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Genderverbot an Bayerns Schulen: So reagieren Gymnasien und Realschulen in Würzburg auf die Ankündigung von Markus Söder
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat ein Genderverbot für Schulen und Verwaltung angekündigt. Was sagen Schulen aus Würzburg Stadt und Landkreis und was ändert sich?
Würde das angekündigte Genderverbot an bayerischen Schulen den Alltag an Würzburger Gymnasien und Realschulen ändern?
Foto: Uli Deck, dpa | Würde das angekündigte Genderverbot an bayerischen Schulen den Alltag an Würzburger Gymnasien und Realschulen ändern?
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 18:13 Uhr

Bierzelt-Gepolter und Populismus – das werfen Kritikerinnen und Kritiker Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gern mal vor. Jüngsten Anlass für Kritik lieferte er in seiner Regierungserklärung Anfang Dezember als er ankündigte, ein Genderverbot an Bayerns Schulen und in der Verwaltung einführen zu wollen.

Für viele kam das überraschend, hatte sich der Politiker noch im September auf X (ehemals Twitter) zum Gendern folgendermaßen geäußert: "Jeder soll es persönlich halten, wie er es will!" Söders plötzlicher Meinungsumschwung wurde viel diskutiert, doch wie sehen es eigentlich diejenigen, die das Verbot künftig betreffen wird – Schulleitungen, Lehrpersonal, Schülerinnen und Schüler?

An Würzburgs Schulen ist das Gendern noch nicht flächendeckend angekommen

Alina Wenzel ist stellvertretende Schülersprecherin am Matthias-Grünewald-Gymnasium in Würzburg und kann die Aufregung über das Thema nicht nachvollziehen. "Wenn das Verbot kommt, fände ich es nicht schlimm", erklärt sie. In manchen Unterrichtsfächern habe sie schon Texte gelesen, in denen bewusst aufs Gendern geachtet wurde. Doch wenn es nach der Würzburgerin geht, ist all der Aufwand übertrieben. "Ich finde es generell einfacher, wenn man 'Lehrer' oder 'Politiker' sagt." 

Obwohl die Schülerin dem Genderverbot offen gegenübersteht, würde sie sich dennoch wünschen, dass vorrangig andere Themen wichtiger wären. Sie würde sich wünschen, dass die Landesregierung ähnlich viel Anstrengung in die einheitliche Digitalisierung des Schulunterrichts stecken würde oder in die Überarbeitung der Lehrpläne.

Und auch am Gymnasium in Veitshöchheim bestimmt die Diskussion um das kleine Gendersternchen den Schulalltag nicht, wie Gunnar Leuner, ständiger Stellvertreter des Schulleiters, erklärt. Zwar versuche das Schulpersonal am Gymnasium alle Schülerinnen und Schüler anzusprechen und die rein maskuline Form zu meiden, "aber konkretes Gendern mit Pause beim Sprechen oder Sternchen beim Schreiben hat sich bisher nicht etabliert."

Die Vorgaben des Dudens sind für das Gymnasium Veitshöchheim entscheidend

Diskussionen habe es bisher darüber noch keine gegeben, weder innerhalb der Lehrerschaft, noch bei den Schülerinnen und Schülern. Wer bei Leistungsnachweisen oder Klausuren im Deutschunterricht gendert, der bekomme das zwar angestrichen, als Fehler werde die Schreibform aber nicht gewertet, erklärt Leuner. Auch auf Arbeitsblättern oder Unterrichtsmaterial findet man das Gendersternchen am Veitshöchheimer Gymnasium nicht. "Wir richten uns nach den Vorgaben des Dudens", so Leuner. Kommt das angekündigte Verbot wirklich, würde sich an seiner Schule nichts ändern.

