
Die Main-Klinik in Ochsenfurt und die Klinik Kitzinger Land stecken tief in den roten Zahlen. Wie sich die Krankenhausreform auf die beiden Kreiskrankenhäuser auswirkt, ist offen. Nun aber ist so gut wie sicher, dass die beiden Häuser fusionieren werden. „Die Fusion ist noch nicht beschlossen, aber für mich ist das Thema abgeschlossen“, sagte Würzburgs Landrat Thomas Eberth (CSU) in einem Gespräch mit dieser Redaktion. Das letzte Wort darüber aber haben die beiden Kreistage, die am 19. Mai zu einer gemeinsamen Sitzung in Ochsenfurt zusammentreten wollen.
Im vergangenen Jahr hatte Eberth noch von einer „wie auch immer gearteten Zusammenarbeit“ zwischen den beiden Kliniken als Konsequenz aus der Krankenhausstrukturreform gesprochen. Gemäß dieser Reform sollen Kliniken künftig bestimmte Leistungen nur noch erbringen dürfen, wenn sie gewisse Fallzahlen und Expertisen nachweisen können. Für manche kleine Klinik könnte dies das Aus bedeuten, weil sie bestimmte Operationen nicht mehr durchführen könnte und ihr deshalb die Patienten wegbleiben.
Öffentlich wollte Landrat Eberth damals noch nicht von Fusion sprechen, obwohl das Thema im Hintergrund schon viel Staub aufgewirbelt hatte. Die früheren Vorstände des Landkreis-Kommunalunternehmens (KU), dem auch die Main-Klinik gGmbH untersteht, hatten Eberths frühzeitige Festlegung auf die Klinik Kitzinger Land offen kritisiert und stattdessen eine ergebnisoffene Prüfung weiterer Kooperationen gefordert, etwa mit dem Klinikum Würzburg-Mitte (KWM).
Kreistagsfraktionen sind für die Fusion, kritisieren aber die Vorgehensweise
Kritik gab es auch aus den Fraktionen des Würzburger Kreistags. Doch wie es aussieht, steht inzwischen die Mehrheit für einen Zusammenschluss. "Wir wollen die Fusion, weil das der einzige Weg ist, die Main-Klinik langfristig auf sichere Beine zu stellen", sagt etwa FW-Fraktionssprecher Felix von Zobel. "Wir gehen da sicherlich mit", meint auch SPD-Fraktionssprecher Stefan Wolfshörndl, "aber wir hätten uns ein anderes Vorgehen gewünscht." Mit etwas mehr Fingerspitzengefühl hätte sich der Landrat viele Irrungen und Wirrungen ersparen können, ergänzt Wolfshörndl. Vor vollendete Tatsachen sieht sich Grünen-Fraktionssprecher Sven Winzenhörlein gestellt. "Warum nimmt man uns nicht mit in diesem Prozess", fragt er. Trotzdem stehe auch seine Fraktion hinter einer Fusion mit Kitzingen.
Wie und in welchen zeitlichen Schritten die Fusion ablaufen soll, ist in einer 23-seitigen Stellungnahme festgehalten, die die Kliniken bei der Stuttgarter Solidaris-Treuhand GmbH in Auftrag gaben. Die bisher nur intern beratenen Papiere liegen dieser Redaktion vor. Nach dem Zeitplan, der sich daraus ableitet, soll die Fusion am 1. Januar 2027 abgeschlossen sein. "Oberstes Ziel dabei ist, den Klinikstandort in Ochsenfurt zu erhalten und dauerhaft zu sichern", so Eberth.
Main-Klinik muss erst aus dem Landkreis-Kommunalunternehmen herausgelöst werden
Doch ganz so einfach ist der Weg dorthin nicht. Die Klinik Kitzinger Land ist ein eigenständiges Kommunalunternehmen. Die Main-Klinik hingegen ist eine Tochtergesellschaft des Landkreis-KU, dem auch Senioreneinrichtungen des Landkreises, der Abfallwirtschaftsbetrieb Team Orange und die Personalservicegesellschaft ProCura angehören.
Die Küche der Main-Klinik versorgt die Seniorenheime mit warmen Mahlzeiten, ProCura beschäftigt nicht nur das Reinigungspersonal für sämtliche KU-Einrichtungen, sondern auch Klinik-Ärzte. Diese gegenseitigen Beziehungen müssen zunächst mühsam entflochten werden - eine Herausforderung für den neuen KU-Vorstand Robert Scheller. Danach sollen Main-Klinik und Klinik Kitzinger Land in einem weiteren, neu zu gründenden Kommunalunternehmen zusammengeführt werden.
