Angekündigt ist die Veranstaltung an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt als "ScienceFem – Konferenz, Messe & "Femtival" für Frauen aus Wissenschaft und Forschung"; Schwerpunkte sind die Themen Künstliche Intelligenz (KI) und Digitalisierung. Dass es bei der Premiere dieses Veranstaltungsformats neben fachlichen Themen vor allem um die Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft geht, erklärt Initiatorin Prof. Dr. Christina Völkl-Wolf.
Prof. Dr. Christina Völkl-Wolf: An der THWS werden wir in den nächsten Jahren voraussichtlich durch das Professorinnenprogramm gefördert, ein Förderprogramm, das die Zahl der Professorinnen erhöhen und die Gleichstellungs-Strukturen an den Hochschulen stärken soll. Mein Team und ich haben überlegt, was uns bei der Umsetzung dieser Ziele voranbringen würde. So kam die Idee zur ScienceFem, an deren Vorbereitung wir seit November arbeiten.
Völkl-Wolf: Die Zahl der Professorinnen in Bayern ist noch relativ gering; an der THWS haben wir nur etwa 18 Prozent Frauen, was unter anderem daran liegt, dass wir sehr viele technische Studiengänge haben. Bei Ausschreibungen bewerben sich meist viele Männer – dafür fehlen Bewerbungen von Frauen.
Völkl-Wolf: Ich glaube, es hat viel mit dem traditionellen Rollenbild zu tun, dass Frauen weniger als Wissenschaftlerinnen gesehen werden. Aus meiner Sicht brauchen wir für unsere Volkswirtschaft eine Veränderung, damit wir genügend Fachkräfte für die Zukunft haben. Die Hälfte unserer Gesellschaft sind Frauen und wir müssen sie auch für Themen wie Informatik und Technik interessieren, weil sie sehr wichtig sind. Gleichzeitig brauchen wir zum Beispiel auch Männer in der Pflege – innerhalb der Berufe muss mehr Gleichstellung stattfinden.
Völkl-Wolf: Ja. Seit 2023 gibt es zum Beispiel in der Fakultät Informatik und Wirtschaftsinformatik den neuen Studiengang "IT Security" – von 48 Erstsemestern sind gerade mal zwei Frauen. Das ist ein Studiengang, den wir brauchen, wir hören ja ständig von Hackerangriffen und ihren Folgen. Warum interessieren sich so wenig Mädchen für das Thema? Weil es als "nerdig" und typisch männlich gilt? Dieses Bild würden wir gern ändern.
Völkl-Wolf: Unser Ziel ist, mehr Professorinnen und Frauen in die Wissenschaft zu bekommen. Die Konferenz soll unter anderem ein Bewusstsein dafür schaffen, dass dies überhaupt ein Bereich ist, der für Frauen möglich ist. Ich glaube, das ist oft gar nicht richtig bekannt und wird auch nicht gefördert.
Völkl-Wolf: Unsere Hauptzielgruppe sind Alumni und Frauen aus forschungsnahen Unternehmen und auch Studierende. Speziell für Schülerinnen findet der TecGirls Day ab 8 Uhr statt, der dann in die Sciencfem überführt. Aus der St. Ursula-Schule, einer Mädchenschule, kommen acht Klassen – vier elfte Klassen Gymnasium und vier neunte Klassen Realschule. In diesen Jahrgangsstufen entscheiden sich die Mädchen, was sie später studieren oder was für eine Ausbildung sie machen wollen. Ihnen möchten wir in Workshops Themen wie Coding for Girls oder Robotik nahebringen und zeigen, dass das etwas Tolles ist. Auch von der Staatlichen Fach- und Berufsoberschule (FOS BOS) Würzburg haben sich über 20 Schülerinnen angemeldet.
Völkl-Wolf: Wir wollen auch Eltern ansprechen, damit sie sehen: Mädchen müssen nicht immer BWL oder soziale Arbeit studieren. Es gibt Berufe, wo Menschen gebraucht werden – wie zum Beispiel in IT-Security, Robotik, Informatik –, die man oft Männern überlässt. Gerade in diesen Bereichen gibt es sehr gute Verdienstmöglichkeiten, ein Großteil der Arbeit ist von zuhause aus möglich und damit sehr familienfreundlich gestaltbar.
Völkl-Wolf: Ja. Auf der ScienceFem sprechen die Vortragenden neben ihrem fachlichen Thema auch darüber, wie sie zu ihrem Berufsweg gekommen sind. Damit die Teilnehmerinnen sehen, dass man eine Karriere in der Wissenschaft und gleichzeitig Familie haben kann.
Völkl-Wolf: Es geht auch darum, wirklich ins Gespräch zu kommen. Das ist etwas, was Frauen noch zu wenig nutzen. Männer haben Kontakte, Netzwerke, Frauen fehlt das häufig. Viele fragen "darf man Kontakte denn nutzen?" – Ja, natürlich, ein fachliches Netzwerk im Rücken zu haben, ist wahnsinnig wichtig! Wir hoffen, aus der ScienceFem eine Datenbank generieren zu können, über die sich die Leute auch danach vernetzen können.
Völkl-Wolf: Ja, auf der ScienceFem sind auch einige Unternehmen vertreten – zum Beispiel die Industrie- und Handelskammer (IHK), die E-Commerce-Agentur dc AG, Hugo Boss und XXL Lutz. Wir wollen die ScienceFem nächstes Jahr mit anderen Schwerpunktthemen fortführen und auch in Zukunft forschungsnahe Unternehmen auf eine Teilnahme ansprechen – für 2025 gibt es von dieser Seite bereits Reservierungen .
Völkl-Wolf: Wir erwarten Bayerns Digitalminister Dr. Fabian Mehring, Würzburgs Bürgermeisterin Judith Jörg, die IHK-Präsidentin Carolin Trips und unseren Präsidenten Prof. Dr. Jean Meyer. Das freut mich, weil es zeigt, wie wichtig das Thema ist. Die Sichtbarkeit für das Thema Frauen in der Wissenschaft, die wir mit dieser Konferenz erreichen wollen, ist unheimlich wichtig.