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Schweinfurt
Debatte um Söders Gender-Verbot "in hohem Maße überflüssig": Was würde sich in Schweinfurt überhaupt ändern?
Was sagen Schweinfurter Schulen und Kommunalpolitik zu Söders geplantem Gender-Verbot? Ein genauer Blick zeigt, dass es vor allem einen Fall treffen könnte.
Markus Söder will das Gender-Verbot für Schulen und Ämter. Was sagen die, die es in Schweinfurt umsetzen müssten? (Archivbild)
Foto: Silvia Gralla | Markus Söder will das Gender-Verbot für Schulen und Ämter. Was sagen die, die es in Schweinfurt umsetzen müssten? (Archivbild)
Christoph Sommer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 18:08 Uhr

Von dieser Ankündigung war selbst die neue Kultusministerin, Anna Stolz, überrascht, und auch nach über einer Woche sorgt ein mögliches Gender-Verbot für Unklarheiten. Nach dem Vorstoß von Ministerpräsident Markus Söder, geschlechtergerechte Sprache an Schulen und Ämtern zu verbieten, wartet man in Schweinfurt, wie in ganz Bayern, auf konkrete Pläne. Trotzdem – oder gerade deswegen – wird das Thema heftig diskutiert. 

"Ich sehe keine Veranlassung für ein solches Verbot und erachte diese Debatte insgesamt auch angesichts anderer und wirklicher Herausforderungen als in hohem Maße überflüssig", sagt etwa der Schweinfurter Landrat Florian Töpper (SPD). "Ich finde es ebenso wie unsere Gleichstellungsbeauftragte gut und richtig, dass sich hier in den vergangenen Jahren eine verstärkte Sensibilität entwickelt hat."

Töpper sagt weiter, dass sein Amt eine einheitlich geschlechtergerechte Sprache mit Doppelnennung nutze, also zum Beispiel von Bürgerinnen und Bürgern spreche. Das Landratsamt geht nach eigener Darstellung davon aus, dass diese Regelung auch dem möglichen Gender-Verbot nicht widersprechen würde.

Gender-Verbot für Schülerinnen und Schüler "wenig sinnvoll" für freiheitliche Erziehung

Auch an Schulen will Söder das Gendern verbieten. Wie es vom Kultusministerium in München heißt, betrifft das weniger den Schriftverkehr der Schulen, als die Benotung der Schülerinnen und Schüler. Momentan werden gegenderte Schreibweisen in Klassenarbeiten zwar als Fehler angestrichen. Das fließt jedoch nicht in die Benotung ein. Diese Regelung werde momentan überprüft, sagte ein Sprecher des Kultusministeriums.

Der Schweinfurter Landrat Florian Töpper zeigt kein Verständnis für die Diskussion rund um das Gender-Verbot. (Archivbild)
Foto: Anand Anders | Der Schweinfurter Landrat Florian Töpper zeigt kein Verständnis für die Diskussion rund um das Gender-Verbot. (Archivbild)

"Ich finde es schwierig, die Kinder und diejenigen, die sie erziehen, Vorschriften zu geben, wie sie gendern sollen", sagt der Schulleiter des Humboldt-Gymnasiums, Klemens Alfen. Man könne zwar Kritik haben und es solle auch niemand zum Gendern gezwungen werden, aber: "Wir wollen die Schülerinnen und Schüler ja zu Eigenverantwortung und Freiheit erziehen, da ist ein Gender-Verbot wenig sinnig."

Doppelform, Sternchen, Binnen-I und Doppelpunkt: Wie gendern Schweinfurts Schulen?

Am Humboldt gebe es keine einheitliche Regelung zum Gendern, sagt der Schulleiter. Die Lehrerinnen und Lehrer könnten das selbst entscheiden. Alfen berichtet auch, dass das Thema bei den Schülerinnen und Schülern selbst wenig umstritten sei. Für die sei das Gendern inzwischen ganz normal.

Der Schulleiter der FOS/BOS in Schweinfurt, Ralf Prosch, sagt, dass an seiner Schule das genauso geregelt werde. Vonseiten der Schulleitung würden beide Geschlechter in der Doppelversion angesprochen. Lehrerinnen und Lehrer könnten aber auch dort Varianten wie das Sternchen oder das Binnen-I nutzen. 

Selbstverwaltungsrecht: Das Land kann Gemeinden das Gendern wohl nicht verbieten

Eine der vielen Unklarheiten rund um die Verbotsankündigung ist, für welche Ebenen sie überhaupt gelten könnte. Staatliche Schulen, das betont Alfen, sind gegenüber dem Bayerischen Kultusministerium weisungsgebunden. Hier würde eine Regelung der Landesregierung also direkt gelten.

