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Würzburg
Geschichtswerkstatt zu NS-Opfer mit Würzburger Friedenspreis ausgezeichnet: "Alfred Eck in das richtige Licht gerückt"
Alfred Eck hat 1945 andere gerettet und dafür mit seinem Leben bezahlt. Lange galt er als Verräter, statt als Held. Wie kam es zu dieser positiven Wendung?
Maria Leitner und Armin Meisterernst übergeben den Würzburger Friedenspreis an die Geschichtswerkstatt Alfred Eck der Stadt Aub. Bürgermeister Roman Menth (Mitte) nimmt ihn stellvertretend entgegen. Moderiert wurde der Arbeitskreis von Frank Stößel (Vierter von links). Auch Hans-Rainer Eck (rechts), Neffe von Alfred Eck, unterstützte die Arbeit der Geschichtswerkstatt.   
Foto: Daniel Peter | Maria Leitner und Armin Meisterernst übergeben den Würzburger Friedenspreis an die Geschichtswerkstatt Alfred Eck der Stadt Aub. Bürgermeister Roman Menth (Mitte) nimmt ihn stellvertretend entgegen.
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:50 Uhr

Es ist der letzte Augenblick bei der Verleihung des Würzburger Friedenspreises 2022 am Sonntag, der tief bewegt. Mit wenigen Worten beschreibt Hans-Rainer Eck, wie wohl es ihm und der Familie nun dabei ist, dass sein Onkel Alfred im Mitteplunkt steht und "endlich in das richtige Licht gerückt wird".

Tief gerührt schildert der 73-Jährige wie er als Kind und wie andere Mitglieder seiner Familie erleben mussten, wie diffamierend über Alfred Eck gesprochen wurde. "Das hat weh getan!" Denn seinem Onkel, dem jungen Soldaten Alfred Eck, der am 7. April 1945 im Alter von 34 Jahren von einem Standgericht der Wehrmacht wegen Kriegsverrat, Sabotage und Fahnenflucht zum Tode verurteilt worden ist, blieb lange Zeit Anerkennung verwehrt.    

Warum  Alfred Eck lange Zeit als Verräter angesehen wird 

Es ist Alfred Eck, der kurz vor Kriegsende im April 1945 zusammen mit Bürgermeister Franz Engert und Georg Neeser auf amerikanische Soldaten zugeht und ihnen die Minensperren verrät. Es ist Alfred Eck, der dafür sorgt, dass die deutschen Soldaten aus Baldersheim abziehen und das Dorf friedlich an die Amerikaner übergeben wird. Es ist Alfred Eck, der dafür mit seinem Leben bezahlen muss. 

Am 7. April 1945 wurde Alfred Eck am Marktplatz in Aub hingerichtet. 
Foto: Daniel Peter | Am 7. April 1945 wurde Alfred Eck am Marktplatz in Aub hingerichtet. 

Doch als der Retter von Baldesheim wird Eck nie gesehen. Stattdessen ist er der Verräter, der Deserteur. Lange hält sich das im Ort - sogar noch im Jahr 2015 spricht der damals verantwortliche Schulamtsdirektor davon, dass die Auber Schule nicht den Namen eines Kriegsverräters tragen dürfe. Ausschlaggebend dafür war eine erneute Diskussion im Stadtrat. Dieses Mal im Jahr 2015 auf Anregung von Bernhard Mader, die Schule nach Alfred Eck zu benennen. Dass sich die Stadträtinnen und Stadträte dagegen entschieden haben, sorgte damals für große öffentliche Empörung. Auch, weil in der Debatte noch leichte Untertöne zu hören waren, die an Ecks Integrität Zweifel ließen.

"Alfred Eck ist ein Vorbild, das ins Rampenlicht gehört." 
Achim Könnecke, Würzburgs Kulturreferent

Dass mittlerweile über Alfred Eck anders gesprochen wird, am Marktplatz im Aub eine Gedenktaftel seiner erinnert, ist der Verdienst der Geschichtswerkstatt, die vom Auber Stadtrat auf Anregung von Frank Stößel angestoßen wird. 