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Beim Schulamt in Würzburg steht man einem möglichen Verbot gelassen gegenüber. "Das Thema wird für uns dann aktuell, wenn es rechtlich bindend an die Schulen kommuniziert wird", erklärt Claudia Vollmar, Direktorin des Schulamts Würzburg. Ohnehin ist das Schulamt aktuell vorrangig damit beschäftigt, eine Lösung für den hohen Krankenstand an Schulen im Schulamtsbezirk Würzburg Stadt und Landkreis zu finden, erklärt Vollmar.

An der David-Schuster-Realschule in Würzburg ist gendern ganz normal

Aber es gibt sie eben doch: Schulen in Würzburg, die das Gendersternchen bereits fest in ihren Schulalltag integriert haben – und zwar aus Überzeugung. An der David-Schuster-Realschule in Würzburg gendert das Lehrpersonal seit knapp vier Jahren. "Das war natürlich ein Prozess, aber mit der Zeit hat es immer mehr Einzug gehalten", erklärt Elisabeth Schässburger, Schulleiterin der Realschule.

Ihr ist es wichtig, bewusst alle Kinder und Jugendliche im Sprachgebrauch anzusprechen. "Wir gendern, weil wir nicht nur männliche, sondern auch weibliche und diverse Personen an der Schule haben", sagt sie. Auch für die Schülerinnen und Schüler sei das mittlerweile "ganz normal" geworden. Vorgaben oder Verpflichtungen zum Gendern gebe es an der Schule aber nicht.

Sollte das Genderverbot für Bayerns Schulen umgesetzt werden, wie angekündigt, wird sich an der David-Schuster-Realschule einiges ändern. "Das Kultusministerium ist unser Vorgesetzter und wenn es das Gendern verbietet, halten wir uns natürlich daran." Bis dahin werde man aber weiterhin alle Schülerinnen und Schüler ansprechen, sagt Schässburger.

Lehrerinnen- und Lehrerverband lehnt Genderverbot ab

Unterstützung bekommt sie vom Unterfränkischen Lehrerinnen- und Lehrerverband (ULLV). Vorsitzender Helmut Schmid, bringt auf den Punkt, was der Verband von der Ankündigung des bayerischen Ministerpräsidenten hält: gar nichts. "Wir lehnen ein Verbot als nicht zielführend ab", erklärt er.

Schulen seien Orte, die zusammenführen und nicht trennen sollten. Man wolle Schülerinnen und Schüler abholen und ihnen zeigen, dass man sie und ihre Lebenswelt ernst nehme. Dazu gehöre zweifelsohne auch alle Personen unter ihnen in den Sprachgebrauch einzubeziehen. Schmid wisse von vielen Lehrerinnen und Lehrern, die in ihrem Unterricht bewusst gendern.

 
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  • Martin Neuner
    Sehr geehrter Herr Fiederling,
    sie täuschen sich mit dem "Satz des Pytakuras". Bauhandwerker kennen nicht den Namen wenden ihn aber beim messen des Rechtenwinkels an.
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  • Klaus Fiederling
    das Problem in unseren Schulen ist halt doch: die Kinder bekommen viel gelernt. Aber auch viel, was später überhaupt nicht gebraucht wird. Wie z. B. was brauche ich in Mathe den "Satz des Pytakuras" oder Mengenlehre, wichtiger wäre die Kinder würden auf richtiges Rechnen vorbereitet werden, aber dazu dürfen sie ja schon den Taschenrechner benutzen. Bei uns ist der Taschenrechner ein Tabu gewesen, wer erwischt worden ist, musste "Nachsitzen".
    Wenn man, so ist es mir in einem Geschäft d. J. passiert, jungen Verkäufer/innen passiert.
    Ich hatte einen neuen Pass gebraucht, an der Kasse war das Mädel mit 18 völlig überfordert eine einfache Rechnung im Kopf auszurechnen. Die Antwort von der jungen Dame: wir brauchen nichts mehr im Kopf zu rechnen, dafür gibt es Taschenrechner oder Handys.
    Die sagen uns, dass 6 mal 6 36 ist, und dann die deutsche komplizierte Rechtschreibung.
    Bei uns gab es noch Noten auf "Schönschrift", jetzt schreibt jeder wie er will usw. usf.
    Da gäb es noch ettliches.
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  • Jürgen Huller
    Wenn doch ein Gender VERBOT her muss, muss es doch VORHER ein Gender-Gebot gegeben haben.
    Sonst macht ja ein Gender-Verbot keinen Sinn. Man kann ja nichts abschaffen, was es nicht gibt.

