
Kann ich mich mit regionalen Lebensmitteln aus Unterfranken gesund ernähren? Worauf sollten Verbraucherinnen und Verbraucher achten? Ist eine fränkische Erdbeere gesünder als eine Erdbeere aus Spanien? Ernährungswissenschaftlerin Dr. Christiane Brunner hat Antworten. Seit mehr als zehn Jahren in der Landwirtschaftsverwaltung tätig, leitet die 43-Jährige seit September 2023 die Abteilung "Bildung und Beratung" am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg.
Wie einfach es ist, sich regional und gleichzeitig gesund zu ernähren, erklärt Christiane Brunner im Interview.

Dr. Christiane Brunner: Auf den ersten Blick ist das richtig. Ein großer Teil des Weizens aus Unterfranken wird exportiert. Doch auch ein großer Teil bleibt in unserer Region und landet in den örtlichen Bäckereien. Dieser Weizen wird vielseitig verarbeitet. Es kommt darauf an, was ich als Verbraucherin kaufe und esse: Vollkornbrot zum Beispiel ist gesünder als ein weißes Weizenbrötchen.
Brunner: Mehr als 25 Prozent der Öko-Freiland-Gemüsebau-Flächen Bayerns liegen in Unterfranken. Die meisten davon in der Bergtheimer Mulde nördlich von Würzburg. Angebaut werden zum Beispiel Möhren, Kohl und Lauch. Im Landkreis Kitzingen werden vor allem Tomaten und Gurken unter Glas angebaut. Und im Landkreis Schweinfurt Kräuter, Salat und Spargel. Entlang des Mains in Unterfranken wächst viel Obst, etwa Äpfel und Zwetschgen im Landkreis Main-Spessart.
Brunner: Vor allem Äpfel, Erdbeeren, Zwetschgen, Mirabellen, Kirschen, Johannisbeeren, Himbeeren. Da es durch den Klimawandel in unserer Region immer heißer und trockener wird, wachsen mittlerweile sogar Wassermelonen, Aroniabeeren, Goji-Beeren und Kiwis in Unterfranken.
Brunner: Ja. Denn Obst und Gemüse aus Unterfranken wird zum idealen Zeitpunkt geerntet: dann, wenn es reif ist. Importiertes Obst wird meist unreif geerntet, bevor es zu uns nach Deutschland transportiert wird. Dadurch gehen viele Vitamine verloren.
Brunner: Nein. In den meisten Fällen leider nicht. Doch das hängt von der Lagerhaltung, der Kühlung und dem Energieverbrauch im Vergleich zu den Transportwegen des importierten Apfels ab. Für mich persönlich überwiegen trotzdem die Vorteile eines regionalen Apfels: Ich weiß, wo er herkommt und wer den Baum gepflanzt hat. Ich unterstütze mit dem Kauf eines Apfels aus Franken die heimische Landwirtschaft. Ich trage dazu bei, dass unsere Region so aussieht, wie sie aussieht: dass es hier überhaupt noch Streuobstwiesen oder Apfelbaum-Plantagen gibt. Am besten ist, Äpfel dann zu essen, wenn sie reif sind. Also saisonal einzukaufen.
Brunner: Ja, wenn man eine alte Apfelsorte isst und nicht nur die "Standard"-Sorten aus dem Supermarkt. Denn je bunter und vielseitiger wir essen, desto vielfältiger sind unsere Darmbakterien. Es ist ein weltweites Ernährungsproblem, dass nur noch die lukrativsten Sorten jeder Pflanze angebaut werden, die sich am besten transportieren lassen. Dadurch geht der Genpool vieler Pflanzen verloren. Die Apfelsorte "Lohrer Rambur" zum Beispiel gibt es nur in Lohr. Es ist sehr wichtig, unsere regionalen Schätze zu erhalten - auch für unseren Darm.
Brunner: Indem ich buntes Obst und Gemüse esse. Rot, grün, blau, lila, gelb, orange: Je mehr sekundäre Pflanzenfarbstoffe man isst, desto gesünder. Carotinoide stecken in gelben Karotten, Aprikosen und Kürbissen. Sie können die Sehfähigkeit verbessern und Augenkrankheiten vorbeugen. Anthocyane sind rote, violette oder blaue Pflanzenfarbstoffe, zum Beispiel in Zwetschgen, Johannisbeeren, Radieschen, Roter Beete und Tomaten. Sie können das Risiko für Herz-Kreislauf- und für Krebserkrankungen verringern. Grüne Pflanzenfarbstoffe, das Chlorophyll, findet man in Bohnen, Stachelbeeren und Brokkoli. Grünes Gemüse hat viel Vitamin K und einen hohen Kalzium-Gehalt. Vitamin K ist wichtig für die Blutgerinnung, Kalzium für die Knochen. Je bunter man isst, desto gesünder.
Brunner: In Unterfranken gibt es nicht so viel Tierhaltung wie etwa im Allgäu. Das liegt unter anderem an unseren guten Ackerböden, etwa im Ochsenfurter Gau. Dennoch liegt der Selbstversorgungsgrad bei Milch, beispielsweise in den Landkreisen Würzburg und Kitzingen, bei über 100 Prozent. Milchkühe, Schweine und Geflügel werden vor allem in den Landkreisen Würzburg, Schweinfurt und Kitzingen gehalten, Schafe im Landkreis Rhön-Grabfeld.
Brunner: Die Empfehlung für eine gesunde Ernährung lautet: Wir sollten drei Viertel pflanzliche und ein Viertel tierische Produkte essen. Tierische Produkte enthalten wichtige Inhaltsstoffe wie Vitamin B12, Eisen oder Kalzium, die pflanzliche Produkte nicht oder nicht in ausreichender Menge haben. Wer sich rein vegetarisch ernährt, sollte diese Nährstoffe ausgleichen: zum Beispiel durch kalziumhaltiges Mineralwasser oder eisenhaltige Nüsse oder Kürbiskerne.