Warum die Geschichtswerkstatt mit dem Würzburger Friedenspreis ausgezeichnet wird

Heute steht fest: "Alfred Eck hat durch seine persönliche Entscheidung dafür gesorgt, dass sein Heimatdorf nicht zerstört wurde. Eck hat Leben gerettet und damit sein eigenes verloren", sagt Thomas Schmelter vom Komitee Würzburger Friedenspreis. Zwei Aspekte seien ausschlaggebend dafür gewesen, dass die mit 3000 Euro dotierte Auszeichnung in diesem Jahr an die Geschichtswerkstatt Aub gehe: Zum einen, weil historisch genau beleuchtet worden sei, was denn geschehen war.  

Zum anderen sei es der Geschichtswerkstatt gelungen, einen Dialog im Ort und in Aub auszufüllen - nicht immer ohne Kontroverse. "Es ist ihr Verdienst, dass sich mittlerweile die Würdigung Alfred Ecks vollständig gewandelt hat", ergänzt stellvertretende Landrätin Karen Heußner.

Wie Kilian Angermaier heute auf den Protest gegen eine Alfred-Eck-Schule blickt 

Die Arbeit der Geschichtswerkstatt nimmt Heußner als Beispiel dafür, wie gesellschaftlicher Friede entstehen und Schule machen kann. Würzburgs Kulturreferent Achim Könnecke würdigt die erinnerungskulturelle Arbeit der Geschichtswerkstatt. "Alfred Eck ist ein Vorbild, das ins Rampenlicht gehört."

"Sie haben den historisch gesicherten Beweis geführt, dass alle ehrverletzenden Behauptungen nicht der Wahrheit entsprechen."
Kilian Angermaier, Laudator

Kilian Angermaier, nach dessen Vater Georg die Angermaierstraße in Würzburg benannt ist, war schon als junger Jurastudent von Alfred Eck hingerissen und von dessen Schicksal erschüttert. Daher rührt auch sein Vorschlag 1985, die Auber Schule nach Eck zu benennen, daher auch die Initiative, die Geschichtswerkstatt für den Friedenspreis vorzuschlagen.

Eine Gedenktafel erinnert seit April 2021 an Alfred Eck, dem lange Zeit der Ruf eines Verräters anhaftete, bevor die Geschichtswerkstatt Aub darlegen konnte, dass alle ehrverletzenden Behauptungen falsch sind.
Foto: Daniel Peter | Eine Gedenktafel erinnert seit April 2021 an Alfred Eck, dem lange Zeit der Ruf eines Verräters anhaftete, bevor die Geschichtswerkstatt Aub darlegen konnte, dass alle ehrverletzenden Behauptungen falsch sind.

Angermaier erinnert sich an den "ehrverletzenden, unsachlichen, falschen, verleumderischen Protest" von damals und schätzt daher die Arbeit der Geschichtswerkstatt nicht als "Pappenstiel" ein. "Sie haben den historisch gesicherten Beweis geführt, dass alle ehrverletzenden Behauptungen nicht der Wahrheit entsprechen."   

Wie Alfred Eck nun weiter gewürdigt werden soll

Belegt sei nun auch, dass die damals maßgebliche Meinung des Schulamtsdirektors "eine Falschbehauptung" gewesen sei, die sich "zur Mär entwickelte". Dass sich die Staatliche Schulverwaltung bis heute davon nicht distanziert, kritisiert Frank Stößel, der bisher die Arbeit der Geschichtswerkstatt moderierte.  

Alfred Eck weiter zu ehren, diese Aufgabe möchte der Auber Stadtrat nun auch in Baldersheim umsetzen, skizziert Bürgermeister Roman Menth den nächsten Schritt. Von einer immer noch möglichen Alfred-Eck-Schule spricht er aber nicht.  