Anders sieht es bei Städten und Gemeinden aus. Denn es gilt in Bayern der Grundsatz der kommunalen Selbstverwaltung. Von der Stadt Schweinfurt heißt es entsprechend: "Eine Vorgabe des Freistaats Bayern würde aufgrund des Selbstverwaltungsrechts erst einmal nur für staatliche Einrichtungen gelten." Sprich: Jede Gemeinde entscheidet über ihre eigene Sprachregelung. Die Stadt Schweinfurt habe keine verbindliche Vorgabe zum Gendern. Ziel sei "eine verständliche und einfache Behördensprache", heißt es von der Stadt.

Ob ein Amt also von einem Gender-Verbot betroffen wäre, hängt davon ab, ob es ein kommunales oder staatliches Amt ist. Staatliche Ämter rund um Schweinfurt sind unter anderem das Schulamt, das Bauamt und das Gesundheitsamt.

 
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  • Karsten Gall
    Gendern braucht kein Mensch! Für was? Weil ich mich heute als Eichhörnchen fühle? Habt ihr Beführworter keinen anderen Probleme oder reicht es nicht, dass diese Genderregierung unseren Staat hinrichtet? Wem doch passt, der sollte einfach gehen!
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  • Lutz Saubert
    Debatte um Söders Gender-Verbot "in hohem Maße überflüssig"
    Warum bläht die Mainpost dann das Thema ständig auf?
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Damit Sie Ihre vielen Kommentare dazu loswerden können ?
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  • Lutz Saubert
    So wie Sie?
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  • Karl Weeth
    Ob man gendert oder nicht, ist mir relativ egal. Jeder kann es handhaben, wie er möchte. Allerdings dienen Regeln, sei es in der Sprache oder im Straßenverkehr, dazu, eingehalten zu werden. Sie schaffen Klarheit, Struktur und Verständlichkeit. Die Beachtung der aktuellen Regeln der deutschen Rechtschreibung ist besonders wichtig in formalen Kontexten wie Schulen und amtlichen Schriftstücken. Falls Änderungen erwünscht sind, müssen die Regeln entsprechend angepasst werden, damit Missverständnisse weitgehend ausgeschlossen werden können. Die andere Alternative wäre, dass jeder schreibt, wie er möchte. In diesem Fall muss dies jedoch entsprechend erklärt werden.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Ein interessanter Einblick in die Eingeweide der bayerischen Politik:

    In Schulen soll laut medienwirksamer Ansage des Ministerpräsidenten Söder CSU eine geschlechtergerechte Sprache unter Zuhilfenahme von Sonderzeichen in Schulen untersagt werden,
    aber die zuständige Ministerin für
    Unterricht und Kultus ,
    Frau Stolz FW,
    ist ahnungslos und überrascht von dieser Ankündigung des Allmächtigen.

    Traut der Landesvater seinen Kabinettsmitgliedern gar keine Sachkompetenz und Handlungsfähigkeit zu, erst recht nicht,
    wenn jene von dieser anderen Partei kommen?

    Wurde das zuständige Ressort da überhaupt mit einbezogen in diese Untersagung?

    Kann die Ministerin Stolz in Ihrer Zuständigkeit nicht souverän agieren?

    Jetzt frag ich mich schon,
    ob Fachminister* innen in Bayern überhaupt gebraucht werden,
    wenn die Landespolitik eine Ein- Mann- Show ist,
    in welcher der Herr Söder ohne weiteres über die Köpfe der jeweils Zuständigen hinweg nach Gutdünken Entscheidungen fällt?!
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  • Martin Heberlein
    Frau Scholz ist ja auch nur "Belohnungsministerin", weil sie Aiwanger bei der Flugblattaffäre juristisch beraten hat...Bei Piazolo hätte das Söder nicht einfach so machen könen - drum ist der ja auch kein Minister mehr.
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  • Henry Göricke
    In der Firma wo ich schaffe wurde es angeordnet, bei mir ist es so geblieben , Sehr geehrte Damen & Herren. Liebe Kolleginnen & Kollegen, hoffe es ging in Ordnung. Viele Grüße an KBA.
    Herr Söder hat gerade den Zug erwischt:. Bei Co...... ist er nicht abgesprungen.
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  • Wenn der HerrcSchulleiter seine Schüler zur Freiheit und Eigenveranrwortubg erziehen will, warum dann nicht gleich die Grammatikregeln abschaffen, den Komparativ mit "wie" statt "als" bilden lassen etc?
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  • Edith Kram
    @GF: Was kommt als Nächstes? Sonder-Gender-Zeichen für alle. die nicht männlich/weiblich sind??? Ich mag Herrn Söder nicht, aber Recht hat er.

