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Galeria Kaufhof in Würzburg bleibt: Was dazu bisher bekannt ist und wo sich die Verantwortlichen in Schweigen hüllen
Seit der Rettung von Galeria Kaufhof Würzburg hält sich der Konzern bedeckt. Wie geht es in Zukunft weiter? Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Galeria-Standort Würzburg.
Der Galeria Kaufhof in Würzburg bleibt erhalten. Zu konkreten Zukunftsplänen schweigt die Konzernzentrale in Essen bisher.
Foto: Thomas Obermeier (Archivfoto) | Der Galeria Kaufhof in Würzburg bleibt erhalten. Zu konkreten Zukunftsplänen schweigt die Konzernzentrale in Essen bisher.
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 22.06.2024 02:36 Uhr

Für Galeria Kaufhof in Würzburg geht es weiter. Das ist vor allem eine gute Nachricht für die rund 84 Beschäftigten und deren Kundschaft. Nun stellt sich die Frage, wie der Galeria-Konzern die Zukunft des Standortes Würzburg gestalten wird. Die Galeria Karstadt Kaufhof-Zentrale hüllt sich dazu bisher in Schweigen. Die Redaktion hat dennoch einige Antworten auf offene Fragen zusammengetragen.

Für wie lange ist der Fortbestand von Galeria Würzburg mit der Rettung gesichert?

Eine konkrete Antwort gibt es dazu bisher nicht. Würzburgs Filialleiter André Tworowski verwies an die Konzernzentrale. Auf eine Presseanfrage dieser Redaktion reagierte die Galeria-Hauptzentrale in Essen bisher nicht. Würzburgs Oberbürgermeister, Christian Schuchardt, der an den Verhandlungsgesprächen beteiligt war, hatte anschließend von einer "langfristigen Lösung" gesprochen.

Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt hatte sich an den Gesprächen als Mediator beteiligt und den entscheidenden Vorschlag zur Einigung vermittelt.
Foto: Johannes Kiefer | Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt hatte sich an den Gesprächen als Mediator beteiligt und den entscheidenden Vorschlag zur Einigung vermittelt.

Von längerfristigen Lösungen spricht man in der Wirtschaft ab einer Zeitspanne von mehr als drei Jahren. Mietlaufzeiten von ein bis drei Jahren werden als mittelfristig bezeichnet und alles unter einem Jahr gilt als kurzfristige Lösung.

Ist Galeria Würzburg bei einer erneuten Insolvenz des Unternehmens abgesichert?

Nein. Im Falle einer erneuten Insolvenz wird über den Fortbestand des Unternehmens und der einzelnen Standorte verhandelt. In dem Fall werden auch die Umsatz- und Gewinnzahlen der einzelnen Filialen wieder neu bewertet. Durch den neu geschlossenen Mietvertrag mit geringeren Mieten hat Galeria Würzburg aber bessere Ausgangsvoraussetzungen als bei der letzten Insolvenz.

Wer ist der neue Eigentümer der Galeria Kaufhof Immobilie in Würzburg?

Neuer Immobilieneigentümer des Galeria-Kaufhauses in Würzburg wird die Investorenfirma RFR Holding GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main. Die Immobilienfirma besaß bereits zuvor Anteile an dem Haus. Nun ist geplant, sämtliche Anteile von der Signa Holding zu übernehmen. "Der Ordnung halber teilen wir Ihnen mit, dass die offizielle Übernahme noch nicht erfolgt ist", schreibt Gabriele Eick, externe Kommunikationsberaterin der RFR Gruppe.

Die Immobilie in der Schönbornstraße in Würzburg ist damit nicht die einzige, die nach der Signa-Insolvenz von der RFR Holding aufgekauft werden soll. Unter anderem sollen auch die Kaufhof-Immobilien in Mainz, Aachen, Nürnberg (Bismarckplatz) in das Eigentum der Holding übergehen.

Wie kam es zur Rettung von Galeria Karstadt Kaufhof in Würzburg?

Es gab mehrere Treffen zwischen der Galeria Karstadt Kaufhof-Konzernspitze, deren Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus, den Insolvenzverwaltern der ehemaligen Immobilieneigentümer des Standortes Würzburg, den neuen Immobilieneigentümern, Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt. In den Gesprächen wurde über den Mietpreis und die Laufzeit des Vertrages verhandelt.

Hier finden Sie einen Artikel, der nochmal alle Informationen rund um die Rettung ausführlich behandelt:

Wurde der Galeria Kaufhof-Standort Würzburg mit Steuergeldern gerettet?

Nein, obwohl OB Christian Schuchardt und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger an den Verhandlungsgesprächen zwischen Galeria und dem neuen Immobilieneigentümer teilgenommen haben, sind sie keine Vertragspartei. Beide Politiker waren beratend vor Ort und haben Vorschläge eingebracht. "Staatliche oder kommunale Zuschüsse oder Zusicherungen gab es nicht", bestätigte Schuchardt auf Nachfrage dieser Redaktion.

Auf welchen Mietpreis konnten sich der Immobilieneigentümer und Galeria einigen?