 
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  • festoessel@gmail.com
    Kommentator "Hausgartens" Meinung kann man gut nach vollziehen, es jetzt gut sein zu lassen mit der Benennung der kleinen Schule an der Gollach nach Alfred Eck. Das muss nicht bedeuten, dass man sich andernorts für eine Schule mit dem dieses mutigen Mannes interessiert, eben so, wie es in ganz Deutschland Anne-Frank- und Geschwister- Scholl-Schulen gibt, unter anderem auch Grundschulen. Scheinbar hat man dort genaue Vorstellungen, wie und was man auch Grundschulkindern über den tragischen Tod der hier genannten Opfer der Naziterrorherrschaft, Frank und Scholl, ihrem jeweiligen Entwicklungsstand entsprechend erklärt. Es gibt durchaus auch Erziehungswissenschaftler, die der Meinung sind, dass man auch eine Grundschule nach Alfred Eck benennen kann, es aber nicht muss. Das bedeutet, dass jede Art von Schule mit einer Schülerschaft ab Klasse 6 sehr wohl Alfred Ecks Namen ruhigen Gewissens tragen könnte. Oder überwiegt da wieder das Bedürfnis, "Kinder vor so etwas beschützen zu müssen"?
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  • hausgarten
    Es ist gut, dass Herr Eck nun endlich die Ehre zuteil wird, die er für sein heldenhaftes Verhalten und der damit verbunden Verhinderung der Zerstörung seiner Heimatgemeinde, schon längst hätte erhalten müssen.
    Auch durch die Ehrentafel in Aub wurde im Nachhinein sein Einsatz entsprechend gewürdigt.
    Ob man allerdings jetzt die Diskussion zur Namensbenennung einer Schule nach ihm wieder aufnehmen sollte scheint nach meinem persönlichen Dafürhalten keine gute Entscheidung.
    Man sollte es so belassen wie es jetzt ist und ggf. noch in Baldersheim eine Gedenktafel - gerne in der Nähe seines Elternhauses oder an seinem Eltenhaus anbringen.
    Für Schulen - und insbesondere Grundschulen - sollte man möglichst einen Namen wählen, mit dem sich auch schon die Kinder in der 1. Klasse identifizieren können wie z. B. Schule an der Gollach etc.
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  • festoessel@gmail.com
    Danke, Herr Fritz. Der Gedanke an eine Alfred-Eck-Schule in Aub wurde mit Rücksicht auf den Frieden während der Preisverleihung des Friedenspreises an die Geschichtswerkstatt zu Recht umgangen. Sobald die staatliche Schulverwaltung sich im Herbst von der Falschbehauptung ihres damaligen Schulamtsdirektors im Landkreis Würzburg distanziert hat, wird die Idee zur Benennung einer Schule nach Alfred Eck in den Herzen der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Würzburg und darüber hinaus wieder ihre Kraft entfalten. Vielleicht möchte man eine Schule außerhalb Aubs nach diesem mutigen Menschen benennen. Vielleicht traut man sich andernorts zu, Schülerinnen und Schülern, Alfred Eck, seine mutige Tat und seinen tragischen Tod jeweils altersgerecht erklären zu können. Wenn Alfred Eck ein Vorbild für die Jugend ist, dann darf man auch mit Kindern über ihn, seine mutige Tat und sein Opfer reden. Man sollte dazu aber sehr gut vorbereitet sein und sich rechtzeitig mit den Eltern absprechen.
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  • Matthias Düchs
    Es war der Druck außerhalb von Aub, der die Stadt bewegte die "Geschichtswerkstatt" ins Leben zu rufen, um noch mehr "Schaden" von der politischen Gemeinde zu nehmen, den die Stadtratssitzung im Jahr 2015 ausgelöst hat. Die Kommunalpolitiker, die Staatliche Schulleitung bei der Regierung v. Ufr., die Lehrerschaft der Grundschule Aub und die Mehrheit der Bürger Aub und Baldersheim haben sich in der Meinung weg geduckt. Es ist an der Zeit den Stadtratsbeschluss von 1985 zu vollziehen. Die Grundschule muss nun Alfred Eck Grundschule heißen. Der Bürgermeister von Aub hat dies zu vollziehen. Oder seine Bürger in einem Bürgerentscheid zu befragen.

    Die "Ehrentafeln" waren wichtig und mehr als überfällig, sind aber ein "Feigenblatt für den Bürgermeister und den Stadtrat. Um Alfred Eck seine Ehre nach der Diskussion vor und nach 1985 wieder zu geben, kann nur durch eine Namensgebung für die Grundschule gesühnt werden. Schon die Leitung der Schulverwaltung der R.v. Uhr. müsste dies fordern!
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  • erwin.deppisch@yahoo.de
    Es war der Druck von außerhalb, mag sein. Jetzt wird gefordert und gefordert...
    "der Bürgermeister hat das zu vollziehen. Oder sein Bürger in einem Bürgerentscheid zu befragen." Und wenn die Bürger dagegen sind? Sind das dann alles Nazis? Dann ist das Geschreie hier auch wieder groß!!!
    Was passiert wenn in ein paar Jahren rauskommt, dass Herr Eck in seinem Wehrdienst irgendwas "verbrochen" hat (reine Spekulation!!!)? Dann benennen wir die Schule wieder um? Lasst es doch einfach jetzt gut sein.
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