ort. Der Bürgermeister gilt als impulsiv, ein bisschen hol­ter­die­pol­ter und als einer, der auch mal richtig auf den Tisch haut. Und doch wirken die Ratsmitglieder in Hausen sehr zufrieden mit ihrem "Friedel". Wenn er sich äußert, habe das stets "Hand und Fuß", findet Manuela Hauck, selbst schon seit zwölf Jahren im Gemeinderat.

Er sorge für ein gutes Miteinander und wenn er sich ein Projekt vornimmt, "kämpft er das durch". Auch nach harter Diskussion sei Link nie nachtragend und er sei kompromissbereit, meint Frank Eckert, Hausens zweiter Bürgermeister. "Er hat in den letzten Jahren aber auch eine Diplomatie entwickelt, die ich vom Anfang so nicht kannte." 

Mit dem Charme einer langen Amtszeit: Friedolin Link im Büro des Bürgermeisters von Hausen.
Foto: Corbinian Wildmeister | Mit dem Charme einer langen Amtszeit: Friedolin Link im Büro des Bürgermeisters von Hausen.

Wie Link zur Politik kam? Es sei seine Faszination für die CSU-Ikone Franz Josef Strauß gewesen. "Strauß war für mich ein Vorbild. Das war ein Politiker mit Format. Der hat gesagt, was er will und nicht lange außenrum geredet." An sein Idol aus früheren Zeiten erinnert heute noch Strauß' Sterbebild in seinem Büro. Auf Strauß' Beerdingung war Link auch. Mit den gelbbraunen Vorhängen, Schwarz-Weiß-Bildern und alten Holzmöbeln wirkt der Arbeitsplatz des Bürgermeisters im Rathaus selbst ein bisschen wie eine Reise in die Vergangenheit. 

Mit 23 Jahren, 1972 also, trat Link in die CSU ein. Zwölf Jahre arbeitete er als Zeitsoldat, begann dann eine Ausbildung in der Verwaltung der Stadt Schweinfurt - und lebte in dieser Zeit trotzdem in Roth, einem Ortsteil von Hausen. Wegziehen kam für Link nie in Frage. Dafür sei er zu heimatverbunden, sagt er.

Irgendwann brachte sich Link dann immer mehr im dörflichen Geschehen und in den örtlichen Vereinen ein. "Sie haben gesagt: Mensch, du wärst der richtige Bürgermeister", erinnert sich Link. "Sowas entsteht natürlich in Dorfgaststätten."

Die Dorferneuerung, die nie endet 

Die Ausgangslage vor seiner ersten Kandidatur war 1983 ähnlich wie heute. Zuerst habe er nicht so recht gewollt, sich dann aber breitschlagen lassen. Einen Gegenkandidat gab es damals noch – das vorletzte Mal in seiner Karriere. "Ich hatte es damals schwer", sagt der 70-Jährige im Rückblick auf den Wahlkampf. Doch er konnte den Kandidaten der Christlichen Wählergemeinschaft mit über 60 Prozent der Stimmen schlagen. Es habe wohl an seiner Überzeugungskraft gelegen, meint das Rhöner Urgestein heute. "Ich war damals voller Tatendrang. Aber man wird auch älter und lässt nach." 

Von einem Mangel an Tatendrang merkt man Link indes nichts an. Schon 1984 sprach der Bürgermeister von Dorferneuerung - und er tut es noch heute. Offenbar endet die Erneuerung nie. Ob Kirchplatz, Dorfweiher oder Streuobstlehrpfad: Beinahe alles, was Link während einer Autofahrt durch Hausen und die Ortsteile mit einem gewissen Stolz präsentiert, ist in der Zeit seines Wirkens entstanden oder erneuert worden – zum Teil sogar die Straßen, über die er fährt. 

Ist ein Nachfolger in Sicht?

"Vielen jüngeren Leuten fehlen das Interesse und die Überzeugung", sagt Link auf die Frage, warum es so schwer ist, in Hausen Bewerber für den Rathaus-Posten zu finden."Aber das passiert mir nicht noch einmal." Für die Wahl in sechs Jahren habe er schon jemanden im Blick, der seine Nachfolge antreten könnte, sagt der 70-Jährige, ohne dabei einen Namen zu nennen. Bis dahin wird es allerdings noch einige Gemeinderatssitzungen in Hausen geben.

 
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