    Nun ist das Schulwesen doch Ländersache. Dazu verrichten schließlich Heerscharen gut besoldeter Beamten ihren Dienst.

    Wer also hat denn dann das Gendern überhaupt an bayerischen Schulen eingeführt? Kann eigentlich nur dieses Kultusministerium gewesen sein. Wer sonst? Andere als FW und CSU haben in Bayern nichts zu entscheiden.

    Also möchte hier Herr Söder mit lautem Gepolter etwas abschaffen, was sein eigenes Ministerium still und leise SELBST eingeführt hat?
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  • Lutz Saubert
    Es geht darum, den eigenmächtig eingeführten Wildwuchs einzelner zu regulieren. Aber das wissen Sie sicher ganz genau. Mit dem KM hat das nichts zu tun.
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  • Jürgen Huller
    Seit wann führen verbeamtete Lehrer in Bayern eigenmächtig Dinge im Unterricht ein? Das glauben Sie doch selbst nicht! Da geht alles strikt nach Lehrplan.

    Es sei denn, das Kultusministerium hat die Lage nicht im Griff! Das wäre ja dann noch viel schlimmer! Ein Eingeständnis des eigenen Versagens! Wow. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht.

    So schlimm ist also die Lage! Am besten, wir machen das KM zu und schmeißen die Leute raus. Die machen offensichtlich ihren Job nicht bzw. sind unfähig, wenn es da eigenmächtigen Wildwuchs gibt.
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  • Lutz Saubert
    Sie stellen hier unbewiesene Behauptungen auf und beweisen damit, wie richtig und wichtig die Regelung zum Einsatz der regelgerechten Sprache an den Schulen ist.
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  • Jürgen Huller
    Die unbelegte Behauptung, es gäbe hier Wildwuchs ausserhalb der Kontrolle des KM haben Sie aufgestellt, s.o.

    Verdrehen Sie hier mal nicht die Tatsachen.
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  • Lutz Saubert
    Lesen bildet. Im Artikel stehen die Fakten.
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  • Karl Weeth
    ... 'Aber es gibt sie eben doch: Schulen in Würzburg, die das Gendersternchen bereits fest in ihren Schulalltag integriert haben – und zwar aus Überzeugung. An der David-Schuster-Realschule in Würzburg gendert das Lehrpersonal seit knapp vier Jahren.' ...

    Steht im Artikel.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    DIE Sprache ist etwas Lebendiges;
    ständiger Wandel und Weiterentwicklung
    sind normal,
    und jede Zeit hat ihre eigenen
    Schwerpunkte gesetzt,
    um gesellschaftlichen Entwicklungen
    gerecht zu werden.

    In historischer Zeit war DIE Formulierung
    'Frauen und Kinder nicht mitgerechnet'
    durchaus gebräuchlich,
    davon ist man im Lauf DER Zeit allmählich abgekommen.

    Heute versuchen manche Menschen,
    DIE Gleichstellung aller Personen,
    unabhängig von
    DER geschlechtlichen Definition,
    auch in Wort und Schrift darzustellen.

    Manchmal leidet darunter DAS ästhetische Empfinden DER Lesenden, DIE Zuhörenden sind gelegentlich auch nicht sehr zufrieden mit DEM Ergebnis.

    Aufgabe DER Schulen ist es,
    Sprache in Wort und Schrift zu lehren
    und bestenfalls ein gutes Sprachgefühl
    zu vermitteln.

    Wie jeder Mensch sich dann
    sprachlich ausdrückt,
    DAS sollte eine
    individuelle Entscheidung bleiben.