Der Zeitpunkt für eine Fusion sei auch deshalb günstig, weil aus den beiden Kliniken innerhalb des nächsten Jahres vier Chefärzte in den Ruhestand gehen, sagt Landrat Eberth - einer aus der Main-Klinik, drei aus der Klinik Kitzinger Land. Das mache es einfacher, bestimmte Abteilungen an einem Standort zu bündeln. So hat beispielsweise die Kitzinger Klinik Schwerpunkte in den Bereichen Kardiologie und Gynäkologie mit Geburtshilfe. Die Main-Klinik verfügt über eine Fachabteilung Urologie. Die allgemeine Chirurgie und Innere Medizin sowie die Intensivmedizin sollen an beiden Standorten erhalten bleiben.
Die Namen Main-Klinik und Klinik Kitzinger Land werden verschwinden
Am neuen Klinik-Kommunalunternehmen sollen die beiden Landkreise jeweils zur Hälfte beteiligt sein. Das bedeutet, dass sie auch jeweils die Hälfte des Defitzits tragen müssen. Landrat Eberth hofft, dass sich dieser Fehlbetrag dank der Fusion in den kommenden Jahren deutlich verringern wird. Eines stehe schon fest: Die Bezeichnungen Main-Klinik und Klinik Kitzinger Land werden zugunsten eines gemeinsamen Namens verschwinden. Wie dieser lauten könnte, dazu habe er schon gute Ideen, sagt Eberth. Verraten will er sie nicht.
Jetzt will er sie wieder weitgehend abschaffen und versetzt vielen Kliniken den Todesstoß. Ich würde sagen, das deutsche Gesundheitssystem hat eine personelle Reform an der Spitze dringend nötig.
zum Zeitpunkt ihrer Einführung waren die Fallpauschalen meines Erachtens eine sehr sinnvolle Sache. Zuvor hatten sich Kliniken über Tagespauschalen finanziert. Das heißt: Wenn man Geld gebraucht hat, blieben die Patienten einfach ein paar Tage länger da, egal ob sinnvoll oder nicht. Das lässt sich an der Entwicklung der Behandlungsdauer sehr leicht nachvollziehen.
Das Problem ist, dass jede Gesetzesänderung auch Schlupflöcher zulässt, die im Lauf der Zeit erst erkannt werden, und die Politik oft nicht den Mut hat, diese Schlupflöcher entschlossen zu stopfen, weil natürlich Besitzstände aufgebaut werden und Lobbyinteressen hinzukommen. In dem Fall geht es u.a. um die offenbar recht einträgliche Endoprothetik. Der Reformbedarf ist auch unter den Ärzten und Klinikchefs unbestritten.
Wenn Politiker in der Lage sind, ihre Meinung zu ändern, weil sich die Umstände geändert haben, ist das, wie ich meine, eher eine Qualität als ein Makel.
Gerhard Meißner, Redakteur
Das Problem ist m.M. die Dysfunktionalität und die mangelhafte Digitalisierung in den dt. Krankenhäusern. Das wird auch hier der Fall sein. Daran wir die Fusion nichts ändern.
Konkret würde mich schonmal interessieren, ob die EDV - Systeme und die Dokumentationsysteme der beiden Kliniken kompatibel sind.
Das Angebot (und damit das Defizit) wird nur reduziert werden, wenn sich beide Kliniken nur noch auf die Grundversorgung konzentrieren.
Warum brauchen wir in OCH eine Urologie, wenns in Würzburg am Klinikum Würzburg Mitte eine, deutschlandweit qualitativ hochwertige Urologie gibt?
Um sich den neuen Golf abzuholen, fahren die Käufer oft bis nach Wolfsburg. Wenns um Ihre Gesundheit geht, wollen viele Patienten ins nächstgelegene Krankenhaus, obwohl alle veröffentlichten Statistiken zeigen, daß die Qualität einer OP immer von der Höhe der Eingriffe abhängt. Und die ist in großen, oft spezialisierten Häusern immer höher.
Zahlen müssen wir ineffiziente Gesundheitssysteme mit unseren Krankenkassenbeiträgen und Steuern.
https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/die-wuerzburger-theresienklinik-ist-geschichte-klinikum-wuerzburg-mitte-hat-stationaeren-betrieb-uebernommen-art-11687225
Am Defizit wird sich durch Fusion nicht viel ändern, aber zwei Landkreise werden sich sehr publikumswirksam um die Kosten streiten.
Eine Effizienzsteigerung, Spezialisierung und Leistungsverbesserung ist in einem größeren Klinikverbund besser möglich als in einem kleinen "Landkrankenhaus". Die Alternative ist Kopf in den Sand stecken und auf die Insolvenz warten? Auch ein St. Josef in Schweinfurt kooperiert jetzt mit anderen Kliniken um den Konkurs zu verhindern.
Haben Sie einen anderen Vorschlag was die kleineren Krankenhäuser machen sollen?
https://www.aerzteblatt.de/news/etwas-mehr-als-20-klinikinsolvenzen-in-diesem-jahr-008f18c5-c794-4b18-b7e7-9a35c40c3853