Die Grundschule in Aub sollte schon zu ihrer Eröffnung den Namen Alfred Ecks tragen. Ein Soldat, der 1945 dafür gesorgt hat, dass sein Heimatdorf Baldersheim von den Amerikanern friedlich eingenommen werden konnte und dafür zu Unrecht von einem deutschen Standgericht zum Tode verurteilt wurde, sollte Namensgeber und Vorbild für die Jugend sein. So wollte es der Stadtrat 1985. Doch dann setzten sich Zweifler, darunter der ehemalige und einflussreiche Direktor des Schulamts Würzburg durch. Eine Schule, so meinte er rückschrittlich, dürfte nicht den Namen eines Verräters tragen, für den er Eck hielt. Getroffen von diesen Ehrverletzungen, zog die Familie ihr Einverständnis für die Namensgebung schließlich zurück. Ein zweiter Anlauf scheiterte 2015 im Stadtrat. Und jetzt? Eine Geschichtswerkstatt hat alle Zweifel beseitigt,am Marktplatz erinnert eine Tafel an den Retter von Baldersheim. Was denkt Bürgermeister Roman Menth (CSU) über eine Alfred-Eck-Schule? Erweist er Alfred Eck nun seine letzte Ehre?
Roman Menth: Alfred Eck ist für mich eine herausragende Persönlichkeit. Er hat in einer schwierigen Zeit das Richtige getan und mit seinem Einsatz Baldersheim vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg verschont - und dies leider mit seinem Leben bezahlt.
Menth: Wir haben in Aub nur eine Grundschule, keine weiterführende Schule. Und das ist für mich der größte Knackpunkt.
Menth: Sie könnte natürlich nach Alfred Eck benannt werden, allerdings gibt es ja auch einen Lehrplan. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Zeit des Nationalsozialismus - und das hat mit Alfred Eck überhaupt nichts zu tun - an eine weiterführende Schule gehört.
Menth: Das ist sicher richtig und darüber kann man auch unterschiedlicher Auffassung sein. Aber, die Frage ist: Müssen Kinder in diesem Alter mit der NS-Zeit konfrontiert werden? Dabei geht es nicht um Alfred Eck, sondern um das Gesamtgefüge Nationalsozialismus mit all der Gewalt, die dahinter steht.
Menth: Ich sage auch nicht, das man es nicht vermitteln kann. Da bitte ich um Genauigkeit. Die entscheidende Frage ist: Muss ich Kinder damit konfrontieren? Und da denke ich schon auch daran, dass Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren, die in einer Mediengesellschaft aufwachsen, sehr oft mit Gewalt konfrontiert werden. Warum muss ich dann Grundschülern noch dazu die Gewalt der NS-Zeit aufzwängen, was später viel einfacher und besser erarbeitet und vermittelt werden kann?
Menth: Heimatgeschichte gehört sicher in die Grundschule. Doch die NS-Zeit nicht. Für Kinder unter zwölf Jahren beispielsweise wird ein Besuch des NS-Dokumentationszentrum am Obersalzberg nicht empfohlen.
Menth: Sicher können Pädagogen dieses Thema kindgerecht gestalten. Grundsätzlich muss man Kindern alles erklären können, weil sie auch viel mitbekommen. Aber ich habe den Kindern gegenüber auch einen Schutzauftrag, um sie von gewissen Dingen fernzuhalten. Dazu gehört für mich die Zeit des Nationalsozialismus in ihrer ganzen Komplexität. Also ein Thema, das an weiterführende Schulen gehört.
Menth: Und dieses Unrechtsurteil soll ich Grundschulkindern erklären?
Menth: Der Stadtratsbeschluss steht. Auch ich habe damals gegen eine Alfred-Eck-Schule gestimmt. Nicht leichtfertig, sondern aus innerer Überzeugung. Es hat sich auch nichts an der Ausgangslage geändert. Wir gehen einen sehr verantwortungsvollen und mehrstufigen Weg der Erinnerung, des Gedenkens und der Information. Das sind für mich die entscheidenden Punkte. Auch die Broschüre und die Internet-Seite, die es seit diesem Jahr begleitend zur Wanderausstellung gibt, ermöglichen es, sich direkt vor Ort aber auch weltweit über Alfred Eck zu informieren. Ich möchte eine Erinnerungskultur durch regelmäßiges Erinnern schaffen.
Menth: Für mich persönlich stand die Leistung Alfred Ecks bereits vor der Geschichtswerkstatt fest und dies habe ich damals auch in der Stadtratssitzung zum Ausdruck gebracht. Der Stadtrat hat sich dann für die Aufarbeitung durch eine Geschichtswerkstatt und ein mehrstufiges Gedenken entschieden. Und es muss doch auch in der heutigen Zeit möglich sein, vor allem in einer Demokratie, diesen Beschluss zu akzeptieren. Man muss ihn ja nicht gut finden. Für mich ist es viel wichtiger, mehrschichtig zu informieren, aufzuklären und die Bürgerinnen und Bürger auf diesen Weg mitzunehmen. Und diesen Weg gehen wir ernsthaft und konsequent.
Menth: Nein, das sehe ich anders. Wir haben jetzt eine Gedenktafel am Marktplatz.
Menth: Das stimmt. Doch wie gesagt, wir haben uns für einen anderen Weg der Aufarbeitung entschieden. Auf diesem Weg befinden wir uns mit der 2019 eröffneten Wanderausstellung, der Gedenktafel am Marktplatz und nun folgt als nächster Schritt ein Gedenken in Alfred Ecks Heimatort Baldersheim.
