Der 7. April 1945: Alfred Eck wird von einem Standgericht zum Tode verurteilt und noch am gleichen Tag am Marktplatz in Aub aufgehängt. "Er starb für die Rettung von Baldersheim vor den Schrecken des Kriegers" steht auf einer mittlerweile stark verwitterten Gedenktafel an seinem Elternhaus in der St. Georgstraße 12 in Baldersheim. Und auch das Sterbebild, das kurz nach Ende des Krieges gedruckt wird, lässt keine Zweifel: "Durch seinen Opfertod rettete er sein Heimatdorf vor der Vernichtung."
Alfred Eck wurde 34 Jahre alt. Sein Schicksal geht unter die Haut. In der Nacht auf den 7. April nimmt er all seinen Mut zusammen, zeigt den Amerikanern, die schon kurz vor Baldersheim stehen, die Minensperren. Dann geht er auf fünf deutsche Soldaten zu, die den Ort vor den Feinden verteidigen sollen. Eck versucht ihnen klar zu machen, dass sie keine Chance haben, dass sie sinnloses Blutvergießen vermeiden könnten, wenn sie aufgäben. Doch er dringt nicht zu ihnen durch. Die Soldaten nehmen Eck fest, schleppen ihn nach Aub, prügeln ihn halb tot. Kurze Zeit später wird er von einem deutschen Major wegen Kriegsverrat, Sabotage und Fahnenflucht zum Tode verurteilt.
Kilian Angermeier erinnert sich an die Diskussion über eine Alfred-Eck-Schule
1977 übernahm Kilian Angermeier das kleinste Notariat Bayerns in Aub. Angermeier ist ein geschichtssensibler Mensch, nach seinem Vater Georg, ebenfalls Jurist und erbitterter Nazi-Gegner, ist die Angermeierstraße in Würzburg benannt. Kilian Angermeier ist heute 76 Jahre alt und lebt in Fürth. Mit Alfred Eck verbindet ihn viel. Schon als Student hat ihn das Schicksal des jungen Mannes "berührt und erschüttert", sagt er. "Der Umgang mit Alfred Eck, einem intelligenten Bauernburschen, hat mir förmlich die Luft genommen."
1985, früh im Jahr, die Auber Schule war noch im Bau, schlug Angermeier im Stadtrat vor, sie nach Alfred Eck zu benennen. Sein Antrag bekam eine Mehrheit und löste kurze Zeit später eine Diskussion aus, mit der Angermeier nicht gerechnet hatte. "Die alten Wehrmachtsleute haben sich empört gemeldet und darüber aufgeregt, der Schule den Namen eines Deserteurs zu geben. Die wildesten Gerüchte über Alfred Eck wurden gestreut", erinnert sich der Jurist. "Was da an Nationalismus und rechtem Gedankengut noch in der Bevölkerung vorhanden war, hatte ich völlig unterschätzt", sagt der 76-Jährige heute. "Vielleicht war ich aber auch zu naiv."
Ecks Familie konnte die unselige Diskussion nicht mehr ertragen
Weil der Stadtrat die Zustimmung der Regierung brauchte, schaltete sich der Schulamtsdirektor ein - und dieser hatte zeit seines Lebens die größten Bedenken. "Er war unglaublich hartnäckig", sagt Angermeier. "Ich habe mich dagegen gewehrt." Seine Position war und ist deutlich. "Alfred Eck war jemand, der vernünftig war, der die Sinnlosigkeit des Krieges erkannte und der die Zivilcourage aufbrachte, dies den Wehrmachtssoldaten auch zu sagen. In unserer Demokratie ist vernünftiger und normaler Menschenverstand und Zivilcourage etwas, was jungen Menschen vermittelt werden muss."
Angermeier saß für die CSU im Stadtrat. Schnell gewann er den Eindruck, dass Lokalpolitiker die Befürchtung hatten, eine Alfred-Eck-Schule würde sie bei der nächsten Wahl Stimmen kosten. "Der Aufstand der Gegner war ziemlich heftig." Im November 1985 ging Angermeier von Aub weg. Kurz danach wurden die Beschlüsse im Stadtrat aufgehoben. Auch, weil Ecks Bruder Hans die unselige Diskussion nicht mehr ertragen konnte und sein Einverständnis, die Schule nach Alfred Eck zu benennen, zurückzog.
