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Früherer Missbrauchsbeauftragter des Bistums Würzburg ist tot: Wie Klaus Laubenthal für Schlagzeilen sorgte
Sieben Jahre lang war der Strafrechtsprofessor Ansprechpartner für Betroffene sexuellen Missbrauchs. In dieser Zeit hat er 100 Vorwürfe untersucht.
Professor Klaus Laubenthal, erster externer Ansprechpartner für Betroffene sexuellen Missbrauchs im Bistum Würzburg, ist tot.
Foto: Theresa Müller | Professor Klaus Laubenthal, erster externer Ansprechpartner für Betroffene sexuellen Missbrauchs im Bistum Würzburg, ist tot.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 16.08.2024 11:31 Uhr

Der Würzburger Kriminologe Professor Klaus Laubenthal ist tot. Wie jetzt bekannt wurde, starb der Jurist bereits am 14. Juli im Alter von 69 Jahren. Bundesweit bekannt wurde der gebürtige Aschaffenburger als Missbrauchsbeauftragter des Bistums Würzburg.

2010 wurde der Ordinarius für Kriminologie und Strafrecht an der Juristischen Fakultät der Universität Würzburg von Bischof Friedhelm Hofmann als erster externer beziehungsweise unabhängiger Ansprechpartner für Betroffene sexuellen Missbrauchs ernannt. Damals wurde der Missbrauchsskandal am Berliner Canisius-Kolleg öffentlich.

Laubenthal beschuldigt seinen Vorgänger des sexuellen Missbrauchs

2016 sorgte Laubenthal für Schlagzeilen, als er die Missbrauchsvorwürfe einer Frau gegen seinen Vorgänger für plausibel hielt. Der Beschuldigte, ein Kleriker des Bistums, soll sie als Jugendliche sexuell genötigt haben.

Das Bistum Würzburg folgte den Ausführungen Laubenthals jedoch nicht. Daraufhin machte er den Fall publik: erstmals im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", anschließend in vielen Gesprächen mit dieser Reaktion.

Die Staatsanwaltschaft Würzburg prüfte den Fall. Er war verjährt. Das Bistum Würzburg hatte damals den Vorwurf nicht angezeigt. In einer Stellungnahme des Bistums hieß es: "Die Feststellung der Staatsanwaltschaft zeigt, dass die Entscheidung der Diözese Würzburg, den Vorwurf eines offensichtlich verjährten mutmaßlichen Geschehens nicht zur Anzeige zu bringen, kein Vertuschungsversuch ist."

Professor Laubenthal hört 2017 überraschend auf

2017 legte Laubenthal sein Amt als Missbrauchsbeauftragter nieder. Gründe für seine überraschende Entscheidung nannte er nicht. Seinen Angaben zufolge hat er in den sieben Jahren als Ansprechpartner des Bistums für Betroffene 100 Missbrauchsvorwürfe untersucht, darunter drei Falschbeschuldigungen.

2015 wurde Professor Laubenthal vom Bundesjustizminister in die Expertenkommission zur Reform des Sexualstrafrechts berufen. Sein Anliegen war es, generell die Verjährungsfristen bei Sexualdelikten abzuschaffen.

Auch im Zusammenhang mit einem anderen Fall sorgte der Kriminologe für Aufmerksamkeit: In einem Gespräch mit dieser Redaktion informierte Laubenthal, dass die beiden Geistlichen, die 1976 bei Anneliese Michel aus Klingenberg am Main (Lkr. Miltenberg) den Exorzismus durchführten, rund 40 Jahre später jeweils des sexuellen Missbrauchs beschuldigt worden seien. Laubenthal meinte, künftige Forschungen zum Exorzismusfall sollten auch diesen Aspekt in Erwägung ziehen.

Laubenthal war nicht nur Hochschullehrer, sondern bis 2001 Richter am Landgericht Würzburg. Bis 2019 gehörte er dem Ersten Strafsenat des Oberlandesgerichts Bamberg an. Bis 2020 war Laubenthal Richter am Bayerischen Obersten Landesgericht.

 
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