    Die letzte sinnvolle Reform des "Deutschen" war die Ablösung der Süderlin-Schrift, damit auch andere das Geschriebene lesen konnten.
    Was seitdem folgte, hat bis heute keinen Mehrwert (:in??), außer es komplizierter zu machen - vorallem für die Menschen im Berufsleben.
    Gendern ist so müßig wie ein Kropf und schaut zudem im Text(:in??) beschi... aus. Wer die weibliche Form unbedingt in seinem Text:in haben möchte, soll diese einfach dazu schreiben. Dann hat ein Buch eben nicht mehr 350, sondern 500 Seiten. Ob's dann noch lesbar ist?
    Und wo bitte bleibt die männliche Form weiblicher Begriff:innen??

    Wir machen doch sonst auch alles den Amerikaner:innen nach: also kein "der/die" mehr, sondern nur noch das. Das wäre mal eine Verbesserung.
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Nachdem Markus Söder von all seinen Versprechen nichts auf die Reihe gebracht hat, hat er es aufgegeben, Fakten zu schaffen und heizt nur noch Stimmungen an. Und darin ist er ja unschlagbar, zusammen mit seinem Gastwirtschaftsminister Aiwanger.
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  • Martin Deeg
    Das ist nicht nur einfach dumpfe sinnlose Symbolpolitik - der Söder-CSU gelingt es immer wieder, mit Pseudo-Themen wie der "Ausländer-Maut", dem "Kreuzerlass" und nun eben diesem "Gender"-Verbot politische Aktivität vorzugaukeln - und wichtige gesellschaftliche Probleme in den Hintergrund zu rücken.

    Es ist schade, dass in einer derart intellektuell fortgeschrittenen Gesellschaft, die die Muster des Populismus und der Instrumentalisierung eigentlich DURCHSCHAUEN müsste, immer noch so viele auf diese Masche hereinfallen und einem nachlaufen, der sich als "starker" Mann und "Leitfigur" inszeniert.

    Was hier Energie, Ressourcen und menschlicher Einsatz verschwendet wird aufgrund solcher Politdarsteller und durch diese Regionalpartei, ist ein Ärgernis!
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  • Thomas Diener
    Eine andere Antwort von Ihnen hätte mich auch gewundert grinsen grinsen
    Leider vermiße ich da auch ein wenig den kritischen Umgang mit den anderen Parteien traurig traurig
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  • Martin Deeg
    Um andere Parteien geht es hier nicht.

    Natürlich sehe ich die auch kritisch, allerdings plustert sich da keiner so auf (von Kubicki mal abgesehen!).
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  • Lutz Saubert
    Ihren Hass auf Konservative und insbesondere die CSU stellen Sie in den MP-Kommentaren täglich zur Schau. Für mehr als 75 % aller Deutschen ist der Genderunfug ein Problem. Sie wollen 7hn nicht ertragen und lehnen ihn ab.
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  • Martin Deeg
    Ich bin sehr wertkonservativ, wieso sollte ich Konservative "hassen" - was ich verabscheue, ist manipulative Dummheit, vor allem von Leuten, die es besser wissen!

    Söder lacht hier doch über die Leute, die auf seine Kaspereien reinfallen....
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  • Lutz Saubert
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • A. Sazyma
    Gerade diese Beliebigkeit im Umgang mit Sonderzeichen-Formen und anderen absurden Wortschöpfungen ist doch an einer Schule völlig fehl am Platz. Wir Deutschlehrer sollen Kindern richtiges Schreiben beibringen, wenn es aber um dieses elitär-akademische Neusprech geht, soll plötzlich alles erlaubt sein? Ich halte Söders Vorstoß, den es vorher auch schon in anderen Bundesländern gab, für sehr gut. Bedenklich ist das, wenn diese Beliebigkeit Normalität an Schulen sein soll.
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  • Steffen Cyran
    Man kann das jetzt in jede Richtung beliebig aufbauschen, man kann trefflich diskutieren,ob es nun auch für städtische Schulen gilt usw., usw.

    Entscheidend ist doch, daß das Verbot einmal klar für Bayern ausgesprochen wurde. Denn dann kann es nicht mehr passieren, daß z.B. ein Student Punktabzug bekommt, weil er in einer Seminararbeit/Klausur "nicht ausreichend gegendert" hat. Das gab es leider schon.
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  • Thomas Diener
    Sicherlich hätte man dies nicht gebraucht .
    Aber vielleicht ist es auch einmal wichtig , ein klares Statement abzugeben , weil wir uns zu
    oft von einer Minderheit alles aufdoktrieren lassen und weil diese sich immer lautstark zu
    Wort meldet .
    Wir haben sicherlich auch in Bayern wichtigere Themen , welche wir anpacken müssen und
    die weniger populär sind .
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