Die Höhe des Mietpreises ist nicht bekannt. Bevor die Immobilie an den neuen Eigentümer überging, zahlte der Standort Würzburg eine monatliche Miete, die ungefähr 17 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachte. Genauere Zahlen waren auch da nicht bekannt. Es ist davon auszugehen, dass die neue Miete nun unter diesem Wert liegt.

Galeria Würzburg-Betriebsrat Siegfried Fichna, Filialleiter André Tworowski und OB Christian Schuchardt am 7. Juni bei der Verkündung des Fortbestandes vom Warenhaus in Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Galeria Würzburg-Betriebsrat Siegfried Fichna, Filialleiter André Tworowski und OB Christian Schuchardt am 7. Juni bei der Verkündung des Fortbestandes vom Warenhaus in Würzburg.

Es ist üblich, dass Mietpreise von Einzelhandelsflächen nicht öffentlich gemacht werden. "Solche Kenntnisse über Ladenmieten bedeuten auch, dass man die Kalkulationen des Unternehmens nachvollziehen kann", erklärt OB Schuchardt in dem Zusammenhang. Bei Firmen, die sich im wirtschaftlichen Wettbewerb befinden, seien dies sensible Informationen.

Hat die Stadt Würzburg Pläne, sich weiterhin für den Kaufhof und dessen Fortbestand einzusetzen?

Ja und nein. Es liege in der Verantwortung des Galeria-Konzerns, "ein funktionierendes Konzept zu entwickeln", erklärt Schuchardt. Es sei wünschenswert, dass dieses Konzept auch über die Dauer des Mietvertrages hinaus erfolgreich ist.

Die Stadt selbst werde aber zugleich langfristig beobachten, wie sich andere Innenstädte entwickeln. Hier gebe es überall Veränderungen und neben dem Handel würden auch andere städtische Funktionen bedeutsamer. "Es ist zu erwarten, dass Handelsflächen weiter zurückgehen und sich der Nutzungsmix verändert, von Wohnen, Gastronomie über Freizeit- und Kulturangebote". In Würzburg beobachte man daher genau, wie sich die Städte andernorts entwickeln, um Trends rechtzeitig zu erkennen und die Würzburger Innenstadt zu stärken. "Wandel gab es schon immer, es gilt, ihn auch als Chance zu begreifen", sagt Schuchardt.

Wie geht es nach der Rettung mit der Galeria Kaufhof-Filiale in Würzburg weiter?

Das wird die Zukunft zeigen. Nachdem die Gläubiger von Galeria bei ihrer Versammlung dem Insolvenzplan von Stefan Denkhaus zugestimmt haben, geht es nun daran, die verbliebenen 83 Filialen zu modernisieren. Konkrete Pläne für die Sanierung hat der Konzern bisher nicht öffentlich kommuniziert.

Der neue Eigentümer Bernd Beetz kündigte bei der Gläubigerversammlung an, der Kundschaft ein besseres Einkaufserlebnis ermöglichen zu wollen. In einer Pressemitteilung vom Januar erklärte das Unternehmen, man wolle sich mehr auf "die lokale Ausrichtung" konzentrieren. So wäre es zum Beispiel denkbar, dass Teile der Verkaufsfläche an Markenhersteller vermietet werden, die diese eigenständig betreiben. Diese sogenannten Shop-in-Shop-Konzepte gibt es in Würzburg bereits, zum Beispiel im Schmuckbereich. 

Außerdem ist geplant, dass die Kaufhäuser mindestens einmal im Monat auch an Sonntagen öffnen soll. Dabei sind die Filialen jedoch auf die Unterstützung der Städte angewiesen.

 
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  • Matthias Reichert
    Das ist nun schon die wievielte Pleite und Rettung durch einen neuen Eigentümer? Da werden wieder ein paar Leute Arbeitslos und die wo übrig bleiben werden ausgenutzt vom neuem Arbeitgeber.
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Sensible Informationen

    das glaube ich. Sonst wäre es ja (ein wenig überspitzt ausgedrückt...) für die Öffentlichkeit am Ende noch transparent, wieviel Geld welcher Abzocker mindestens haben muss, um nicht komplett beleidigt den Karren (d.h. mitsamt allen Leuten die da beschäftigt sind) gegen die Wand fahren zu lassen.

    Ich stell mal wieder meine blöde Frage: muss man sich unter solchen Umständen wirklich wundern, wenn sich immer mehr Leute (von den "Eliten") vera(lber)t vorkommen und glauben, das Problem durch "Protest!"-Wahl lösen zu können?
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  • Walter Stöckl-Manger
    1. Nix Genaues weiß man nicht.
    2. Ich erlaube mir, äußerst skeptisch zu bleiben.
    3. Schuchardt und Aiwanger durften dabeisitzen, GEMACHT haben andere. Aber das war mir eh klar.😉
    4. "Langfristig" heißt im Munde eines Komunalpolitikers doch einfach immer nur: Länger als meine aktuelle Legislaturperiode...
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