Hier läuft etwas schief: Das Verhältnis zwischen der Gemeinde Erlabrunn und dem ehrenamtlichen Träger der Kita, dem St. Elisabethen-Verein Erlabrunn ist schon seit längerem angespannt. Vorwürfe gibt es auf beiden Seiten. Im Zentrum der Streitigkeiten steht die frisch eingerichtete Kita-Notgruppe im eigens dafür umgebauten Gemeinde-Pfarrhaus.
Dort gibt es seit Oktober 2023 Plätze für zwölf Kinder unter drei Jahren, die aktuell aber nicht genutzt werden. Im Gemeindeblatt vom März dieses Jahres ließ die Gemeinde durchblicken, dass es beim Thema Notgruppe ordentlich gekracht hat zwischen den beiden Seiten. Was ist passiert?
So kam es zu der Errichtung der Notgruppe im Pfarrhaus Erlabrunn
"Im Herbst 2022 gab es Beschwerden von vielen Eltern aus Erlabrunn, die keine feste Zusage für einen Betreuungsplatz hatten", erklärt Bürgermeister Thomas Benkert (UBE) gegenüber der Redaktion. Die Gemeinde reagierte auf den Kita-Platzmangel und erstellte in Zusammenarbeit mit der Fachaufsicht beim Landratsamt eine Bedarfsplanung. Diese ergab: Erlabrunn benötigt 49 zusätzliche Kitaplätze. Davon zwei Gruppen für je 12 Kindern unter drei Jahren.
In Absprache mit dem Landratsamt beschloss die Gemeinde im Januar 2023, das örtliche Pfarrhaus für insgesamt 115.000 Euro umzubauen und dort bis Oktober 2023 eine Notgruppe einzurichten. Diese sollte Platz für zwölf Kinder unter drei Jahren bieten. Die Betreuung sollte der St. Elisabethen-Verein übernehmen, der auch schon die Betreuung der Hauptkita übernimmt – so jedenfalls der Wunsch der Gemeinde. "Der St. Elisabethen Verein ist unser erster Ansprechpartner, weil das vom Organisations- und -kostenaufwand am besten passt", erklärt Benkert.
Darum war die Kostenfrage lange Streitpunkt zwischen der Gemeinde und dem Kita-Träger
Doch genau da fingen die Probleme an. Sven Herrmann, ehrenamtlicher Vorstand des St. Elisabethen-Vereins Erlabrunn, sicherte zu, die Betreuung der Notgruppe zu übernehmen. Jedoch nur unter einer Bedingung, nämlich "dass die Gemeinde das Defizit zu hundert Prozent übernimmt." Das heißt, alle anfallenden Kosten, die nicht über den Kita-Beitrag der Eltern, den gesetzlichen Zuschuss der Gemeinde und den des Freistaates Bayern gedeckt werden, sollten von der Gemeinde getragen werden. Aber warum?
Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärt Herrmann, der hauptberuflich als Unternehmensberater tätigt ist: "Ich würde die Betreuung der Notgruppe übernehmen, aber nicht zulasten der bisherigen Kita." Er habe den Vorstandsposten "nur deshalb übernommen, weil ich davon überzeugt bin, dass ich den Kindergarten auf Controlling-Ebene gut aufstellen kann" – wirtschaftlich erfolgreich agieren also. Das scheint auch zu gelingen. Nach eigener Aussage habe die Kita für dieses Jahr einen Überschuss von fünf bis sechs Prozent erwirtschaftet.
Und eben dieses erwirtschaftete Geld wollte er nicht für die Notgruppe bereitstellen. Seine Begründung: "Ich komme aus der Wirtschaft. Das Caritas-Denken 'Wir machen alles für jeden' ist bei mir nicht so tief verankert", sagt Herrmann. Nach einigem finanziellem Hin und Her sicherte die Gemeinde schließlich im Dezember die volle Kostenübernahme zu und der ehrenamtliche Kita-Träger unterzeichnete den Vertrag. Die Notgruppe sollte im Februar 2024 in Betrieb genommen werden.
Darum hat der St. Elisabethen Verein die Notgruppe seit Februar nicht in Betrieb genommen
Doch seitdem ist nichts geschehen. Und das, obwohl die Notgruppe bereits seit Oktober 2023 fertig eingerichtet war, mit Küche, Bad, Schlaf- und Spielplatz für zwölf Kinder. Herrmann erklärt das so: "Wir haben keinen Notfall, der diese Notgruppe rechtfertigen würde, sondern wir haben seit 2018 eine falsche Planung der Kita-Plätze." Aktuell gebe es nur ein Kind unter drei Jahren auf der Warteliste und dieses würde nicht in der Gemeinde wohnen.
Benkert weist die Vorwürfe einer Fehlplanung zurück. Dass es derzeit keine Kinder gebe, die einen Platz in der Notgruppe bräuchten, liege am Kita-Träger und dessen Leitung. "Wenn man seit Januar 2023 weiß, dass ab Oktober zwölf Kita-Plätze existieren, in der Zwischenzeit aber keine Kinder auf die Warteliste genommen werden, dann schauen sich die Eltern natürlich nach Alternativen um." Im Jahr 2023 waren 11 Kinder unter drei Jahren und 13 Kinder über drei Jahren außerhalb von Erlabrunn in einer Kita untergebracht, insoweit sei der Bedarf offensichtlich.
Herrmann hingegen sagt, er habe sogar die Eltern angerufen und ihnen einen Platz in der Notgruppe angeboten. Das sei jedoch ohne Erfolg gewesen. "Das ist halt immer die Frage, wie man sowas verkauft. Das ist genau diese positive Motivation, die wir vermissen", entgegnet Bürgermeister Benkert.
Gemeinde und Träger trotz Schwierigkeiten zusammenarbeiten
Herrmann will sich nach wie vor an den Vertrag halten und würde die Kita-Notgruppe betreiben - auch mit nur einem Kind. Er sagt jedoch auch: "Das ist mit hohen zusätzlichen Personalbeschaffungskosten verbunden." Um schnell gutes Personal zu finden, wolle er den Einstellungsprozess an eine externe Recruitingfirma übergeben. Rund 9000 Euro pro neu eingestellte Betreuungskraft würde dies kosten, sagt er. Auf eine Antwort darüber, ob dieser Kostenaufwand für die Gemeinde vertretbar sei, warte Herrmann bis heute. Deshalb habe der Verein die Betreuung der Notgruppe bisher nicht gestartet.
Im Mai möchte sich Bürgermeister Benkert gemeinsam mit der Caritas und Herrmann nochmal an einen Tisch setzen und klären, wie es im Pfarrhaus weitergehen soll. Beide Seiten betonen, dass sie nach wie vor an einer Zusammenarbeit interessiert sind und eine Lösung finden wollen.