"Die Diskussion ist unter unschönen Umständen zugrunde gegangen", sagt Angermeier, der ein paar Monate später zwar zur Einweihung der Schule eingeladen wurde, dabei aber deutlich zu spüren bekam, dass er in der Stadt nicht mehr gerne gesehen war. "Keiner hat mich gegrüßt, niemand mich mehr gekannt", beschreibt er die seltsame Stimmung, die er empfand.
Zum 76. Todestag von Alfred Eck: Am Marktplatz wird eine Gedenktafel enthüllt
Bis 2015 blieb der Vorhang im Alfred-Eck-Drama geschlossen, dann öffnete ihn Bernhard Mader aus Eibelstadt, ein gebürtiger Auber, erneut. Er schaffte es, dass die Auber Stadträte wieder über eine Alfred-Eck-Schule diskutieren, dieses Mal aber mit einem anderen Ergebnis. Eck gilt vielen noch immer als Verräter, nicht als Held. Aub braucht Aufklärung, findet der pensionierte Lehrer Frank Stößel aus Zell und mischt sich in die Diskussion ein. Er schreibt in einem Leserbrief an diese Redaktion und wird zum Moderator einer Geschichtswerkstatt, die sich nach und nach etabliert, eine Ausstellung auf die Beine stellt und Zweifler überzeugt. Aber längst nicht alle.
Der 7. April 2021: 76 Jahre nach Ecks Hinrichtung wird an diesem Mittwoch am Marktplatz um 18 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert und eine Gedenktafel enthüllt. "Alfred Eck hat das verdient", sagt Kilian Angermeier. Aber auch: "Die Tafel ist nur ein Feigenblatt." Noch immer hält er daran fest, dass die Auber Schule es verdient, den Namen Alfred Ecks zu tragen. "Den Namen eines jungen Mannes mit Zivilcourage, den jede Demokratie und Gesellschaft braucht."
Retter von Baldersheim" mit ausführlicher Biographie Alfred Ecks: https://www.alfred-eck.de/
Wir können stolz sein auf solche Leute. Und ehrlich gesagt bin ich auch stolz darauf, wie die Kommentatoren hier klar Stellung beziehen.
Völlich unverständlich ist hingegen wie jener skrupellose Nazi-Kommisskopp in diesem Land Schulamtsdirektor werden und bleiben konnte.
Es schmerzt, dass von unseren Steuergelder solchen Leuten jahrelang Pension bezahlt wird währen die Opfer leer ausgegangen sind!
In dem hier verlinkten Artikel vom 04.02.2015 wird über Schäffer wie folgt berichtet:
„Ein deutscher Soldat verrät seine Kameraden nicht“, sagt er mit fester Stimme am Telefon. Und, er wollte damals wie heute nicht in einer Schule arbeiten, die den Namen eines Mannes trägt, der seine Kameraden verraten hat.
Da stockt einem der Atem. Ich möchte nicht wissen, wie viele Kinder dieser Militarist in seinem langen Lehrerleben mit diesem Geist infiziert und indoktriniert hat.
Empörend ist, dass Fritz Schäffer immer noch als Ehrenmitglied des BLLV auf dessen Homepage geführt wird (bllv.de/bllv/geschichte/ehrentafel/ehrenmitglieder/).
Was ich mir vorstellen könnte, ist, dass sich damals viele empört hatten, warum ein 35jähriger überhaupt daheim und nicht im Krieg gewesen war.
Das ist möglicherweise für jüngere Menschen nicht nachvollziehbar. War aber in der Nachkriegszeit in jedem Dorf Thema.
Ebenso wie es immer die selben Familien waren, deren Söhne nicht zur Bundeswehr mussten.
Ich fände es absolut wichtig, Alfred Eck zu ehren. Es geht mi um einen Erklärungsversuch für damalige Gegenmeinungen.
Die genauen Umstände, warum Eck nicht im Krieg war, und warum die Schule letztlich nicht umbenannt worden ist, sind mir aber nicht bekannt.
https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/auber-stadtrat-gegen-alfred-eck-schule-art-8605424
Unerträglich, dass solche Leute als Kriegshelden bezeichnet wurden .
Und Alfred Eck noch in den 1980ern als Denunziant bezeichnet wurde.
Eine "strümpfige" Gedenktafel ist für ihn nicht genug der Ehre....eine Schulbenennung incl. Öffentlicher Entschuldigung der Gemeinde wäre angemessen...
Ein Verbrecher aus der Nazizeit, der sich mit Selbstmord vor einem Gerichtsverfahren gedrückt hat, steht jahrzehntelang unbeanstandet auf einer Gedenktafel für die Opfer des Krieges, obwohl er vermutlich nie eine Kriegsfront erlebt hat und aushalten musste.
Ein Held, der sein Dorf gerettet hat, wird danach als Deserteur verleumdet und es wird ihm auch Jahrzehnte später noch die nötige Ehrerbietung verweigert.
Was läuft in unserem Landstrich falsch?
sondern bestenfalls verdrängt.
Demokratie und Menschenrechte gibt es nicht geschenkt - die werden einem höchstens ganz schnell genommen (s. Hongkong).
Aber vielleicht gibt es wirklich viel zu viele Bäh-Schäfchen, die viel zu viel Angst vor Freiheit und Verantwortung haben, so dass sie sich nach einem Führer sehnen, der ihnen nicht nur Freiheit und Verantwortung abnimmt, sondern am Ende auch buchstäblich ihr Leben?
Wenn irgendjemand aus Angst davor, die Stimmen solcher Wähler/innen zu verlieren, vor unbequemen Wahrheiten bzw. Tatsachen kneift oder diese gar verleugnet, gehört der/ die nicht in ein demokratisches Gremium, egal auf welcher Ebene. Es gibt mehr als genug Autokratien auf dieser Welt, und ihre Anzahl wächst eher noch - sollen wir dem (auch) hier noch Vorschub leisten?! Keine Stimmen mehr für Ewiggestrige, damit der Spuk ein Ende hat!
sind diese Nazis immer noch ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft.
Und seit dem sich diese unseligen Wort"führer" der Abwärts für Deutschland immer ungenierter ihre Gedanken verbreiten trauen sich diese "Kälber Höckes" auch deutlich öffentlich aufzutreten.
Wie man Woche für Woche auch sehen kann haben auch sogenannte "Querdenker" (in Anbetracht des verbreiteten Unsinn eigentlich viel zu viel der Ehre) keine Hemmungen Seit an Seit mit diesen Vergangenheitsverklärern zu marschieren. Im Gegenteil diese Nichtdenker lassen sich für die verschwurbelsten Vergleiche mit echten Naziopfern instrumentalisieren. (Bspw. eine Jana aus Kassel, die sich mit der hingerichteten Sophie Scholl verglich.)
Es fehlt in Deutschland echte Bildung und Aufklärung zu diesem Spuk der Nazizeit, denn dann könnte jeder Mensch diese Schräglage bei diesen Vergleichen sofort erkennen und würde sich nicht von diesen rechten Schwurblern vereinnahmen lassen.
was aber glaube ich auch an übertriebener Political Correctness liegen kann.
Wenn man nicht mal mehr in der Wissenschaft kontrovers diskutieren kann (und zwar nicht nur in der politischen!), sondern damit rechnen muss, ausgegrenzt bzw. gemieden zu werden, wird niemand mit Karriereambitionen es wagen, den "Common Sense" in Frage zu stellen und abweichende Meinungen sich immer mehr im Untergrund wiederfinden (wo evtl. die "Rattenfänger" schon warten).
Was wir brauchen ist Ehrlichkeit im Umgang miteinander, mit den Tatsachen und nicht zuletzt mit unserer Geschichte statt politisch korrekter Empörung, wenn auch nur jemand ein Pfui-Wort benutzt oder gar das Gendersternchen vergisst. Will sagen, vor lauter Drumrum verlieren wir (langsam) den Blick auf das Wesentliche (vielleicht sogar gewollt, um nur ja die Komfortzone nicht verlassen zu müssen?!), und was Sie anmerken beschreibt durchaus eines der damit einhergehenden Symptome.
"Unlebenswertes Leben" so bezeichnete man damals Menschen, die entweder psychisch oder körperliche Schäden hatten und wurden zu Tausenden in KZ's einfach umgebracht.
Millionen von Menschen fielen im 2. Weltkrieg, die an das "Tausendjährige Reich" glaubten und ihr Leben für ihren "irren Führer" hingaben. Viele Millionen von Menschen mußten durch Vertreibung oder Zerstörung ihrer häuslichen Umgebung ihre Heimat verlassen und neu anfangen. Und doch gibt es sie noch: die modernen Nazis!