    Derzeit sind Sonderzeichen im Wortinneren eine Möglichkeit;
    Gebote oder Untersagungen hierzu
    sind unnötige Beschränkungen.
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  • Lutz Saubert
    "Wie jeder Mensch sich dann
    sprachlich ausdrückt,
    DAS sollte eine
    individuelle Entscheidung bleiben." Und wie sollen wir dann mit einander kommunizieren, wenn wir nicht die gleiche Sprache sprechen?
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Ihre Sprach' behersch ich wohl, allein verstehn kann ich Sie nicht !
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  • A. Sazyma
    Plappern Sie noch nicht einfach dieses Strohargument vom Sprachwandel nach! Sprache verändert sich, dafür sorgt aber die Sprechgemeinschaft, in deren Sprachgebrauch sich etwas einschleift. Sprache ändert sich nicht, weil Sozialwissenschaftler und andere Nicht-Germanisten Formen erspinnen, in die sie genau das hineindeuten, was sie dem generischen Maskulinum absprechen wollen.

    Das Argumentchen wird nicht überzeugender, wenn es zum x-ten Mal unkritisch wiederholt wird.
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  • Eva Hörner
    Ich frage mich, ob die Prioritäten hier richtig gesetzt werden. Wenn wir mit ähnlich starkem Engagement dafür sorgen würden, dass die Schulen den Schülerinnen und Schülern helfen, ihre Kompetenzen in Deutsch, Mathematik und Naturwissenschaften (PISA!) zu verbessern, dann wären wir vermutlich einen Schritt weiter.
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  • Allzuviel Energie scheint Söder dem Thema ja bisher nicht gewidmet zu haben. Wenn selbst die Kultusministerin von der Ankündigung überrascht wurde, hat wohl zuvor keine Diskussion darüber stattgefunden.
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  • Klaus Fiederling
    Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in einen neuen Kommentar ein.
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  • Karl Weeth
    Wenn ich mir die verschiedenen Varianten beim Gendern anschaue und anhöre, stellt sich mir die Frage nach der dahinterstehenden Logik. Die Idee hinter dem Gendern ist es, sprachliche Gleichberechtigung herzustellen und auf geschlechterneutrale Weise zu kommunizieren. In vielen Sprachen, darunter auch im Deutschen, wurde historisch oft das generische Maskulinum verwendet, um sowohl männliche als auch weibliche Personen zu repräsentieren. Das Gendern soll diese Praxis durchbrechen und alternative Formen einführen, um alle Geschlechter gleichermaßen zu berücksichtigen. Total unstimmig ist die Tatsache, dass nur das generische Maskulinum geändert wird und das generische Femininum unverändert bleibt. Um eine geschlechtergerechte Sprache zu schaffen, müssen beide Geschlechter in jeder sprachlichen Form gleichermaßen berücksichtigt werden, weil sonst wieder eine Ungleichheit vorhanden wäre.
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  • Erna Müller
    Wie wäre es nur noch "das" statt "der, die"....für alles....auch nicht schlimmer als die komplette Verstümmelung...Aber "das! Lehrer und "das Student"...sind sicher wieder nicht einverstanden.
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  • Karl Weeth
    Das wäre zumindest konsequent und eindeutig, würde wahrscheinlich aber genauso auf Widerstand stoßen. In diesem Zusammenhang habe ich in einem anderen Kommentar zum gleichen Thema angemerkt, dass es jeder im Privaten so handhaben sollte, wie er möchte, aber die Rechtschreibregeln müssen in Schulen und im amtlichen Schriftverkehr gelten, weil Regeln im Allgemeinen Klarheit, Struktur und Verständlichkeit schaffen.
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  • Eva Hörner
    Guter Vorschlag. Im englischen Sprachraum gibt es auch nur einen Artikel. Und es muss sich aus dem Zusammenhang erschließen, ob "the teacher" Lehrer, Lehrerin oder Lehrer:in ist.
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