zurück
Würzburg/Schweinfurt
Frust über Lauterbach und geringe Honorare: Apotheken schließen aus Protest am Mittwoch auch in Unterfranken
Am Mittwoch schließen die Apotheken in Bayern und Baden-Württemberg. Auch in Unterfranken beteiligen sich viele Apotheken an der Protestaktion. Was dahinter steckt.
Am Mittwoch schließen viele Apotheken in Unterfranken. Es handelt sich um eine bundesweite Protestaktion, die den ganzen November über läuft.
Foto: Peter Kneffel, dpa | Am Mittwoch schließen viele Apotheken in Unterfranken. Es handelt sich um eine bundesweite Protestaktion, die den ganzen November über läuft.
Mara Kuth
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:15 Uhr

Deutschlandweit sind den ganzen November über Proteste in Apotheken angekündigt. In Bayern sind Apothekerinnen und Apotheker an diesem Mittwoch aufgerufen, ihre Läden zu schließen. Laut einer Umfrage werden sich 92 Prozent der Apotheken daran beteiligen, sagt Bernward Unger, Pressesprecher des Bayerischen Apothekenverbands (BAV) im Landkreis Kitzingen.

Wie steht es um die Arzneimittelversorgung von Kunden und Kundinnen an diesem Tag? Und warum protestieren die Apotheken eigentlich?

Wie viele Apotheken schließen in Unterfranken am Mittwoch?

Insgesamt rechnet Unger bei einer Kundgebung in Stuttgart, bei der Apothekerinnen und Apotheker aus Bayern und Baden-Württemberg protestieren, mit rund 200 Vertretern und Vertreterinnen aus Unterfranken. Auch Unger wird seine Apotheke in Dettelbach schließen.

Eine offizielle Angabe zur genauen Anzahl der Apotheken, die am Mittwoch in Unterfranken schließen, gibt es nicht. Insgesamt dürften es aber die meisten sein. Im Raum Main-Spessart etwa gibt es 27 Apotheken, 24 wollen sich an der Protestaktion beteiligen, erklärt Anne Lahoda, Sprecherin des BAV im Landkreis.

Wo bekommt man im Notfall noch Medikamente?

Einerseits werden einzelne Apotheken in Unterfranken am Mittwoch geöffnet haben. Andererseits wird der Notdienst der Apotheken nicht ausgesetzt. In jedem Landkreis gibt es mindestens eine Notdienstapotheke. Welche das ist, kann auf der Internetseite der Bayerischen Landesapothekerkammer eingesehen werden. Einen telefonischen Apothekenfinder gibt es unter der Nummer 22 8 33.

Warum protestieren die Apotheken?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Im Kern geht es den Apothekern um den Erhalt der Versorgungsstrukturen, wirtschaftliche Planungssicherheit und eine gesicherte Zukunft für Apotheken mit ihren Angestellten.