Menth: Das ist die Meinung von Herrn Angermaier. Diejenigen, die bei der Gedenkveranstaltung am 7. April am Auber Marktplatz waren, konnten miterleben, dass dies keine Feigenblatt-Veranstaltung war, sondern eine würdige Gedenkfeier für Alfred Eck.
Menth: Die Möglichkeit einer öffentlichen Entschuldigung für die späte Ehrung von Alfred Eck habe ich tatsächlich bei der Gedenkfeier am 7. April leider nicht wahrgenommen. Ich werde es zu gegebener Zeit nachholen.
Solche klugen Leute wollen uns lehren das Richtige zu tun. Wenn sie dann aber selbst handeln sollen entblättert sich ihr Charakter wie ein Laubbaum nach dem ersten Nachtfrost. Es bleibt nichts übrig außer kahlen Ästen und leerem Geschwätz.
Welche Zeit noch aus den letzten 100 Jahren?
Man hat so das Gefühl das demokratische Beschlüsse nur akzeptiert werden wenn die eigene Meinung "gewinnt" andere Beschlüsse werden nicht akzeptiert.. Die Überschrift der Main Post finde ich auch inakzeptabel.
möchte lieber den Mantel des Schweigens über die "alten Geschichten" legen als Kinder frühzeitig zu mündigen Menschen zu erziehen, die Unrecht als solches dann auch benennen. Er passte besser in die 50er Jahre als in die Neuzeit.
10-jährige werden doch mit allem möglichem Mist konfrontiert.
Wenn ein Ort einen Helden wie Eck hat, so zeigt man mit seiner Ehrung dass unsere Gesellschaft heute verstanden hat dass Friede und Wohlstand erkämpft wurden von Leuten wie Eck, Geschwister Scholl, Georg Elser und viele andere, die sich dem braunen Mob entgegengestellt haben.
Das sind die Vorbilder, die unsere Jugend braucht!
wo das Problem sein soll, in einem "christlichen" Land Kindern beizubringen, dass es oft genug mehr Mut erfordert den Wahnsinn zu stoppen als ihn weiter wüten zu lassen (aber OK, ich fürchte, die bigotte Zwangs-Korsett-Kirche von heute hat mit der Lehre Jesu Christi - "das wichtigste ist die Liebe" - tatsächlich nicht mehr viel gemein). In Aub haben anscheinend jede Menge Leute ein verd### schlechtes Gewissen (bzw. sind stur davon überzeugt, dass der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg "richtig" waren?!) - würde mich mal interessieren, wie die es mit der Kirche halten...
ich nehme mir das Recht heraus, die Argumentation nicht zu verstehen. Das ist schon fast so wie eine Straße nicht nach Anne Frank benennen zu wollen, weil in der Straße ein Kindergarten ist, in dem man die Kinder nicht mit der Geschichte von Anne Frank behelligen will... eine Sensitivität für bzw. Widerstand gegen aus der Luft gegriffene Willkür und Unmenschlichkeiten kann ein Mensch mMn gar nicht früh genug entwickeln, übrigens nicht nur was Antisemitismus angeht. Ohne Vorurteile und Diskriminierung wäre diese Welt ein deutlich besserer Ort, oder?
Und wenn wir ehrlich sind - man kann dieses Thema auch Grundschülern vermitteln!
Hier sind wir (selten genug) mal einer Meinung. Ich gehe davon aus, dass sich der Stadtrat von Aub mit einer solchen Ehrung viel leichter täte, wenn Alfred Eck ein Pfarrer gewesen wäre.
Ich vermute, dass Alfred Eck auch deshalb so unbequem ist, weil er zeigt, dass jedermann (von der Christenheit, dem selbst ernannten 'Salz der Erde' ganz zu schweigen) hätte Widerstand leisten können. Wenn, ja wenn ...
Das Bibelwort:
„Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.“
weist der deutschen Christenheit den ihr gebührenden Platz zu.
(oder ist das ein innerer Zwang bei Ihnen?)
Mein ‚innerer Zwang’ wird von Fakten gespeist. Ginge es mit rechten Dingen zu, dann hätten die beiden großen Kirchen nach 1945 den Betrieb wegen erwiesenem Totalversagen und Unwirksamkeit einstellen müssen:
Die katholischen Bischöfe haben sich in den 1930er- und 40er-Jahren mitschuldig gemacht, weil sie dem Krieg kein eindeutiges Nein entgegenstellten. Vielmehr haben sie den Willen zum Durchhalten gestärkt, so steht es in der aktuellen Erklärung der katholischen Oberhirten, die von der Kommission Justitia et Pax vorbereitet wurde. Vorsitzender von Justitia et Pax ist der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer. "Aus einem kirchlich-traditionellen Obrigkeitsverständnis heraus hat man die Soldaten zu Gehorsam und Pflichterfüllung aufgerufen", so der Bischof.
Ein Beispiel ist der Umgang mit dem evangelischen Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer, der am 9. April 1945 hingerichtet wurde: Als 1953 die erste Gedenk-veranstaltung im KZ Flossenbürg abgehalten wurde, ist der bayerische Landesbischof Hans Meiser demonstrativ ferngeblieben und bis in die 70er-Jahre galt Bonhoeffer vielen als ehrloser Vaterlandsverräter https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/kriegsende/Kriegsende-und-1945-Die-Rolle-der-Kirchen,mythosstundenull106.html
@Steigerwaelder: Erschließt sich Ihnen jetzt der Zusammenhang?