  • Honorar: Die Apotheken fordern eine Steigerung der Packungshonorare, denn diese habe sich seit 20 Jahren nicht geändert, sagt Apotheker Unger. Das Packungshonorar ist der Anteil am Preis eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels, den die Apotheken an Gewinn machen, wenn sie ein Medikament verkaufen. Hier habe es keine Anpassung an die Inflation gegeben, beanstandet Unger.
  • Apothekenschließungen: "In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Apotheken in Bayern von 3400 auf 2800 gesunken", sagt Unger. Das liege am Fachkräftemangel, geringen Gehältern und an den hohen Arbeitsstunden, so Dr. Clemens Hock, Apotheker aus dem Landkreis Miltenberg. Auch die Lieferengpässe von Medikamenten seien ein Problem. BAV-Sprecherin Lahoda protestiert am Mittwoch, weil sie die wohnortnahe Versorgung der Patientinnen und Patienten gefährdet sieht. Es würden immer mehr Apotheken schließen, weil sich keine Nachfolger fänden, die diese immense Verantwortung und finanzielle Belastung zu den aktuellen Bedingungen übernehmen würden, so Lahoda.
  • Karl Lauterbachs Politik: Der Bundesgesundheitsminister "hat eine große Arroganz gegenüber den Apothekern", so die Kritik von Bernward Unger. Der SPD-Politiker schlage immer wieder Gesprächstermine aus und bringe den Apotheken keine Wertschätzung entgegen. Auch Hock kritisiert Lauterbach: "Die Nöte und Sorgen der Apotheker werden nicht gehört", sagt er. Lauterbach rede nicht mit den Apothekern. Beim letzten Deutschen Apothekertag sei er zum ersten Mal in seiner Zeit als Gesundheitsminister erschienen, dann aber auch nur per Videoschalte und ohne einen richtigen Dialog oder Austausch. Auch Lauterbachs Zukunftspläne für die Struktur der Apotheken in Deutschland sei bei den deutschen Apothekern und Apothekerinnen nicht gut angekommen. Das habe sich beim Deutschen Apothekertag dieses Jahres gezeigt. 
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Dettelbach
Miltenberg
Karlstadt
Schweinfurt
Mara Kuth
Apotheken
Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen
Bundesgesundheitsminister
Honorare
Karl Lauterbach
Unterfranken
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Barbara Fersch
    die Bezahlung der Apotheker ist eine Schande für den Grad des Studiums. Wenn man bedenkt ,was im Vergleich eine PTA verdient, die weit weniger Verantwortung und Fachwissen besitzt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dietmar Eberth
    Haben Sie da andere Zahlen?

    "Laut Aussagen der apoBank [Deutsche Apotheker- und Ärztebank] beträgt das durchschnittliche Bruttoeinkommen eines selbstständigen Apothekers beziehungsweise einer selbstständigen Apothekerin 173.900 Euro im Jahr. Anders ausgedrückt liegt das Monatsbrutto somit bei knapp 14.500 Euro. "
    https://www.mainpost.de/im-fokus/gehalt/gehalt-als-apotheker-und-apothekerin-wie-viel-verdient-man-art-11046239

    https://www.augsburger-allgemeine.de/wirtschaft/kommentar-apotheker-streik-mit-den-apothekern-klagen-die-falschen-id66813926.html
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Elfriede Schneider
    dafür verdient die Pta auch weniger
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dominik Temming
    Mittlerweile gibt es sehr gute Alternativen im Internet. Wer eine gut ausgestattete Hausapotheke hat, seine Dauermedikation bei DocMorris besorgt, der braucht euch nicht. Mit zunehmender Digitalisierung schmilzt eure Daseinsberechtigung.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Elfriede Schneider
    Hoffe Sie brauchen niemals was im Notdienst
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Klaus B. Fiederling
    es wäre an der Zeit die Ampel endlich mal wieder auf die Oppositionsbank zu drücken, wo sie hingehört. Was war denn ihre Leistung in den letzten beiden Jahren? Teurer, Teurer und Herr Lauterbach schwang fest die Keule bei Corona.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dietmar Eberth
    Alle Lockdowns, Schul-/Kitaschließungen, Kontaktbeschränkungen und die größten Einschränkungen der Grundrechte während Corona waren unter dem Gesundheitsminister Spahn.

    2 Jahre Ampel:
    Erhöhung des Mindestlohns
    Reduzierung Anzahl Abgeordneter im Bundestag
    Abhängigkeit von Rußland reduziert (LNG-Terminals)
    Stärkste Rentenerhöhung seit Jahren
    Bafög-Reform
    Unterstützung Ukraine
    verbesserte Verteidigung (100 Mrd)
    Streichung §219a
    Ausbau Erneuerbare stark erhöht
    EEG-Umlage abgeschafft
    Abschaltung Atomkraft
    49-Euro Deutschlandticket

    16 Jahre GroKo:
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten